Wer sich mit dem Düsseldorfer David Hegemann in einem seiner Rewe-Märkte trifft, sieht die Welt des Einzelhandels danach mit anderen Augen. Hegemann ist nicht nur ein Selfmademan, er sprüht auch vor Ideen. Der Unternehmer, der die israelische Kampfsportart Krav Maga beherrscht, scheut sich nicht für einen guten Zweck eine Liegestützenchallenge gegen die zehn Besten inmitten des Rewe-Marktes in Eller durchzuführen. In zwei seiner Märkte führte er eine stille Stunde für Autisten und Menschen mit Assistenzhunden ein. Geradezu unermüdlich sammelt und spendet er für soziale Zwecke. Wir trafen ihn und den ersten Einzelhandelsazubi im Rollstuhl im Rewe-Markt in Eller auf der Gumbertstraße.
David Hegemann, Rewe Filialinhaber und Mitglied der Werbegemeinschaft IndividuEller
„Ich helfe gerne anderen Menschen, weil das Freude gibt. Mir geht es gut, wenn es anderen gut geht.“
Sind Sie der erste Supermarkt in Deutschland, der einem Rollstuhlfahrer eine Ausbildung angeboten hat?
David Hegemann: Meines Wissens ja und es funktioniert sehr gut. Darum geht es mir auch immer bei allem, was ich mache. Ich möchte soziale Themen und Inklusion nach außen tragen, andere dafür sensibilisieren. Und es ist keineswegs so, dass Achilleas Tsantekidis nur hinter der Kasse sitzt, wo die wenigsten merken würden, dass er im Rollstuhl sitzt. Er räumt auch die oberen Regale ein, führt Gespräche mit Kunden und Lieferanten. Die Einschränkungen sind auf jeden Fall so gering, dass man deswegen einen solchen Mitarbeiter auf keinen Fall ausschließen sollte. Deshalb haben wir uns auch um den Inklusionspreis der Deutschen Wirtschaft beworben. Am 8. Oktober wissen wir mehr, dann wird der Preis in Berlin verliehen. Wir drücken auf jeden Fall die Daumen.
Achilleas Tsantekidis im Einsatz an seinem Ausbildungsplatz. Fotos: Michael Gstettenbauer
Herr Tsantekidis, was möchten Sie dann nach der Ausbildung machen, was ist Ihr Berufswunsch?
Achilleas Tsantekidis: Ich möchte seinen Job haben (lacht), also auch eine eigene Filiale führen.
Ist das realistisch, Herr Hegemann?
David Hegemann: Wir werden alles dafür tun, dass er das schafft. Mein Job liegt ja auch nicht darin, den ganzen Tag selbst die Ware zu verräumen. Es geht um Mitarbeiterführung und um viele Dinge, die auch jemand im Rollstuhl hervorragend erledigen kann.
David Hegemann
„Ich wollte immer die Freiheit haben, meine eigenen Projekte zu machen und selbst für den Erfolg verantwortlich zu sein.“
Ebenfalls Pionier im Einzelhandel sind Sie bei der stillen Stunde, die in Meerbusch mittwochs um 16.00 Uhr und in Lierenfeld um 15.00 Uhr eingeläutet wird. Was passiert dann in den Märkten?
David Hegemann: Wir dimmen das Licht, das Radio wird ausgestellt und in der Stunde werden keine Waren eingeräumt. Das ist eine Maßnahme, die nichts kostet und von der ich hoffe, dass auch andere Märkte nachziehen. Aktuell habe ich eine Familie, die kommt mit ihrem autistischen Kind extra eine halbe Stunde mit dem Auto angefahren, um dann einzukaufen. Auch für Menschen, die Angst vor Menschenansammlungen haben, ist eine solche Stunde sehr angenehm genauso wie für Menschen, die auf einen Assistenzhund angewiesen sind. Übrigens schätzen auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die stille Stunde, in der alle automatisch flüstern.
Also ist Fachkräftemangel kein Problem für Sie?
David Hegemann: Wir haben in der Tat immer mehr Bewerbungen als Stellen und ich musste noch nie jemanden entlassen. Wir haben ein gutes Image, eine tolle Mannschaft und zufriedene Kunden. Und vieles spricht sich einfach herum, z. B. die Gewinnaktionen, die wir veranstalten oder die Einkaufswagenchallenge, in der drei Kunden 60 Sekunden Zeit haben, den Wagen mit dem höchsten Warenwert vollzupacken. Wer gewinnt, darf den Inhalt behalten.
Sie haben über 45.000 Follower auf Instagram, darunter ist ein Video, in dem ein Rapper mit Migrationshintergrund sein Coupé vor Ihrem Rewe-Markt parkt und dann von einer vollbusigen und volllippigen Dame in einem Einkaufswagen durch den Markt gefahren wird und intoniert: „Rewe David Hegemann, hier kauf ich mein Leben lang“. Das Ganze endet mit einer Sandwich-Ketchup-Mayo-Schlacht auf seinem Körper. Für gesunde Ernährung spricht das nicht gerade … David Hegemann (lacht): Stimmt, das Video sollten Sie lieber mit etwas Humor nehmen und mir geht es darum, Zielgruppen für meine Märkte anzusprechen, die dann ganz andere Sachen hier auch mitbekommen, also z. B. Inklusion und die vielen Gewinn- und Spendenaktionen. Aktuell können Kunden ihr Leergut für It´s for kids spenden. Aber alle drei Monate ändern wir das. Ich überlege mir jede Woche etwas Neues, entweder individuell für jeden Markt oder marktübergreifend.
In Pappe und in echt: Achilleas Tsantekidis und David Hegemann
Über David Hegemann
Er kommt aus einfachen Verhältnissen. Nach der Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann sattelte er im Fernstudium bei Rewe seinen Handelsfachwirt drauf und machte sich zusätzlich zu seinem Job mit einem Kampfsportstudio selbstständig. Doch dann wurden es doch Rewe-Filialen: 2017 eine in Eller, 2021 kam Lierenfeld hinzu, 2023 Meerbusch-Büderich. Am 1. September eröffnete er gerade einen weiteren Hegemann-Rewe am Carlsplatz.