Wir versuchen Transporte zu vermeiden

Die Logistikbranche ist in Deutschland nach der Automobilindustrie und dem Handel der drittgrößte Wirtschaftsbereich. Im Jahr 2023 erwirtschaftete der deutsche Logistikmarkt ein Gesamtvolumen von über 327 Milliarden Euro. Erfolgreiche Logistiker besitzen fundierte Kenntnisse der Prozess- und Versorgungsketten des Handels und der Industrie. Als Reaktion auf die immer differenzierteren Anforderungen, die sich aus speziellen Branchengegebenheiten, bestimmten Gütereigenschaften oder unterschiedlichen Vertriebsformen ergeben, sind spezielle Logistik-Märkte entstanden.*
* Quelle: Fraunhofer Supply Chain Services.

Einer der europaweit tätigen Logistik-Spezialdienstleister ist meta4log mit Standorten in Essen, Ratingen, Kassel und Scharbeutz. Seit 2014 ist das Unternehmen in der Print-Medien- Logistik zu Hause. Gemeinsam mit dem Schwesterunternehmen meta4kon bietet das 55-köpfige Team Lösungen an, die Zeit und Kosten sparen und zudem nachhaltiger sind. Anlässlich des zehnjährigen Firmenjubiläums sprachen wir mit Bernd Jungclaus, geschäftsführender Gesellschafter der meta4log und meta4kon, und Petra Haupt-Moldenhauer, Geschäftsführerin der meta4kon, über die Zukunft der Print-Medien-Logistik.

Woher kommt der Firmenname meta4log?
Bernd Jungclaus (B.J.): Von metaphor, altgriechisch für bewegen, transportieren und log steht für Logistik. Unsere Hauptaufgabe sehen wir jedoch darin durch Prozessoptimierungen mehr zu bewegen. Unsere Firmenphilosophie ist also völlig atypisch für unser Gewerbe: Wir versuchen Transporte zu vermeiden. Die Anforderungen an Logistikunternehmen nehmen immer weiter zu. Im Fokus steht der Zeit- und Kosten-Faktor. Wie meistern Sie das?

Die Anforderungen an Logistikunternehmen nehmen immer weiter zu. Im Fokus steht der Zeit- und Kosten-Faktor. Wie meistern Sie das?
B. J.: Wir setzen nicht erst beim Transport an, sondern bei der Produktionsplanung, also bei der Terminplanung, der Produktionstechnik und den Lagerkapazitäten. Diese Parameter berücksichtigen wir, um die LKWs optimal auszulasten. Das spart Zeit und Kosten, ist ökologischer und der Kunde wird bei seiner Produktionsplanung entlastet.

Haben Sie ein Beispiel aus der Print-Medien-Logistik?
B. J.: Wir führen die verschiedensten Werbeobjekte, wie z. B. Beilagen, Prospekte usw. sinnvoll zusammen. Zum Beispiel, wenn Prospekte aus verschiedenen Teilen der Republik kommen und am Ende des Tages zusammen z. B. in der Rheinischen Post landen. Dann gehen wir tiefer in die Prozessketten hinein, damit nicht die eine Beilage in Berlin, die andere in München und die nächste in Hamburg produziert wird. Bei einigen Kunden sitzen wir deshalb schon logistisch bei der Produktionsplanung mit im Boot.

Unsere Philosophie ist es, nicht erst beim Transport anzusetzen, sondern bereits bei der Produktionsplanung, um diese aus logistischen Gesichtspunkten zu optimieren.

Bernd Jungclaus

Geschäftsführer, meta4log

Entwickeln Sie auch individuelle Prozesse für kleinere Volumina?
B. J.: Die Größe der Volumina ist nicht entscheidend. Wichtig ist uns dem Kunden Flexibilität zu bieten und seinen Anforderungen zu entsprechen. Dabei kann es sich genauso um die Logistik von Solartechnik handeln wie um Hygieneprodukte oder Sportartikel. Prozessorientierte und kosteneffiziente Lösungen stehen immer im Vordergrund! Im Printmedienbereich sortieren wir große Sendungsmengen bis aufs Einzelstück herunter und bringen die Sendungen effektiv und neu konsolidiert auf den Weg.

Was ist Ihr Kerngeschäft?
B. J.: Immer noch bedrucktes Papier, auch wenn die Volumina sinken. Damit steigen die Anforderungen an die Logistik. Wir sind auch für Postdienste tätig. Zusätzlich sind wir auch Fulfillment-Partner für Marketingartikel und viele andere Produkte. So betreuen wir z. B. ein Unternehmen, das deutschlandweit im Vertrieb und der Montage von Solarmodulen tätig ist. Diese lagern wir komplett von der Schraube bis zum Unterbauprofil und versenden die benötigten Mengen termingerecht auf die Baustelle.

meta4log Mitarbeiter ET-Taoufik Idada im Einsatz mit dem Gabelstapler

Stichwort Wirtschaftlichkeit: Die deutsche Wirtschaft ächzt unter einem hohen Kostendruck, die neue LKW-Maut tut ihr Übriges. Das prognostizierte Wirtschaftswachstum sieht mit 0,2 Prozent dürftig aus. Wie schaffen Sie es da noch für Ihre Kunden kosteneffiziente Lösungen zu finden?
B. J.: Wir schauen uns die Gesamtprozesse an und hinterfragen bestehende Prozessketten. Eine offene Kommunikation auf Vertrauensbasis hat dann nicht selten effiziente Umstrukturierungen zur Folge.

