Auf dem heiß umkämpften Markt setzt die Gebäudereinigung KKS auf Menschlichkeit

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KKS Gebäudereinigung

2012 in Düsseldorf gegründet, zog das Unternehmen 2018 nach Ratingen-Ost. Rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus acht Gewerken arbeiten für die Kunden der KKS Gebäudereinigung GmbH in Düsseldorf, Köln, Frankfurt a. M. und München. Allein 700 Kunden hat das Unternehmen in Düsseldorf, an die 120 in Ratingen. Die Dienstleistungen reichen von der klassischen Gebäudereinigung bis hin zum ganzheitlichen Facility Management – von der Grünflächenpflege bis hin zu Hausmeisterdiensten, von Renovierungen bis zur Reparatur. In Düsseldorf reinigt KKS ehrenamtlich die Martinssäule in der Altstadt und das Ratinger Tor.

Mit fast 700.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat das Gebäudereinigerhandwerk in Deutschland nicht nur die meisten Beschäftigten, sondern ist auch die Branche, die am schnellsten wächst. 23,7 Prozent aller neuen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze im Handwerk sind hier entstanden. Die Branche generiert jährlich einen Umsatz von über 19 Milliarden Euro. Aus der Putzkolonne von früher ist ein modernes und industrienahes Dienstleistungshandwerk geworden mit gezielten und diversifizierten Leistungsangeboten. Die Reinigungsfachkräfte sorgen für Sauberkeit in öffentlichen Institutionen und Bildungseinrichtungen, in Bürogebäuden und Fabriken, in Discountern und Geschäften, in Bahnhöfen, Flughäfen, in Heimen und Krankenhäusern. Ohne sie fährt kein Bus, hebt kein Flugzeug ab. Ihre Arbeitszeiten sind meist in der Nacht, am frühen Morgen oder am späten Abend. Diese „Schattenarbeit“ wird nicht gerade gut bezahlt und hat keine gute Lobby, außer in Zeiten von Pandemien.

Bei der Ratinger Gebäudereinigung KKS läuft es anders

Wir besuchten Adam Stritzek, den Inhaber der Gebäudereinigung KKS, in seinem Büro. Auf einem kurzen Gang durch Ratingen-Ost zeigte er uns seine sechs Dienstwohnungen für die ausländischen Mitarbeiter und das Lager mit Reinigungsmitteln, Geräten und Arbeitskleidung für die verschiedenen Einsätze. 

Copyright: Klaus Richter
Jede Farbe steht für einen speziellen Reinigungseinsatz. Alle Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) werden bei KKS strikt befolgt.

Über Sauberkeit spricht man in Deutschland eher nicht. Herr Stritzek, was bedeutet Sauberkeit für Sie?

Ich liebe Sauberkeit. Ich hinterlasse auch nirgendwo Schmutz. Hygiene ist mir wichtig. Ich habe auch ständig Sorge, mich anzustecken. Ich gucke automatisch überall hin, in jede Ecke. 

Woher kommt dieser spezielle Blick?

Ich bin so aufgewachsen. Meine Mutter war Reinigungsfachkraft. Wir sind 1989 von Polen nach Deutschland gekommen, hierhin nach Ratingen. Da war ich drei Monate alt. Mein Vater war Expedient und für den Versand von Gütern beim Bergbau zuständig. Als ich drei oder vier Jahre war, hat mich meine Mutter oft mitgenommen, wenn sie zur Arbeit ging. Irgendwann habe ich angefangen Mülltonnen zu leeren. Und mit acht oder neun Jahren wusste ich, dass ich mich in dieser Branche selbstständig machen wollte. 

Weil Ihnen die Arbeit so gut gefiel?

Vor allem deshalb, weil mir die Wertschätzung für diese Art von Arbeit fehlte. Dafür hatte ich schon als Kind gute Antennen. 

Aber Sie haben dann doch nicht das Gebäudereinigerhandwerk erlernt …

Nein, ich habe eine Ausbildung als Fachkraft für Lebensmitteltechnik absolviert. Im dritten Lehrjahr habe ich mich parallel selbstständig gemacht. Nach 15.30 Uhr habe ich dann Kunden akquiriert und abends in Unternehmen geputzt. Lustigerweise sind einige Unternehmen, in denen ich schon als kleiner Junge war, heute meine Kunden. 

Wofür steht der Firmenname KKS?

