Bei Aventem sind auch Quereinsteiger willkommen 

Holger Niewind auf Inspektion in der Lagerhalle

Die Veranstaltungs- und Eventbranche hat es in der Krise besonders hart getroffen. Holger Niewind demonstrierte zwar in Berlin, machte aber das Beste aus der Krise und richtete in seiner Lagerhalle ein Live-Stream-Studio für digitale Veranstaltungen ein. Das Studio hat er längst wieder abgebaut. Denn die Fläche wird dringend gebraucht. Über 14.700 Mietartikel für Veranstaltungen und Events werden von hier quer durch die Bundesrepublik und ins nahe Ausland gebracht und dort auf- und wieder abgebaut. Im letzten Jahr holten die Kunden alles nach und Aventem erzielte ein deutliches Umsatzplus. Wir besuchten ihn an seinem Hauptstandort in Hilden. Die Inneneinrichtung ist wohnlich im New Work-Style inklusive Billardtisch, die Atmosphäre locker, die Mitarbeiter sichtlich gut gelaunt. 

Was spricht für einen Job in Ihrer Branche, der Veranstaltungstechnik? 

Eine ganze Menge, weil der Job sehr abwechslungsreich und kreativ ist. Unsere Projektplaner betreuen die Kunden und planen alles bis ins letzte Kabel durch. Dazu arbeiten sie mit Visualisierungen und Designs am Computer, also mit Computer aided design, kurz Cad genannt. Auch die Abwicklung von Bauanträgen, Statiken und Abnahmen bis zur Baukoordination und der Bauleitung vor Ort gehören bei größeren Events dazu. Und bevor unsere LKWs und Sprinter rückwärts zum Einladen an die Halle fahren, haben die Schreiner schon die Kulissen gebaut und unsere Techniker das Equipment noch einer letzten Qualitätskontrolle unterzogen. 

Also brauchen Sie die Fachkraft vom leergefegten Markt?

Nein, überhaupt nicht. Wir nehmen auch Quereinsteiger, wenn sie Lust haben, in dieser Branche zu arbeiten. Wir geben jedem eine Chance. 

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Gerade macht ein 36-jähriger Arbeitsloser bei uns ein Praktikum. Er hatte sich als Lagerist beworben. Er ist aber gelernter Bauzeichner und Bautechniker. Ich habe ihm gesagt, dass er als Lagerist völlig überqualifiziert sei. Wir prüfen jetzt, wo wir ihn am besten einsetzen können. Ebenfalls neu im Team ist ein junger Grafiker aus Köln, der für uns die Bühnen- und Veranstaltungsentwürfe designt und sich um unsere Website kümmert. Da wir es mit hochkomplexer Technik zu tun haben, sind wir natürlich auch auf Veranstaltungstechniker angewiesen. Aber genauso benötigen wir Schreiner für den Kulissenbau. Für diesen Job würden sich auch sehr gut Bühnenbildner eignen. Und zwei weitere Berufskraftfahrer würden wir auch gerne einstellen. 

Auch Berufskraftfahrerinnen?

Selbstverständlich. Wir würden auch mit Kusshand Veranstaltungstechnikerinnen einstellen, aber da haben wir das Problem aller MINT-Branchen. Technikaffine Frauen können bei uns ihre Ausbildung starten, denn wir sind Meister- und Ausbildungsbetrieb für Veranstaltungstechnik, für Veranstaltungskaufmänner und -frauen und seit diesem Jahr auch für Logistik. Da haben wir schon einen Auszubildenden gefunden, doch suchen wir bis August noch einen zweiten. Und jedem Azubi gebe ich das Versprechen in die Hand: Bei uns läuft keiner einfach mit, sondern jede und jeder wird ordentlich betreut. 

 „Wir geben jedem eine  Chance.“ 

Holger Niewind, Geschäftsführer Aventem

Denis Melde war beim Fotoshooting zum Probearbeiten da.

Dienstleister sind mit einem Anteil von 54,2 Prozent am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen. Die Veranstaltungsbranche schießt mit rund 64 Prozent noch einmal den Vogel ab. Das heißt, dass sich die Arbeitgeber nach der Decke strecken müssen. Womit können Sie bei Bewerberinnen und Bewerbern im Vorstellungsgespräch punkten?

Wir zahlen überdurchschnittlich. Es gibt ein 13. Gehalt und in guten Jahren gibt es noch einmal einen Bonus obendrauf. Was vielen gefällt: Wir haben engen Kontakt zu unseren Kunden, weil wir nicht nur unsere Technik verleihen, sondern als Production-Company vor- und mitdenken und beraten. Wir arbeiten national und international. Wir statten Veranstaltungen in Spanien, Dänemark, Schweden oder Slowenien technisch aus und haben auch schon Teams nach China, Taiwan und Brasilien geschickt. Das Equipment für eine digitale Führungskräfteveranstaltung muss vor Ort installiert werden.

 

Und zwischenmenschlich? Für die Generation Z geht es ja um mehr als den Gehaltsscheck?

