Welchen Stellenwert nimmt Kunst in Ihrem Leben ein?

Die Kunst bestimmt mein Leben mehr oder weniger immer. Ganz selbstverständlich begleitet sie mich täglich, auch wenn sicherlich vieles im Unterbewusstsein stattfindet. Ganz banale Dinge erhalten durch meinen bildhauerischen Blick etwas ganz Besonderes, z. B. sehe ich in der Architektur oder besonders in der Natur Linien, Kanten, Ecken und Verästelungen, die mich inspirieren und oft Auslöser für meine künstlerische Arbeit sind.

Welche künstlerischen Vorbilder haben Sie am stärksten beeinflusst?

Ich denke nicht, dass es ein bestimmter Künstler oder eine Künstlerin war, die mich beeinflusst haben. Es sind eher die organischen Formen in der Kunst überhaupt, die mich faszinieren, und die ich ebenso in der Natur und der Architektur finde. Sie beeinflussen unterbewusst meine Formensprache und ich erkenne oft später, dass diese bereits irgendwo besteht.

Welche anderen Berufe wären für Sie auch in Frage gekommen?

Die Medizin hat mich sehr interessiert. Ich habe viele Jahre in der Krebsforschung gearbeitet, bevor ich mich für den künstlerischen Weg entschieden habe. Ich bin sicher, dass auch diese Erfahrung in meine Skulpturen und Plastiken einfließt. Aber auch andere, kreative Berufe finde ich spannend: Schreinerin, Bühnenbildnerin, Keramikerin, Schmuckdesignerin etc. Also alles Berufe, in denen man mit den Händen etwas formt und schafft.

Was brauchen Sie um schöpferisch zu sein?

Ein Atelier und Ruhe! Sobald ich mein Atelier betrete und die Türen verschließe, verlasse ich den „Alltag“ und befinde mich in meinem Reich …

Worauf legen Sie momentan Ihren künstlerischen Schwerpunkt?

Meine Arbeiten weisen eindeutig eine klassisch-abstrakte Formensprache auf. Das ist meine Möglichkeit, meine eigene, innere, unsichtbare Welt sichtbar zu machen und zu modellieren mittels dreidimensionaler Strukturen, Formen und Flächen sowie des Raumes zwischen den verschiedenen Volumen. 

Woran arbeiten Sie gerade ?

An einer bzw. mehreren größeren Arbeiten, die für den Außenbereich geeignet sind. Sie weisen meine typische Formensprache auf und die Modelle werden wegen der Größe aus Polyester gefertigt. 

Welches Kunstmuseum würden Sie gerne leiten?

Gar keines! Ich bin Künstlerin und glücklich, meine Skulpturen und Plastiken schaffen zu können und zu dürfen. Das ist mein Leben und mein Glück.

Düsseldorf hat eine lebendige Kunstszene,
womit sind Sie zufrieden und wo wünschen Sie Veränderungen?

Düsseldorf ist eine tolle Stadt mit einer ganz besonderen Kunstszene. Die Kunstakademie ist international bekannt und bildet viele junge Künstler aus. Wir haben dort sehr gute und bekannte Professoren und die Akademie-Rundgänge öffnen die Ateliers und geben Einblicke auf das aktuelle künstlerische Schaffen der jungen Künstler. Darüberhinaus gibt es viele Galerien und Museen, die den Zeitgeist der Kunst zeigen. Mein Wunsch wäre, mehr Kunst im öffentlichen Raum! Die Stadt könnte sich damit noch einmal mehr als Kunststadt zeigen. Es eignen sich viele Plätze, Parks und auch Verkehrsinseln, die man mit Skulpturen bereichern könnte.

Welche Rolle wird die Kunst Ihrer Meinung
nach im digitalen Zeitalter einnehmen?

Natürlich verändert sich die Kunst durch neue Medien. Das sieht man an den Arbeiten der jungen Kunststudenten, die mit den neuen Medien aufgewachsen sind und ganz selbstverständlich damit umgehen. Ich komme aus einer ganz anderen Generation und kann nur staunen, wie schnell und wie viel technisch möglich ist.

Wie hat die Corona-Krise Sie und Ihr
künstlerisches Schaffen beeinflusst?

Nach dem Schock des Begreifens dieser Corona-Pandemie und des Nichtwissens, wie diese enden wird bzw. man überleben wird, dachte man, dass das Leben sich danach verändern wird … Dieses „Ruhigstellen“ besonders zu Beginn der Pandemie war für mich fast eine Lähmung, physisch und auch psychisch … an künstlerische Arbeit war erst gar nicht zu denken. Es war gar keine Kraft da. Erst langsam entstand der Wunsch, wieder etwas zu schaffen und zum ersten Mal in meiner künstlerischen Laufzeit dachte ich an Farbe, um der „grauen und tristen“ Zeit etwas Leuchtendes, Farbiges zu schenken! So entstanden und entstehen bis heute einige meiner Arbeiten auch in Farbe.

Susan Tuchel

Carola Eggeling

Die in Rostock geborene und in Neuss lebende Bildhauerin hat immer wieder mit Bert Gerresheim an Projekten gearbeitet. Seit 1996 entstehen unter ihren Händen Plastiken aus Metall, Gips, Stein und Ton und neuerdings auch aus Polyester, die sie in Deutschland, Belgien, der Schweiz, in Spanien und in diesem Jahr erstmals in Palermo im Haus der Kunst ausstellt. In Neuss und Düsseldorf zeigt sie ihre Werke in Kulturforen, Galerien, im Künstlerverein Malkasten, im Rathaus Düsseldorf sowie im Stadtmuseum Düsseldorf. Als Vorstandsmitglied des Vereins zur Veranstaltung von Kunstausstellungen e. V. ist sie Mitorganisatorin der Ausstellung „DIE GROSSE Kunstausstellung NRW Düsseldorf“ und leitet in dieser Zeit auch das Verkaufsbüro. „DIE GROSSE“ ist die größte Kunstausstellung in Deutschland, die von Künstlern für Künstler organisiert wird und jährlich im Kunstpalast Düsseldorf und im NRW-Forum stattfindet. Eggelings Plastiken stehen im privaten wie im öffentlichen Raum, u. a. im Park Jostensbusch sowie im Rathausfoyer der Stadt Neuss.

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