Für „Keiner kann`s sauberer“. In dieses Motto habe ich immer meinen ganzen Ehrgeiz gelegt. Und wenn man selbst so überzeugt ist von einer Sache, dann kann man auch andere Menschen für diese Arbeit begeistern. Auch die Kunden merken, dass man nicht nur Dienst nach Vorschrift macht. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. Wir arbeiten zum Beispiel mit Produkten der Münchener Firma Dr. Schnell, die auch dort hergestellt werden und eben nicht in China. Im Sommer kommen Reinigungsmittel mit Beerenduft zum Einsatz, im Herbst mit einer Zitronennote. Die Mitarbeiter in den Büros merken das und fühlen sich wohler. Und wenn der Arbeitsplatz sauber ist und gut riecht, dann arbeiten die Leute auch besser. Da passiert sehr viel im Unterbewussten. 

Ihr Lebenslauf ähnelt ein bisschen dem amerikanischen Traum …

(lacht) Ja, das sagen viele. Natürlich verdiene ich Geld mit meinem Unternehmen, sonst könnte ich nicht so viele Menschen anstellen, die ihre Familien ernähren. Für mich zählt jeder Mitarbeiter, weil ich aufgrund meiner eigenen Geschichte die Menschen verstehe, die bei mir arbeiten. 

Auch weil viele aus Polen kommen?

Wir arbeiten in der Tat eng mit Polen zusammen, um Mitarbeiter zu rekrutieren. Polen ist meine zweite Heimat, das fühle ich jedes Mal, wenn ich dort ankomme. Ich komme aus Katowice und organisiere dort alle zwei Jahre ein Kirchenkonzert, bei dem für kranke Kinder gesammelt wird. Die Veranstaltung zieht immer 1.500 Besucher an. Beim letzten Mal hat eine ukrainische Band gespielt. Aber unsere Mitarbeiter kommen auch aus vielen anderen Ländern. Wir rekrutieren z. B. in Kroatien, weil der heimische Markt es einfach nicht hergibt oder niemand diese Arbeit machen möchte. Ich arbeite auch mit Universitäten zusammen, denn wir suchen nicht nur Reinigungsfachkräfte, sondern auch Elektriker, Malermeister und Gärtner. 

 „Ich versuche immer, den Mitarbeitern etwas zurückzugeben.“ 

Adam Stritzek, Inhaber KKS GmbH

„Ich habe mich selbstständig gemacht, weil mir die
 Wertschätzung für diese Arbeit fehlte.“

Adam Stritzek, Inhaber KKS GmbH

Wie funktioniert bei der KKS Gebäudereinigung die Eingliederung der ausländischen Mitarbeiter?

Sie werden von unserem Deutschlehrer jede Woche mindestens 90 Minuten lang in Gruppen bis zu zehn Teilnehmern unterrichtet. Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Teamleiter erhalten Einzelstunden. In den ersten drei Monaten können die neuen Mitarbeiter kostenlos in einer der Dienstwohnungen wohnen. Unser Integrationsbeauftragter kümmert sich in dieser Zeit um alle Formalitäten und unterstützt die Mitarbeiter dabei, eine eigene Wohnung zu finden. Die Berufsbekleidung wird von uns gestellt: weiße Hosen, Polohemden, Pullover und Sneakers. Und am Wochenende bieten wir Stadtführungen an, um die neue Heimat kennenzulernen. 

Und finanziell?

Wir zahlen über dem Mindestlohn und in Notlagen und für Weiterbildungsmaßnahmen gebe ich den Mitarbeitern zinsfreie Darlehen. Den Kindern finanziere ich Nachhilfestunden, statte sie mit iPads, Laptops und Scout-Tornistern aus. Im Moment gründen wir gerade eine eigene KITA, weil eine Mitarbeiterin im November Mutter geworden ist und gerne wieder arbeiten möchte. Und das geht vielen Frauen so, auch meiner. Wir haben eine kleine Tochter, die ein Jahr alt ist, und die könnte dann auch in die KITA gehen. Zu Weihnachten und zum Geburtstag gibt es Gutscheine und Geschenke. Einmal bin ich mit einem Fensterputzer am 23. Dezember losgefahren, um einen neuen Fernseher zu kaufen.

Ich vermute, da kündigt auch niemand?

So ist es. Weil ich meine Mitarbeiter als Teil meiner Familie ansehe, kann ich auf Seminare zur Mitarbeiterbindung verzichten. Über Uli Hoeneß lese ich viel und habe von ihm gelernt, dass Menschen eine Perspektive brauchen. Beim Einstellungsgepräch wird für jeden Mitarbeiter eine Excel-Tabelle angefertigt, in der die Perspektiven stehen und dann setzen wir uns alle vier Wochen zusammen und überprüfen, ob auch wirklich alles nach Plan verläuft.

