Sönke Wortmann: Ein Mann, der bewegt
„Wenn ich traurig gucke, liegt es nicht an Ihnen“, erklärte der Düsseldorfer Regisseur Sönke Wortmann gleich zu Beginn des 100. Ständehaus Treffs am 11.11. Wenige Stunden zuvor war sein Schwiegervater gestorben, aber 360 Gäste sich selbst und dem zugegebenermaßen köstlichen Menü von GCS Catering im K21 überlassen? Das kam für den Regisseur nicht infrage. Vor 30 Jahren mischte Wortmann die deutsche Filmlandschaft mit „Der bewegte Mann“ auf. Mit über sechseinhalb Millionen Kinobesuchern war der Film einer der erfolgreichsten deutschen Filme.
Der politische Teil
Was der Ausgang der Wahl in Amerika mit ihm mache, wollte RP-Chefredakteur Moritz Döbler gleich zu Anfang des Talks wissen. Eine umgekehrte Nachrichtensperre in Form von leiser machen oder umschalten, so Wortmann. Anders halte das Grünen-Mitglied es mit der deutschen Politik und der gescheiterten Ampelkoalition, da wolle er alles wissen. Eine Serie wie „House of Cards“ für Deutschland konnte der Wahldüsseldorfer sich jedoch nicht vorstellen, denn: „Wie will man Olaf Scholz besetzen?“, dachte er laut nach und lächelte verschmitzt. So etwas funktioniere nur historisch, zum Beispiel mit Willy Brandt oder Helmut Schmidt, selbst für Angela Merkel sei seiner Meinung nach die Zeit noch nicht gekommen.
Der persönliche Teil
Als Sohn eines Bergmanns kam Sönke Wortmann 1959 in Marl auf die Welt. Seine Heimat sei das Ruhrgebiet, weil er dort aufgewachsen ist und die Sprachfärbung mag. Leben wolle er dort jedoch nicht mehr. Vor 20 Jahren zog der Filmemacher von Ratingen nach Düsseldorf. Sein Büro sei jedoch in Köln, warf Döbler ein, ein Umstand, der in Düsseldorf immer erklärungsbedürftig ist. Düsseldorf gefalle ihm besser, es gehe internationaler zu und außerdem gebe es eine Landesregierung, so Wortmann, und war damit aus dem Schneider.
Fußball bestimmt nicht nur seine filmischen Epen wie „Das Wunder von Bern“ und „Deutschland. Ein Sommermärchen“ – für letzteren Film lief er selbst im Trainingsanzug herum, saß auf der Ersatzbank und hoffte, dass Bundestrainer Jürgen Klinsmann ihn nicht aus Versehen einwechselt. Um ein Haar wäre Wortmann Fußballprofi geworden, doch stattdessen ging er nach München. Dort fuhr er rauchend nachts Taxi, nachdem er innerhalb von drei Wochen den Stadtplan auswendig gelernt hatte. Er bewarb sich bei der Hochschule für Fernsehen und Film und wurde angenommen. Der Rest ist mittlerweile Filmgeschichte wie „Allein unter Frauen“ (1991) und „Kleine Haie“ (1992).
Auf die Frage, welchen Film er auf eine einsame Insel mitnehmen würde, handelte Wortmann den Talkmaster zunächst auf drei Filme hoch: „Kleine Haie“ (1992), „Das Wunder von Bern“ (2003) und „Sommerfest“ (2017) kämen in den Koffer – aber eigentlich würde er sich nach der Premiere keinen seiner Filme mehr ansehen.
Wer Wortmann heißt, kommt vermutlich nicht ums Schreiben drumherum. Vor drei Jahren erschien sein Debütroman „Es gilt das gesprochene Wort“, der von der Welt hinter den Kulissen der Diplomatie erzählt und zum Teil in Marokko spielt. Zu Wortmanns Leidwesen schaffte es sein Erstlingswerk nicht auf die Spiegel-Bestsellerliste: „Film ist mir lieber, aber ich wollte das mal probieren.“
Am 19. Dezember kommt sein neuer Film „Der Spitzname“ in die deutschen Kinos und bildet mit „Der Vorname“ (2018) und „Der Nachname“ (2022) eine Trilogie. Weiter geht es in 2025 mit der Verfilmung von Jan Weilers Roman „Die Älteren“, einer Scheidungskomödie. Die Hauptrollen sollen Sebastian Bezzel und die Düsseldorferin Anna Schudt spielen.
Der 100. Ständehaus Treff
// Ohne den Journalisten und Pressesprecher Axel Pollheim würde es den ersten fernsehfreien Polit-Talk nicht geben.
// Pollheim hob den Treff vor einem Vierteljahrhundert im Jahr 1999 aus der Taufe, um das Unternehmen Ideenkapital bekannter zu machen.
// Am 30. November war Oscar Lafontaine der erste Politiker, der im Landgasthaus Milser in Duisburg auf der Bühne saß. „Frau Merkel war damals auch schon dabei, nur noch nicht mit der Frisur von Udo Walz“, lacht Pollheim.
// Nach elf Veranstaltungen gab es einen Standortwechsel ins Ständehaus auf Wunsch von Ministerpräsident Wolfgang Clement. Pollheim, mittlerweile Pressesprecher bei Signa, war gleich Feuer und Flamme und bekam mit Bundeskanzler Gerhard Schröder im Juli 2002 den denkbar besten Eröffnungsgast.
// Mit dem ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz brachte es der stadtbekannte Netzwerker, der auch die Formate „Düsseldorf IN“, „reden mit essen“, „Was gibt`s Neuss?“ „MG ist IN“, „IN-Golfturnier“ und „Ärzte IN“ ins Leben rief, in den folgenden Jahrzehnten auf vier Bundeskanzler und eine Bundeskanzlerin.
// 2016 übernahm dann die Rheinische Post-Mediengruppe sämtliche Formate, Pollheim blieb weitere fünf Jahre Ansprechpartner für den Ständehaus Treff.
//„Meine beiden letzten Veranstaltungen haben im Stadion stattgefunden während der Corona-Zeit“, erinnert sich Pollheim. Sein Highlight? „Neben Helmut Schmidt alleine im Ständehaus zu sitzen, während er rauchte und Bücher signierte und mir erzählte, dass er bei seinem letzten Chinabesuch noch mit Mao Tee getrunken habe.“
Axel Pollheim begleitet Angela Merkel 2017 die Treppe im K21 herunter und landet anschließend mit auf den Pressefotos, damit er später etwas für seine Enkel habe – so der Rat von Mutti Merkel. Foto: privat
Beitragsbild: Copyright Meike Schrömbgens