Von Lehrlingen zu Gesellen: Warum dieser Moment mehr ist als ein Abschluss
Gestern noch Azubi – heute Geselle. Für 70 junge Menschen war der Freitagabend im Tulip Inn in Düsseldorf mehr als nur eine Feier. Es war ein symbolischer Neubeginn. Mit der Lossprechung endet offiziell ihre Ausbildungszeit – und es beginnt ein neuer Lebensabschnitt in der Berufswelt. Ein bedeutungsvoller Schritt: Raus aus der geschützten Lernphase, hinein in die Eigenverantwortung.
Die 69 jungen Männer und eine Frau, die an diesem Abend ihre Gesellenbriefe als Anlagenmechaniker/in erhielten, haben in dreieinhalb Jahren mehr gelernt, als viele ahnen: Sie haben nicht nur Rohre verarbeitet, geschweißt, gelötet und Heizungen installiert – sie haben digitale Planungstools genutzt, komplexe Systeme verstanden und in echten Kundenprojekten Verantwortung übernommen.
Karrieren, die gerade erst beginnen
Dass dieser Beruf Perspektive bietet, zeigen die Wege der beiden Jahrgangsbesten:
Baran Balli, 19 Jahre alt, verließ mit 15 die Schule mit Realschulabschluss. Ein Praktikum beim Installateur öffnete ihm die Tür – heute steht er bereits in den Startlöchern für die Meisterausbildung. Und damit noch nicht genug: Danach will er den Fachwirt machen. Sein Ziel? „Dann hat man alles. Dann stehen einem alle Türen offen“, sagt er mit einem Lächeln, das mehr Selbstbewusstsein als jugendlichen Leichtsinn verrät.
Luc Schroers (20) geht einen anderen Weg – den akademischen. Er hat sich direkt für den Bachelorstudiengang HEAT (Hausenergie und Anlagentechnik) eingeschrieben. Der duale Studiengang an der Hochschule Düsseldorf ermöglicht es ihm, Theorie und Praxis zu verbinden. Nach Feierabend geht es an die Online-Seminare, am Wochenende zur Uni. Und warum das Ganze? Weil er liebt, was er tut: „Am Ende des Tages sehe ich, was ich geschafft habe.“
Handwerk mit Sinn – und Zukunft
„Viele junge Menschen entscheiden sich heute ganz bewusst für das Handwerk“, beobachtet Jens in der Strodt, Vorstandsmitglied der Innung. Nicht nur, weil es gute Verdienstmöglichkeiten gibt, sondern auch, weil man etwas Sinnvolles für die Gesellschaft tut. Ob Heizungen im Winter oder Wasserleitungen im Alltag – Anlagenmechaniker sorgen dafür, dass die Dinge funktionieren. Und ja, sie werden gebraucht: Über 40.000 Auszubildende entschieden sich 2023 in Deutschland für diesen Beruf.
Der Beruf selbst hat sich gewandelt: Weniger körperlich belastend, mehr Technik, mehr Digitalisierung. Und doch bleibt es echtes Handwerk – mit Verantwortung.
Einen Ball kann man ja mal versemmeln
„Wenn aber ein Rohr falsch angeschlossen wird, kriegen alle plötzlich nasse Füße“, weiß Jens in der Strodt. Und Luc Schroers ergänzt: „Uns ruft man an, wenn Not am Mann ist.“
Ein Abend voller Stolz und Möglichkeiten
Lossprechung – das ist nicht nur ein alter Begriff. Es ist der Moment, in dem junge Menschen offiziell frei sind, ihre Zukunft zu gestalten. Die Werkzeuge dafür haben sie jetzt in der Hand – und die Möglichkeiten sind grenzenlos.
Beitragsbild: Die frischgebackenen SHK-Gesellen in der Merkur Spiel-Arena, @Contunda