Tiere in Echtzeit? Gibt es nur im Zoo. Naturkundemuseum? Da gibt es präparierte Käfer, Schmetterlinge und Fossilien in langen Vitrinen und verstaubte Skelette. Doch Naturkunde geht heute anders – mit interaktiven Lernstationen zum Beispiel. 21 Millionen hat die Modernisierung des Düsseldorfer Aquazoos gekostet. Seit der Wiedereröffnung im Jahr 2017 kommen jährlich 450.000 Besucher nach Stockum. Damit zählt der Aquazoo Löbbecke Museum zu den bestbesuchten Kultureinrichtungen der Stadt. 

Vor Ort empfängt mich Dr. Jochen Reiter, Direktor des Aquazoos, im hellblauen Pullover. Das passt zur Umgebung. Reiter ist Jahrgang 1973, stammt aus dem niederbayerischen Landau, wo er als Bub durch die Wälder streifte und an der Isar Dämme baute. Nach Düsseldorf kam der Zoodirektor, der mit einer Tierärztin verheiratet und Vater von neunjährigen Zwillingen ist, im Jahr 2016. Die Modernisierung des Aquazoos war gerade in vollem Gange und „die Stimmung angespannt“, wie er sich erinnert. 560 Tierarten leben im Aquazoo, 85 Prozent blieben auch während des Umbaus dort wohnen. Ganz ohne Stress ging das verständlicherweise auch bei den Tieren nicht ab. Das Aquazooteam hat hier aber alles getan, damit es den Tieren den Umständen entsprechend gut ging.

Das Ergebnis jedenfalls spricht für sich: die Farbe Blau, die Beleuchtung, das geschwungene Mobiliar, das U-Boot, die vielen Lernstationen. Mit viel Herz und Hirn haben Mitarbeiter, Kuratoren für den Lebendtier- sowie Sammlungsbereich und der Leiter der Abteilung Naturbildung Lebensraum für die Begegnung von Tieren und Menschen geschaffen. Insgesamt 50 Mitarbeiter arbeiten im Aquazoo Löbbecke Museum. 

Der Ursprung des Lebens

Alles Leben kommt aus dem Meer. Wie ein roter Faden zieht sich die Evolution durch die Ausstellung. Vor allem die riesigen Becken mit Rochen, Haifischen und Muränen haben es den Besuchern angetan. Dabei kannte sich Reiter zunächst gar nicht so gut aus mit der Unterwasserwelt. Als Student der Biologie stellte er erste Beobachtungen am Institut für Verhaltensforschung in Erlangen an, das die größte Population von Bürstenschwanzrattenkängurus in Europa hatte. Für seine Diplomarbeit beobachtete er Geparden im Tiergarten Nürnberg, wurde Zeuge wie ein Gepard die viereinhalb Meter hohe Natursteinkulisse überwand, weil er unbedingt das Mofa haben wollte, das jeden Tag an seinem Gehege vorbeiknatterte. „Gib ihm das Mofa, das will er haben“, schrie Reiter dem Mofabesitzer zu, der mit dem Schrecken davonkam.

Dann ging es für die Doktorarbeit drei Jahre lang in den Regenwald auf den Philippinen, um das Flug- und Nahrungsverhalten von Flughunden zu beobachten.  „Ich war wie die Flughunde immer nachts unterwegs, ein Filipino bahnte den Weg mit einer Machete. Mit 20 ist man einfach risikofreudiger“,  schmunzelt Reiter. Er kann Tiere mit einem Blasrohr betäuben und kennt jeden Bereich eines zoologischen Parks. Reiter war Hilfstierpfleger, Futtermeister, Kurator und wissenschaftlicher Leiter. Als er vom Duisburger Zoo zum Aquazoo wechselte, lernte er viel Neues, kennt sich heute aber bestens aus mit „seinen“ Tieren. Und wenn nicht, fragt er einen Kollegen: „Der Manager einer Hühnerfarm muss auch keine Eier legen können.“

Raubfischfütterungen

Fütterungen sind in allen  Zoos beliebt. Im Aquazoo werden die Haie und Piranhas nicht nur öffentlich gefüttert, auch Wissen über die Tiere wird vermittelt. 1.400 Veranstaltungen im Bildungssektor gibt es jährlich, viele Schulklassen ziehen Tag für Tag durch die Gänge. Neu in diesem Jahr sind zehn Lesungen für Kindergartenkinder, eine Idee von Roundabout Kids. Hinzu kommen Führungen, Vorträge, auch Kindergeburtstage können im Aquazoo gefeiert werden. 

Streetwearkollektion mit Krake Ursula

In Düsseldorf ist der Aquazoo unverwechselbar. Da liegt die Idee eines Markenzeichens auf der Hand. Und so entstand in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Label „null:zwo:elf“  in diesem Jahr eine eigene Streetwearkollektion. Der Star der Kollektion hat acht Tentakel und heißt Ursula. T-Shirts und Hoodies  mit diesem Zeichen gibt es für Erwachsene und Kinder. Außerdem sind noch im Sortiment Einkaufstaschen und Rucksäcke, alles aus biologischen Materialien und fair produziert. Ursula mit oder ohne Fernsehturm gibt es im Aquazoo an der Kasse oder im Online-Shop von „null:zwo:elf“. 

Dr. Jochen Reiter, Direktor des Aquazoo Löbbecke Museum, im Lieblingsoutfit.
Philipp Schröder favorisiert als Marketing-Experte des Aquazoos das zweitentaklige T-Shirt.

© Alexander Vejnovic, das-fotostudio-duesseldorf.de

Piranha und Eiscremebohnenbaum

Piranhas gehören mit 75 Euro zu den preiswertesten Patenkindern. Manche Patenkinder gehören einfach zu ihren Paten wie der Eiscremebohnenbaum zur Eismanufaktur in Stockum, fand Reiter und schlug Roberto Ghirloni vor, Pate von diesem Baum zu werden und der ließ sich auch nicht lange bitten. 

Patenschaften für Tiere, Pflanzen oder Exponate sind mittlerweile ein wirtschaftlicher Faktor für den Aquazoo. Die Gelder fließen direkt in die Pflege von Tieren oder Pflanzen oder in den Unterhalt der Sammlung. „Für unser U-Boot hat die Messe boot die Patenschaft übernommen“, erzählt Reiter. Alle Paten bekommen eine Urkunde mit einer Kurzbeschreibung zu Tier, Pflanze oder Exponat. Patenschaften ab 150 Euro schließen die halbjährlich erscheinende Hauszeitschrift „Aquarius“ ein. 

Ein weiteres Benefit: Alle Paten werden jedes Jahr  am 1. Mai  von 10.00 bis 13.00 Uhr zum Patentag in den Aquazoo eingeladen. In diesem Jahr muss die Veranstaltung allerdings auf den  1. Mai 2021 verschoben werden. Weitere Informationen zu Patenschaften finden Sie hier: 

Themen werden dem Aquazoo bei der aktuellen Debatte um die Weltmeere, Nachhaltigkeit und Plastikmüll sicher nicht ausgehen. Am 8. Juni ist übrigens World Oceans Day. Wer sich über die Eingriffe des Menschen in die Natur und den Lebensraum Meer informieren möchte, kann das zwischen 10.00 bis 17.00 Uhr tun, spontan und ohne Anmeldung.  

Susan Tuchel

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