Ercan Kara Osman denkt nicht nur ans Business und seine Mitarbeiter, sondern auch an die Welt von morgen. Für sie will der Geschäftsführende Gesellschafter der Rodopi Gruppe Industriebauwerke erhalten und dafür sorgen, dass die Windräder sich weiter drehen. Seine Mitarbeiter arbeiten für dieses Ziel in schwindelerregenden Höhen. Sie erneuerten in über 117 Metern den Korrosionsschutz des Gasometers in Oberhausen, sie bauen Rotorblattteile für Windkraftanlagen, installieren und warten Photovoltaikanlagen. Mit der Rodopi Bauwerkinstandsetzung GmbH hat Ercan Kara Osman gerade in Düsseldorf-Rath eine weitere Tochterfirma gegründet, um den Lebenszyklus von Bauwerken wie Brücken und Windkraftanlagen zu verlängern.

Der Selfmade-Geschäftsmann Ercan Kara Osman verkündete im letzten Jahr, sich aus dem Korrosionsschutzgeschäft in der maritimen Industrie zurückzuziehen. Stattdessen wolle er die Manpower von Rodopi lieber in den Bau von Windkraftanlagen, in die Sanierung von bestehenden Anlagen und Industriebauten sowie in Solaranlagen stecken. Doch das eine zu lassen ohne etwas Neues anzufangen? „Die meisten Bauwerke bestehen aus Beton und Stahl. Und so wie man Stahl regelmäßig behandeln muss, damit er nicht korrodiert, muss auch Beton vor Witterungseinflüssen geschützt werden“, erklärt der Unternehmer.

Fotos: Rodopi

Bevor Beton mit wasserabweisenden Mitteln und einer Versiegelung auf Acryl- oder Epoxidharzbasis beschichtet werden kann, muss er sandgestrahlt werden. Das erfolgt in der Regel mit großen mobilen Strahlmaschinen, die von Facharbeitern bedient werden. Diese müssen sich durch Staubschutzwände, einen Schutzanzug sowie einen Atem- und Gehörschutz vor den Strahlmitteln schützen. „Mit unserer vertikalen, selbstfahrenden Sandstrahlmaschine können meine Mitarbeiter den Vorgang jetzt per Fernsteuerung bedienen“, so Osman. Entwickelt wurde die Maschine in Dänemark, der Gebrauchsmusterschutz ist beantragt. In Zeiten des Fachkräftemangels ist die Automatisierung ein probates Mittel, um mit weniger Personal auszukommen. Vier bis acht Facharbeiter kann Ercan Kara Osman auf diese Weise einsparen, bzw. muss diese nicht auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt für sein Unternehmen gewinnen. Sauberer und gleichmäßiger ist das Sandstrahlen nun auch, da die Maschine in der Lage ist, einen gleichmäßigen Abstand zur Oberfläche einzuhalten und einen konstanten Druck für ein einheitliches Ergebnis zu halten. Mit dieser Maschine lassen sich nun Betonfundamente für Onshore-Windkraftanlagen sowie Monopiles mühelos automatisiert bearbeiten.

„Sandstrahlen ist kein Ponyhof. Wir sprechen hier nicht nur von wirtschaftlichen Vorteilen, sondern auch von einer Verbesserung der Arbeitssicherheit.“

