Normalerweise ist der Laden an den ersten Frühlingstagen zum
Saisonauftakt gerammelt voll. Hier kommt man nicht nur hin, um sein Rad zu checken, Zubehör oder gleich ein neues Rad zu kaufen, sondern auch um Gleichgesinnte zu treffen, zu fachsimpeln und eine Tasse heißen italienischen Espresso zu schlürfen. Doch momentan ist alles anders. Wie überall müssen die Kunden jetzt Abstand halten. So dürfen bei Ricci-Sports aktuell nur zwei Kunden gleichzeitig im Laden sein. Zeit für Radsport-Gespräche bleibt dabei keine. Inhaber und Profi-Mechaniker Richard Pratt, der vor rund 28 Jahren aus Schottland eingewandert ist, hält sich strikt an die Vorgaben. Wir befragten den quirligen Schotten zum Thema Radsport in Corona-Zeiten, worauf man jetzt besonders achten sollte und was ihn aus den Highlands nach Düsseldorf verschlagen hat.

© Alexander Vejnovic, das-fotostudio-duesseldorf.de

Man sagt den Schotten ja nach, dass sie besonders hart im Nehmen sind, wie siehst du die momentane Krise und wie geht ihr im Laden damit um? Es gibt einen Spruch aus Schottland “Whit’s fur ye’ll no go by ye!”, was so viel bedeutet wie „was passiert, passiert“. Bitte versteh mich nicht falsch, ich bin kein Fatalist. Aber es ist doch nun einmal so. Es kommt, wie es kommen muss – und wir können es nicht ändern. Wir können unser Bestes geben, um Corona aufzuhalten, aber ändern können wir es nicht. Deshalb machen wir einfach weiter. Wir tun das, was wir am besten können, Fahrräder schrauben.

Warum macht ihr das? Nur bedingt aus wirtschaftlichen Gründen. Natürlich laufen auch die Kosten für den Laden weiter und wir hoffen diese irgendwie deckeln zu können. Aber vor allem möchten wir die Radfahrer unterstützen. Ich bin an den letzten beiden Wochenenden Rennrad gefahren und war sehr überrascht und erfreut, wie viele Leute mit dem Rennrad unterwegs waren. Deshalb habe ich entschieden, dass wir geöffnet bleiben, um den Leuten, die raus aus den eigenen vier Wänden wollen, zu helfen, falls ihr Fahrrad kaputt geht oder sie eine Inspektion brauchen, um sicher auf der Straße unterwegs sein zu können. Einen Radunfall aufgrund defekter Technik braucht ja heute wirklich niemand. Die Kunden sind dafür sehr dankbar. Und auch ich möchte mich für die Unterstützung durch die Kunden bedanken.

Was hat dich eigentlich nach Düsseldorf verschlagen? Die Liebe zu einer Frau. Die Frau ist weg, die Liebe zu Düsseldorf ist geblieben. Ich muss etwas ausholen … Ich bin seit knapp 30 Jahren Rennrad-Tourguide auf Mallorca und arbeite für die Firma Luxcom Mallorca Radreisen, übrigens eine sehr gute Firma. Hier habe ich meine damalige Freundin kennengelernt und bin mit ihr nach Düsseldorf gekommen. Eigentlich wäre ich auch jetzt wieder auf Mallorca unterwegs, aber, du weißt ja, momentan herrscht dort eine strikte Ausgangssperre.

Was gefällt dir besonders an Mallorca? Wenn man denkt nach 30 Jahren müsste man hier jeden Weg, jeden Baum und Strauch kennen, täuscht man sich. Ich liebe Mallorca vor allem, weil es dort immer so viel Neues zu entdecken gibt. Jedes Mal, wenn ich dort bin, finde ich neue Wege durch die Natur, wo man fast völlig ungestört von Autos ist.

Und was schätzt du an Düsseldorf? Düsseldorf ist auf der einen Seite eine „Modern City“ und gleichzeitig wie ein Dorf.

Ich liebe das Zooviertel, den Rhein und meine vielen schönen Radstrecken, die ich mir im Laufe der Jahre „erfahren“ habe.

Hast du eine Lieblingsstrecke? Meine Lieblingsroute führt über Essen Kettwig und den Panoramaweg Richtung Wülfrath bis hin zum Flandersbachtal. Man kommt dann bei Mettman Metzkausen raus und von dort aus zurück nach Düsseldorf. 

Was empfiehlst du Rennradfahrern in Zeiten von Corona? Worauf sollten diese besonders achten?

Eigentlich sollte man nicht nur jetzt, sondern immer darauf achten, dass man seinen Körper nicht überfordert. Jetzt aber besonders. Denn wer momentan beim Radfahren an seine Leistungsgrenzen geht, schwächt auch sein Immunsystem. Man spricht dann vom „Open Door Effekt“, d. h. die Immunabwehr ist offen wie ein Scheunentor. Dann haben natürlich auch die Coronaviren leichtes Spiel. Generell ist mir auch in den letzten Jahren aufgefallen, dass immer mehr Rennrad-Neulinge keinen Wert mehr auf die Grundlagenausdauer legen, also auf lange, eher langsame Radeinheiten. Ich verstehe das. Die Menschen haben immer weniger Zeit vernünftig zu trainieren und suchen eine Abkürzung, um mit ihren Freunden tempomäßig mitzuhalten. Aber wenn man sein Herz-Kreislauf-System dauerhaft überfordert, stellt sich eben auch kein positiver Trainingseffekt ein.

Alexandra von Hirschfeld

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