Wie wichtig intakte sanitäre Einrichtungen und Heizungsanlagen sind, merkt man in der Regel erst bei einem Rohrbruch, wenn die Toilette verstopft ist oder die Wohnung kalt. In Deutschland fehlen aktuell rund 12.200 Fachkräfte im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK). Dabei ist der Bedarf an Wärmepumpen, smarten Heizsystemen und nachhaltigen Lösungen groß und die Branche krisensicher. Während sich viele Betriebe schwertun, junge Leute zu gewinnen, geht ein familiengeführter Betrieb mit Sitz in Düsseldorf Golzheim andere Wege: mit Teamgeist und gelegentlichem Axtwerfen.
Zwei Männer, zwei Welten, ein Ziel
Der Installateur-Betrieb, den Jens in der Strodt seit fast drei Jahrzehnten führt, steckt mitten im Generationswechsel und einer Übergabe an eine Doppelspitze. Beides kam über Umwege. Denn eigentlich hatte Sohn Malte eine Ausbildung zum Außenhandelskaufmann absolviert und im Vertrieb eines Textilunternehmens gearbeitet. „Aber irgendwann war mir nicht mehr wichtig, ob ich das tausendste T-Shirt verkaufe, das kein Mensch braucht.“ Also warum nicht das Familienunternehmen weiterführen? Im Januar 2024 rückte Malte in der Strodt zum ersten Mal mit den Monteuren aus. Tagsüber absolvierte er die Schule für den kaufmännischen Meisterteil, parallel besuchte er die Abendschule für den Betriebswirt des Handwerks. Den kaufmännischen Meisterteil hat er schon in der Tasche, die Prüfung zum Betriebswirt des Handwerks wird er in einem Jahr bei der Handwerkskammer Düsseldorf ablegen.

Oliver Weiß, Fotos: Michael Gstettenbauer
„Handwerk ist ein solider, erfüllender Karriereweg – mit echten Aufstiegschancen.“ Jens in der Strodt
Auf die Idee mit der Doppelspitze in der nächsten Unternehmergeneration wäre vermutlich niemand gekommen, hätte sich Malte nicht vor vielen Jahren in Oliver Weiß‘ Schwester verliebt und der ist Installateur. Weil die Chemie zwischen den Familien stimmte und Weiß in seinem Betrieb nicht zufrieden war, bot Jens in der Strodt ihm eine Stelle an. Mittlerweile ist Malte glücklich verheiratet mit Olivers Schwester, Vater von zwei Kindern und Oliver seit zehn Jahren Installateur im in der Strodtschen-Familienbetrieb. Im April hat der zweifache Familienvater seinen Meister gemacht, nach vier Jahren harter Arbeit in der Abendschule. Dabei war Installateur nicht sein Traumberuf, aber ein einwöchiges Praktikum verlängerte er freiwillig auf drei Wochen, machte dann die Ausbildung. „Ich habe vom ersten Tag an Spaß daran gehabt. Und jeder Kunde ist wie ein neues Abenteuer.“
Die Aufgabenteilung bei der nächsten Unternehmergeneration liegt auf der Hand. Für die Technik ist Oliver Weiß zuständig, um den kaufmännischen Teil kümmert sich Malte in der Strodt. Dass beide sich gut ergänzen, ist auch im Team spürbar. „Ich bin direkter, kann auch mal ganz gut Tacheles reden “, sagt Oliver Weiß, „Malte ist diplomatischer. Das passt.“
Dass die Nachfolge nicht von heute auf morgen erledigt ist, ist allen bewusst. „Fünf bis zehn Jahre klingt lang, ist aber im Unternehmenskontext kurz“, sagt Jens in der Strodt. In dieser Zeit sollen Wissen weitergegeben, Strukturen gestärkt und gleichzeitig Platz für Neues geschaffen werden. Digitalisierung, Fachkräftemangel, neue Technologien – die Herausforderungen sind groß. Andererseits, findet in der Strodt, haben die beiden mit der doppelten Unternehmensspitze das große Los gezogen. Denn während er jahrzehntelang alles allein gemacht hat, teilen sich die beiden Nachfolger die Aufgaben klar auf.

Zwischen Wärmepumpe und WhatsApp
Das Klischee von „Gas, Wasser, Sch …“ hängt dem Beruf immer noch nach. Doch die Branche ist längst auf Zukunftskurs: Smarte Heizsysteme, Ferndiagnosen per Gateway, Wärmepumpen statt Gasthermen. Auch in puncto Nachhaltigkeit passiert viel: Viele alte Pools verbrauchen Unmengen Wasser und Energie. „Heute können wir mit einer Wärmepumpe oder Solar den Pool erwärmen.“ Und wer heute Anlagen betreut, muss nicht nur schrauben, sondern auch klicken können.
Als Meisterbetrieb hat Jens in der Strodt schon immer ausgebildet. Im letzten Jahr haben Oliver Weiß und Sohn Malte „ihren“ ersten Azubi eingestellt. Ihre Kriterien? „Der Schulabschluss ist nicht der ausschlaggebende Punkt dafür, ob jemand später ein erfolgreicher Monteur ist“, erklärt Malte in der Strodt. Die Azubis sind noch jung und verbringen viel Zeit im Betrieb: „Ein Stück weit übernimmt man auch Erziehungsaufgaben. Aber wenn man sich kümmert, funktioniert das sehr gut.“ Mittlerweile ist das Handwerk aber nicht nur für Haupt- und Realschüler, sondern auch für Gymnasiasten interessant. „Die Arbeit ist heute digitaler und moderner – und selbst die Finger macht man sich nicht mehr so oft schmutzig. Aber es ist trotzdem Handwerk“, betont Jens in der Strodt.
Das Ziel des Familienbetriebs: junge Talente langfristig binden, ihnen Vertrauen schenken und Perspektiven aufzeigen. „Wir versuchen, neue Wege zu gehen, Verantwortung früh zu übergeben.“ Und weil Malte in der Strodt selber einer ist, sind Quereinsteiger im Unternehmen willkommen. Entscheidend ist, dass jemand Lust hat, sich reinzuhängen. „Und wer Gas gibt, verdient später auch gut“, erklärt Jens in der Strodt.
Teamevents mit Axt und Adrenalin
Das Team besteht aus 14 Technikern, Azubis und Bürokaufleuten. Neben regelmäßigen Besprechungen gibt es auch außergewöhnliche Teamevents: Paragliding in Österreich, Fallschirmspringen als Weihnachtsgeschenk, demnächst eine Runde Axtwerfen am Feierabend. „Das stärkt den Zusammenhalt“, sagt Oliver Weiß. „Es muss ja nicht jeder springen oder die Axt schwingen – aber jeder soll sich wohlfühlen.“ Das Verhältnis zu den langjährigen Mitarbeitern ist kollegial. „Ich habe hier schon Schulpraktika gemacht, da war ich 13 Jahre alt“, erinnert sich Malte in der Strodt. Dass er jetzt einer der zwei künftigen Chefs ist, sieht er unkritisch. „Ich denke, man merkt schnell, ob jemand sich einbildet, der Chef zu sein, oder ob er wirklich zuhört.“ Was zählt, ist der Zusammenhalt – auch als Argument im Azubi-Marketing.
Beitragsbild: v.l. Oliver Weiß, Malte und Jens in der Strodt