Fotografien von Karola Burmester
Wer Ruhe und Erholung sucht, ist im Wald genau richtig. Zum Internationalen Tag des Waldes am 21. März erinnern vielerorts die Forstämter an die Bedeutung für Mensch, Klima und Lebewesen. Dem Wald einen ganzen Tag zu widmen, rückt ihn mit seinen vielfältigen Leistungen für uns Menschen in den Mittelpunkt. Denn das komplexe Ökosystem benötigt unser aller Schutz. Dieses Anliegen verfolgt auch die Fotografin Karola Burmester, die dem Wald mit ihrem Zyklus „Der Wald unser Lebenselixier“ unzählige Fotos gewidmet hat, welche seine Schönheit in vielen Facetten widerspiegeln. Wir sprachen mit der passionierten Hobbyfotografin, deren Bilder unter anderem in den Wäldern in und um Düsseldorf und Ratingen entstanden sind.
Was fasziniert Sie am Wald?
Der Wald war für mich schon immer ein wichtiges und interessantes Thema. Dann kam der Sturm Ela am 9.6.2014. Der Sturm hatte in einem unglaublichen Maße Bäume entwurzelt, umgekippt, zerstört. Das zu sehen war für mich ein schockierendes Erlebnis und sorgte dafür, dass ich mich mit diesem Thema auch fotografisch intensiv auseinandersetzte.
Für mich als Fotografin bedeutete das, mit meinen Fotos nicht nur die Zerbrechlichkeit und die Zerstörung darzustellen, sondern vorwiegend auch die Schönheit hervorzuheben, um die Sensibilität der Menschen zu wecken, zu erhöhen und zu erkennen, dass der Wald, unser Lebenselixier, geschützt werden muss. So entdeckte ich im Wald viele interessante Motive, die durch die wechselnden Tages- und Jahreszeiten im regelmäßigen Rhythmus ein neues Erscheinungsbild annahmen. Ein stetiger Wechsel von Entstehen und Vergehen sorgte für viel Abwechslung. Dieses Thema begleitet mich nun seit vielen Jahren und wird auch zukünftig immer aktuell bleiben. Der Aufenthalt im Wald ist für mich Erholung pur und ein meditatives Erlebnis.
In welchen Wäldern sind Ihre Fotos entstanden?
Meine Fotos sind in den Ratinger Wäldern, im Aaper Wald, in den kleinen Birkenwäldchen des Industriebrachengeländes Zeche Zollverein, im Zauberwald auf Rügen, im Wald in der Umgebung von Zingst, bei einer Moselwanderung, in dem Wäldchen des Kurparks auf Norderney und in dem Wandergebiet Galgenvenn an der holländischen Grenze entstanden.
Haben Sie eine besondere Verbindung zu diesen Orten?
Ja. Der Ratinger Wald ist mein „Hauswald“. Ich kenne dort viele schöne einsame Plätze, die zum Fotografieren einladen. Da bin ich allein, es stört mich niemand, ich kann mich ganz auf meine Motive fokussieren. Der Aaper Wald besteht zum großen Teil aus vielen alten und stattlichen Buchen. Das ist ein Ort, den ich besonders gern zur Laubfärbung im Herbst aufsuche. Die Bäume leuchten in den herrlichsten Farben. Wenn sich morgens und abends die Sonnenstrahlen durch den dichten Wald kämpfen, dann ist das ein sehenswertes Schauspiel. Jedes Jahr begeistert es mich aufs Neue.
Haben Sie ein Lieblingsbild aus diesem Zyklus? Und wenn ja, warum?
Ich habe zwei Lieblingsbilder. Das erste Foto Winterlicher Nebelwald ist in Ratingen entstanden. Es ist im Frühnebel aufgenommen worden, nachdem es nachts geschneit hatte. Dieses Bild wirkt wie ein Schwarzweiß-Foto, ist aber ein Farbfoto. Durch die Reduktion auf die Weiß- und Grautöne strahlt das Bild eine unendliche Ruhe aus und ist sehr stimmungsvoll. Zugleich wirkt es auch geheimnisvoll, weil durch den Nebel manches im Verborgenen bleibt. Auf mich hat das Foto eine sehr intensive Wirkung. Das zweite Foto Metamorphose ist im Aaper Wald in der Abenddämmerung entstanden. Ich habe meinen Fotoapparat während der Langzeitbelichtung senkrecht bewegt. Dadurch sind die Baumstämme nur noch als Silhouette erkennbar. Sie verlaufen als Linien alle parallel und die Farben verlaufen harmonisch ineinander. Das Bild bekommt somit einen minimalistischen Charakter. Trotzdem oder gerade deshalb ist dieses Bild sehr aussagekräftig und berührt.