Stimmt, wobei auch die Generation Z ihre Miete zahlen muss. Aber es ist schon richtig, wenn die Vergütung attraktiv ist, aber das Betriebsklima nicht, wird am Ende niemand glücklich. Wir haben bei uns ein offenes, familiäres und familienfreundliches Betriebsklima und einen sehr vertrauensvollen Umgang miteinander. Jeder kann mit seinen Fragen oder Problemen zu mir kommen.

Was macht das gute Betriebsklima sonst noch aus?

Wir bieten flexible Arbeitszeiten und – wo möglich – Homeoffice. Und wer abends hier nicht die Kurve bekommt, den schicke ich persönlich in den Feierabend. Mittwochs spielen wir auf dem Betriebsgelände ab 17.30 Uhr Beach-Volleyball und anschließend wird gegrillt. Wir haben Parkplätze auf dem Gelände, Ladesäulen, aber auch eine sehr gute ÖPNV-Anbindung und bezahlen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Jobticket. Außerdem kann sich hier jeder individuell weiterbilden. Seit Dezember 2022 bieten wir außerdem eine betriebliche Krankenversicherung an. Das ist ein echter Mehrwert, weil es z. B. ein Budget für Brillen gibt und eine Zahnzusatzversicherung.

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Aventem

Angefangen hat das Unternehmen 2005 mit sechs Mitarbeitern. Auf den großen schwarzen Kisten prangten die Buchstaben AV für AudioVisuell. Holger Niewind grübelte und erfand den Firmennamen AVentem, die Kisten konnten bleiben. Heute hat das Unternehmen, das Niewind zusammen mit Hendrik Coers führt, 52 Mitarbeiter und seit 2018 einen zweiten Standort in Berlin. 

Der Mittelständler gehört zu den größten Veranstaltungstechnikern in Deutschland und rangiert seit Jahren unter den Top 5 im Bereich Veranstaltungstechnik und Bühnenbau. Wenn das Team von Aventem zu Messen, Kongressen, Tagungen, Produktpräsentationen, Firmenevents und TV-Shows anrückt, hat es alles im Gepäck: Beschallung, Beleuchtung, Bildtechnik, Rigging, Dekorations- und Messebau. Die Kunden kommen aus allen großen Branchen und der Politik. Bis zu 600 Produktionen wickelt das Unternehmen in ganz Europa pro Jahr ab. Bei Benefiz-Veranstaltungen wie bei den Unicef-Galas von Heribert Klein oder Veranstaltungen für das SOS-Kinderdorf sponsert Aventem die technische Ausstattung. 

Wie viele Mitarbeiter arbeiten aktuell bei Aventem?

Wir haben 52 festangestellte und 200 freie Mitarbeiter und Soloselbstständige. Die Freien könnten wir natürlich auch fest anstellen, wie das viele Mitbewerber machen. Aber das löst ja nicht das Problem, dass wir trotzdem zu wenig Hände haben, die anpacken. Und neue freie Mitarbeiter zu finden, ist im Moment eine echte Herausforderung.

Für wie nachhaltig halten Sie Ihre Arbeitsabläufe? 

Unsere Lampen und Schweinwerfer sind mit LED ausgestattet, aber ohne Strom geht es in unserer Branche nicht. Aber wir packen das gesamte Equipment wieder ein und verwenden weiter, was immer geht. Wir setzen zum Beispiel magnetische Bühnenblenden ein. Das spart Ressourcen und schont auch das Budget der Kunden. Für Aventem sind bereits zwei elektrisch betriebene Crew-Transporter unterwegs und aktuell plane ich eine Solaranlage auf dem  Dach des Unternehmens, um grünen Strom zu produzieren.

 

Susan Tuchel
Robin Trogisch, Projektleiter, betreut die Kunden bei ihren Events.
Brigitte Jugel, Personaldisponentin, mag die Arbeitsatmosphäre.
Der Schreiner Joshi Saiz ist eigentlich schon in Rente, aber weil seine Frau noch als Lehrerin arbeitet und ihm zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, steht er lieber weiterhin in Teilzeit an der Werkbank.
Ben Lüggert arbeitet in der Werkstatt und sorgt dafür, dass alles, was verliehen wird, auch funktioniert. 
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Holger Niewind

Schon als kleiner Junge hat er sich die Nase an Musikstudios plattgedrückt. Seit der 9. Klasse beschäftigt sich Holger Niewind mit Ton- und Lichttechnik. Er studierte Nachrichtentechnik, arbeitete bereits als Student beim WDR und bei Tele 5 als Kameramann. Als Tontechniker wechselte er in die Projektleitung und führte hunderte von Veranstaltungen durch. Sein persönliches Highlight: Er begleitete Joe Cocker und Dionne Warwick sechs Wochen lang im Tourbus.

Niewind braucht oft Wind um die Nase, weil er alles liebt, was auf dem Wasser gleitet: surfen, kitesurfen und wakeboarden. Und Ball spielt er ebenfalls am liebsten im Wasser. 

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