Der Markt ist heiß umkämpft. Wie können Sie sich mit Ihrer Einstellung und Ihrer Preispolitik durchsetzen?

Ich wollte immer anders sein als die üblichen Mitbewerber. Reinigung hat ihren Preis. Wir sind zwar etwas teurer als einige andere Gebäudereinigungsunternehmen, aber ganz ehrlich: Alle Mittelständler fahren die größten Autos, haben aber keine 500 Euro für die Reinigung ihrer Büroräume? Ich habe übrigens einmal einen Kunden aus dem Luxusautosegment abgelehnt, weil ich im Gegenzug mit einer Luxuslimousine hätte durch die Gegend fahren müssen. Das passt für mich einfach nicht zusammen. Eher wünsche ich mir, dass man z. B. den Steuersatz für Pflegekräfte und die Arbeitszeit von acht auf sechs Stunden bei gleichem Lohn senkt. Aber natürlich muss ich als Unternehmer auch die Kunden im Blick haben. Sie bekommen von KKS nicht nur erstklassige Qualität, sondern die Garantie, dass wir innerhalb von 60 Minuten reagieren, wenn einmal etwas nicht zur 100-prozentigen Zufriedenheit erledigt sein sollte und das ist schon ein USP für uns. 

Adam Stritzek, Inhaber der KKS Gebäudereinigung mit Steckdosenbürste, die eigentlich in keinem Haushalt fehlen sollte.
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Statt sie nach Gebrauch zu entsorgen werden über 200.000 Reinigungstücher nach jedem Einsatz umweltfreundlich in Spezialwaschmaschinen gereinigt, thermochemisch und thermisch desinfiziert. 
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Adam Stritzek Inhaber der KKS Gebäudereinigung

 

Geboren wurde in Katovice (Polen) geboren, kam mit drei Monaten nach Ratingen. Nach der Höheren Handelsschule machte er eine Lehre als Fachkraft für Lebensmitteltechnik und gründete mit 23 Jahren die KKS GmbH. Seine Frau hat er in der Kirche kennengelernt. Er kocht gerne italienisch und freut sich, wenn es seiner kleinen Tochter Valentina schmeckt. Um sich zu entspannen hört er Phil Collins und Pink Floyd. Während der Corona-Krise hat er niemanden entlassen oder in Kurzarbeit geschickt. Als ein Ratinger Fahrradhändler sein Geschäft aufgab, kaufte Stritzek sämtliche Kinderräder auf. „Dann habe ich immer ein tolles Geschenk, wenn die Kinder der Mitarbeiter Geburtstag haben.“ Wenn er unterwegs ist, putzt er bei seinen Kunden auch im Anzug, wenn es einmal eng wird. Denn Sauberkeit ist für ihn Ehrensache.

Wie grün ist die KKS Gebäudereinigung?

Glasfassaden reinigen wir mit einer mobilen Osmosereinigungsanlage ohne Zusätze mit ganz normalem Leitungswasser und ohne Hebebühne bis zu 25 Meter Höhe. Wir arbeiten gerade an einem Refill-System für unsere Reinigungsgebinde. Noch in diesem Jahr werden wir auf rund 60 Prozent Elektro-Fahrzeuge kommen. Für unsere Mitarbeiter haben wir Lastenräder und E-Scooter angeschafft, mit denen sie zu den Kunden fahren können. Ansonsten ist die S-Bahn-Station direkt vor der Tür. 2020 haben wir 200 Bäume am Schloss Linnep gepflanzt. Seitdem wird dort für jeden neuen Kunden eine weiterer Baum eingesetzt. 

Mit „Japan & DEG powered by KKS“ haben Sie eine Partnerschaft mit der DEG geschlossen, warum Japan?

Weil ich schon als Kind nur gute Erfahrungen mit japanischen Unternehmen gemacht habe und den Japanern in Düsseldorf diese Sportart näher bringen wollte. In meinem Unternehmen habe ich 2021 ein Helpdesk mit einer Muttersprachlerin für japanische Firmen eingerichtet. Auch meine Website ist zweisprachig. Mit dem Sponsoring des DEG-Spiels gegen den Tabellenführer EHC Red Bull München wollte ich einen zweiten, einen sportlichen „Japan-Tag“ feiern und habe der japanischen Gemeinde 4.000 Eintrittskarten geschenkt. Es war ein großartiges Spiel mit einem Feuerwerk „on ice“ nach der ersten Drittelpause und japanischen Trommlern.

Susan Tuchel

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