Ercan Kara Osman, Geschäftsführender Gesellschafter der Rodopi Gruppe

$

Ercan Kara Osman

// Dass der Betriebswirtschaftler Ercan Kara Osman was „mit Stahl und mit Menschen“ machen wollte, kommt nicht von ungefähr. Geboren in Krefeld, zog die Familie nach Düsseldorf, als Ercan Kara Osman zwei Jahre alt war.
// Sein Vater war Stahlarbeiter bei Mannesmann. Der Firmenname Rodopi ist keine Erfindung, sondern eine Erinnerung daran, dass seine Eltern aus Rodopi kommen, das zur Region Ostmakedonien und Thrakien gehört.
// Warum er als Grieche einen türkischen Nahmen trägt? „Das fragen mich viele Leute, aber wir gehören zur Minderheit der muslimisch-türkischen Pomaken“, erklärt Osman, der mit seiner Frau und seinen beiden Kindern nicht weit von der Firmenzentrale in Oberrath am Aaper Wald lebt.
// Seine Leidenschaft ist der Rennsport. Auch den möchte er gerne grüner machen und unterstützte Technikstudenten der Universität in Xanthi dabei, einen Elektro-Rennwagen für das Democritus Racing Team zu bauen. Auch hier denkt er an die nachfolgenden Generationen, weil sein Filius bereits erste Rennen fährt.

Frisch lackierter Monopile in Munkebo bei Odense/Dänemark.

Hier lackiert der Roboter

Eine zweite Maschine wird ab dem nächsten Frühjahr die Mitarbeiter der neuen Rodopi-Tochter unterstützen. „Dann wird ein Lackierroboter bei uns anfangen“, frotzelt der Unternehmer. Auch hier liegen die Einsparpotenziale für die Kunden von Rodopi auf der Hand: Neben einer Energieersparnis werden die Produktionszeiten reduziert und Farbe eingespart. Langfristig werden solche automatisierten Maschinen zum Branchenstandard, davon ist Osman überzeugt.

Aktuell ist Rodopi ein Pionier im Bereich Bauwerkinstandsetzung, deren Forschung sich zunehmend auf die Nachhaltigkeit und die Lebenszyklusverlängerung von Bauwerken fokussiert. Das Düsseldorfer Unternehmen kann mit dem von einem Ingenieurbüro entwickelten Verfahren nun auch die riesigen Monopiles für Offshore-Windkraftanlagen automatisch lackieren und instandhalten. „Damit hat Rodopi sein Leistungsspektrum in nahezu allen Wertschöpfungsbereichen einer Windkraftanlage erweitert.“


An Bauwerken wie Brücken oder Industriebauten kann die Rodopi Gruppe nun Korrosions- und Betonarbeiten ausführen. Denn Instandhalten und sanieren ist nachhaltiger als abreißen. „Wir sprechen da von der so genannten grauen Energie, also bereits gebundenen CO2-Emissionen, weniger Bauschutt, einer niedrigeren CO2-Bilanz, einem geringeren Ressourcenverbrauch und wie im Fall von Brücken oder dem Gasometer von einem Erhalt historischer Bausubstanz.“

$

Rodopi Gruppe

// In einem nach den Standards der Global Wind Organisation (GWO) zertifizierten Schulungszentrum in Xanthi (Griechenland) bildet Rodopi seit 2019 Fachkräfte aus Griechenland, Portugal, Frankreich und Skandinavien On- und Offsite aus.
// Dafür erhielten die Gründer Ercan Kara Osman und Achmet Gkaroglou in Athen 2022 von der griechischen Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou den „Argo Award“ in der Kategorie Entrepreneurship.
// Seine über 550 Mitarbeiter sind in Deutschland zu deutschen Lohnstandards angestellt. Das ist Osman wichtig, damit die Facharbeiter in ihren Heimatländern zu Wohlstand kommen.
// Seit der Übernahme der Dürener Korrosionsschutz GmbH im letzten Jahr veredelt das Unternehmen in einer eigenen Strahl- und Beschichtungshalle Metallstrukturen und Komponenten. Die Unternehmensgruppe übernimmt in über 33 Ländern Korrosionsschutzarbeiten und ab jetzt auch Betonsanierungen.

Beitragsbild: Giokmen Kalentzi (Fachkraft für Arbeitssicherheit) und Cagri Tuncay (Projektmanager für Rotorblattservice) im Einsatz vor Ort, Fotos: Rodopi

 

Pin It on Pinterest