Wie wichtig ist die Optimierung der Lagerlogistik für einen optimalen Workflow?
B. J.: Für einen Kunden haben wir verschiedene Lager-Funktionen wie z. B. Sortierfunktionen miteinander verbunden und die eingehenden und ausgehenden Transporte optimiert. Im ersten Wurf haben wir 20 Prozent der Transporte eingespart. Heute sind wir bei einer Einsparung von fast 40 Prozent bei gleichbleibendem Volumen.

Ist es schwierig, bei den Kunden ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sie ihre Prozesse ggf. von Grund auf verändern müssen?
B. J.: Ja und nein. Zunächst ist es maßgeblich für uns, die Akzeptanz zu bekommen, um überhaupt einen so tiefen Einblick in die Prozesskette erhalten. Das erfordert natürlich, dass man sich öffnet. Diese Öffnung kommt vermehrt mit dem Druck aus dem Markt und mit der Erkenntnis, dass man seine eigene Denkweise verändern muss, um wirtschaftlich zu bleiben.

Wie sieht das in der Praxis aus?
B. J.: Eine große Druckerei-Gruppe mit verschiedenen dicht beieinander liegenden Produktionsstandorten hat die Fertigung auf die diversen Standorte nur unter Berücksichtigung der Produktionsquote aufgeteilt. In dieser Planung wurde die Logistik nicht berücksichtigt. Das Ergebnis war eine enorme Kostenexplosion in diesem Bereich. Gemeinsam mit unserem Kunden haben wir unter Berücksichtigung aller Parameter die Planung angepasst und somit neben einer enormen Kosteneinsparung den CO2-Ausstoß erheblich vermindert. Vor der Anpassung wurden die Empfänger teils dreimal beliefert. Jetzt erfolgt die Anlieferung konsolidiert.

 Bernd Jungclaus am Steuer eines der E-Crafter, die bei meta4log im Einsatz sind

Auch unter Umweltgesichtspunkten ist der Logistiksektor durch den Green Deal der EU mit großen Herausforderungen konfrontiert. Was tun Sie für den Klimaschutz?
B. J.: Wir sind seit 2020 klimaneutral. Auch beim Einsatz der Ressourcen von uns und unseren Partnern setzen wir auf Energieeinsparung und Nachhaltigkeit. So sind wir zum Beispiel an der klimaneutralen Auslieferung der Produkte eines unserer größten Kunden aktiv beteiligt. Dabei ist auch unsere Philosophie der Transportvermeidung um Ressourcen zu schonen Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Zusätzlich kommen zunehmend mehr E-Fahrzeuge zum Einsatz. Angefangen bei E-PKWs für den Stadtverkehr, über E-Crafter für kleinere Transporte bis hin zu E-LKWs, die wir in Kürze testen wollen.

Sie entwickeln auch außergewöhnliche Werbemittel und Mailings für bekannte Marken und Agenturen mit ihrem Schwesterunternehmen meta4kon. Was ist da Ihr Erfolgskonzept?
B. J.: Wir hatten schon immer den gesamten Prozess im Auge, also vom halbfertigen Produkt zur Weiterverarbeitung, zu einem Konfektionierer und das fertige Produkt zum Kunden zu bringen. Diesen Bereich besetzen wir mit der meta4kon. Das kon steht dabei für Konfektionierung.

Petra Haupt-Moldenhauer (P. H. – M.): Zunächst haben wir Dialog-Mailings für Werbeagenturen veredelt, bis ins Kleinste personalisiert und von Hand konfektioniert. Also im Kosmetikbereich Pröbchen oder Sachets in Mailings integriert oder andere Dinge, die händisch eingeklebt werden müssen. Dafür braucht man viele fleißige Hände. Das machen wir an unserem Produktionsstandort in Ratingen.

Wir finden innovative Lösungen, beispielsweise für die nachhaltige Materialwahl von Verpackungen.

Petra Haupt-Moldenhauer

Geschäftsführerin, meta4kon

Welche Arten von Medien entwickeln Sie?
P. H. – M.: Dialogmailings bzw. Kundenbindungskonzepte auch in Verbindung mit der ganzen Online-Thematik, d. h. verbunden mit Onlineshops etc. und das wiederum mit Anbindung an die Lagerhaltung. Neben dem reinen Direktmarketing kommt bei uns noch das Fulfillment dazu, wozu wir auch intensiv beraten.

Welche Rolle spielt hierbei das Thema Nachhaltigkeit?
P. H. – M.: Eine große Rolle, etwa bei der Materialwahl für nachhaltige Verpackungen. Kunststoff- oder Folienlösungen sind nicht mehr gewollt. Hier gilt es innovative Lösungen zu finden. Selbst die Heftstreifen in Mappen sind verschwunden. Hierfür haben wir Taschen entwickelt, die wiederum händisch verklebt werden müssen. Beim Einzel-Paketversand verwenden wir kein PVC-Klebeband mehr. Hier gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten, die genauso haltbar sind und besser für die Umwelt.

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