Wie lange fotografieren Sie schon und wie sind Sie zur Fotografie gekommen?
Als junges Mädchen fotografierte ich häufig und gern mit einer geliehenen einfachen Kamera. Später dann während meines Studiums für das Lehramt kaufte ich mir mit 22 Jahren von meinem mühsam ersparten Geld meine erste analoge Minolta Spiegelreflexkamera und besuchte in der VHS Essen meinen ersten Fotokurs: „Porträts in Schwarzweiß mit Entwicklung im eigenen VHS Labor“. Meine Begeisterung war groß, aber danach hatte ich leider keine Zeit mehr für dieses Hobby. Ich arbeitete als Lehrerin. Wir, mein Mann und ich, hatten zwei Kinder und ein Haus mit Garten zu versorgen. Damit war ich ausgelastet. Allerdings fotografierte ich sehr viel in unseren Urlauben.
Der Wendepunkt kam im Jahr 2001. Eine Reise zum Karneval in Venedig. Ich machte meine erste themenbezogene Fotoserie, damals noch analog: der venezianische Karneval. Ich war begeistert von der Vielfalt und der Schönheit der Kostüme und verzaubert von der Anmut der kostümierten Menschen. Ab 2004, als unsere Kinder ihre eigenen Wege gingen und ich wieder mehr Zeit hatte, widmete ich mich dann intensiver der Fotografie, nun aber der digitalen Fotografie. Ich begann, mich in zahlreichen Fotokursen weiterzubilden. Seit 2015 bin ich Mitglied im Ratinger Fotoclub Imfokus.
Welchen Themen widmen Sie sich mit Ihren Fotos außer dem Wald und der Natur?
Ein zweites großes Thema ist die abstrakte Darstellung von Meereslandschaften. Das Meer mit seinen unterschiedlichen Erscheinungsbildern, ob bei Sturm oder Windstille, bei Sonnenaufgängen und -untergängen ist für mich ein Anziehungsmagnet. Die dort entstandenen Fotografien sind sehr beruhigend und emotional.
Diese Ausstrahlung wird noch verstärkt, indem ich bei diesen Bildern die Kamera bei längerer Belichtungszeit horizontal bewege. Das dritte große Thema ist die Fotografie von Architektur, insbesondere die Gebäude im Medienhafen in Düsseldorf.
Es gibt viele Fotos von Architektur und auch vom Medienhafen. Meine Intention jedoch ist, Architektur nicht sachlich, kalt und leblos erscheinen zu lassen, sondern ihr eine gewisse Leichtigkeit und Lebendigkeit zu geben. Das erreiche ich, indem ich während der Langzeitbelichtung die Kamera bewege und den Spuren der Linien folge.
Damit werden Formen, Farben und Linien verändert und neu definiert. Die Gebäude bekommen somit ein neues Aussehen, eine neue Identität. Diese Fotos sind nicht reproduzierbar. Sie sind meine Interpretation eines Moments.
QuattroART: Fotografien und Skulpturen in abstrakter Form
Ausstellung vom 27.6. bis zum 10.7.2022
Die Ausstellung zeigt Werke der Fotografen Jutta und Werner Köhler und Karola Burmester sowie der Bildhauerin Christa Diefenbach. Sie findet an den Wochenenden und nach Absprache auch an den Tagen in der Woche statt. Die Ausstellung beginnt offiziell am 2.7. mit einer Vernissage.
H6, Haus Hildener Künstler e.V.
Hofstr. 6, 40723 Hilden
Woran arbeiten Sie gerade? Was wird Ihr nächstes Fotoprojekt?
Im Moment arbeite ich daran, die experimentellen und kreativen Fotos zur abstrakten Architektur zu ergänzen und für eine Ausstellung mit weiteren abstrakten Fotografien zum Thema Meer zusammenzustellen. Mein nächstes Fotoprojekt wird eine Fortsetzung meiner experimentellen und kreativen Fotografie sein, aber mit einem anderen Schwerpunkt.
Ich möchte Fotos erschaffen, die wie abstrakt gemalte Kunstwerke aussehen. Losgelöst von einem gegenständlichen bzw. erkennbaren Motiv, geprägt durch Farben, Formen und Linien. Der Betrachter soll sich fragen, ist es ein Foto oder ein Gemälde? Die Unterschiede werden minimiert, es ist ein fließender Übergang. Die Malerei arbeitet mit Pinsel und Farbe, ich ersetze den Pinsel durch meinen Fotoapparat und die Farbe durch das Licht. Das Ergebnis aber wird ähnlich sein.
Alexandra von Hirschfeld