Vanessa Wohlert geht Personalsuche sportlich an

Unternehmen müssen qualifizierte Fachkräfte finden und binden. Gute Zeiten für die Personalberatungsbranche. Personalberater unterstützen Unternehmen bei der Personalplanung und -beschaffung. Sie überbrücken Engpässe und reagieren auf schwankende Auftragslagen. Eine von ihnen ist Vanessa Wohlert. Sie hat ihren Firmensitz in Ratingen.

Rund 12.000 Personaldienstleister sind bei der Bundesagentur für Arbeit zugelassen. Die Top 10 der Personaldienstleister teilen sich 40 Prozent des Marktes. Sie haben sich im letzten Jahr selbstständig gemacht. War das klug oder verwegen?

Vanessa Wohlert: Der Markt sieht schon anders aus, wenn man sich anschaut, dass es „nur“ 2.000 spezialisierte Personalvermittlungen gibt. Ich arbeite seit fünf Jahren in der Branche und irgendwann ist mir klar geworden, dass mir nur die Selbstständigkeit bleibt, wenn ich authentisch arbeiten möchte. Also, um Ihre Frage zu beantworten: eher klug als verwegen.

Dann sind Sie Quereinsteigerin?

Vanessa Wohlert: Ja, ich habe dual Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Sport studiert und im Fitnessstudio der Asiatherme in Kleinenbroich gearbeitet. Nach dem Studium bin ich nach Berlin gezogen und habe in der Sportbranche gearbeitet, wo ich unter anderem virtuelle Kursprogramme für eine der größten Fitnessstudioketten an externe Partner vertrieben habe. Aber dann habe ich gemerkt, dass es das nicht ist.Und wie das Leben oft so spielt, hat eine ehemalige Kollegin mich angesprochen, ob Personalberatung nichts für mich sei. Dann ging alles sehr schnell und ich habe den Einstieg in einer international bekannten Personalberatung gefunden.

Fotos: Jochen Rolfes

„Das Zwischenmenschliche ist wichtig und es ist gut, wenn man beide Seiten kennt.“ Vanessa Wohlert, Personalberaterin

Neben einer verstärkten Nutzung von Datenanalyse und KI-Tools prognostizierten Experten für die Branche eine zunehmende Spezialisierung der Berater. Wie sehen Sie die Entwicklung?

Vanessa Wohlert: Die Personalberatungsbranche durchläuft im Moment einen digitalen Transformationsprozess. KI-gestützte Matching-Algorithmen, Video-Interviews und digitale Assessment-Center verändern die Arbeit und da wird sich in den nächsten Jahren noch einiges tun. Ich habe mich mit meinem Unternehmen auf Finance und HR spezialisiert und bin davon überzeugt, dass diejenigen Personalberater in Zukunft erfolgreich sein werden, die persönliche Beratungskompetenz mit modernen Tools kombinieren.

Was macht für Sie eine gute persönliche Beratungskompetenz aus?

Vanessa Wohlert: Eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Das Spannende an meinem Beruf ist für mich, dass ich beide Seiten abdecke. Auf der einen Seite investiere ich viel Zeit in die Unternehmen, die auf Mitarbeitersuche sind, führe lange Gespräche und finde heraus, wie das Unternehmen tickt und welche Wertekultur dort gelebt wird. Es ist nämlich keineswegs so, dass Unternehmen immer wissen, für welche Werte sie stehen. Ich sehe mich als Repräsentant des Unternehmens. Auf der anderen Seite sind die Kandidaten. Da ich NRW-weit tätig bin, treffe ich mich gerne mit ihnen zu Präsenzterminen beim Mittagessen und schaue dabei hinter die Kulissen. Mich interessiert besonders, was nicht im Lebenslauf steht. In solchen Gesprächen finde ich dann auch heraus, welche Herausforderungen es in der Vergangenheit gab und wie die- oder derjenige sie gemeistert haben. Und oft schließt sich der Kreis, weil ich von Kandidatenseite wiederum viel über Unternehmen erfahre, in denen sie bereits tätig waren.

Die Wirtschaft beklagt den Fachkräftemangel. Wieso haben Sie Kandidaten in der Rückhand und wieviele?

Vanessa Wohlert: Ich habe mir im Laufe der Jahre eine vierstellige Bewerberdatenbank aufgebaut. Das sind Arbeitsuchende, die sich bei mir eingetragen haben, mit denen ich gemeinsame Prozesse hatte oder die ich erfolgreich vermittelt habe. Mit letzteren bleibe ich auch nach der Vermittlung im Austausch. Denn wenn der neue Job doch nicht der richtige ist, kann ich direkt wieder loslaufen. Zudem werden meine Kandidaten auch häufig zu meinen Kunden in leitender Funktion und engagieren mich anschließend für die Personalsuche.

Und dann gibt es noch die Kandidaten, die ich bei meinen verschiedenen Netzwerktätigkeiten kennenlerne. Ich habe z. B. gerade die Gruppe Schlossturm für den BNI, das Business Network International, mitgegründet.  

Welche Aufgaben lehnen Sie ab?

Wenn Unternehmen zu mir sagen: Schauen Sie doch einmal auf unsere Website und schicken Sie uns Profile. Dann sage ich nein danke.

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Vanessa Wohlert

Ist gebürtig aus Zweibrücken und in Kleinenbroich aufgewachsen. Sie kommt aus einer Sportlerfamilie und hat daher eine hohe Affinität zum Thema Fußball und Sport im allgemeinen.

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