„Oma, wo hat eigentlich dein Haus gestanden?“

Ein „Heimatmuseum“ am Niederrhein bewahrt Verschwundenes in einem virtuellen Museum auf

Den Anblick, als der Turm des „Immerather Doms“ am 8. Januar 2018 dem Arm des Abrissbaggers zum Opfer fiel, hat sich den Menschen ins Gedächtnis gebrannt. Aber wie sieht es mit den nachfolgenden Generationen aus? Was können die Älteren ihren Enkeln erzählen, wenn diese fragen: „Oma, wo hat eigentlich dein Haus gestanden?“
Der Heimatverein der Erkelenzer Lande hat bereits im Oktober 2018 – lange vor den vielen virtuellen Museumsrundgängen, die jetzt in der Corona-Krise angeboten werden – ein „echtes“ virtuelles Museum unter https://www.virtuelles-museum.com eröffnet. „Echt“ virtuell deshalb, weil es nicht darum geht, online Exponate zu zeigen, die ein Museum derzeit in seinen Räumlichkeiten ausstellt, sondern Fotos, Filme und die Geschichte von verschwundenen Bauwerken, Ortschaften, Kultur und Landschafen im kollektiven Gedächtnis zu bewahren.
Rund 7.500 Menschen werden durch den Braunkohletagebau ihre Heimat verlieren. „Deshalb haben wir unser Museum das ‚Virtuelle Museum der verlorenen Heimat‘ genannt. Mit dieser reinen Online-Version sind wir so etwas wie die Pioniere in der modernen Museumslandschaft“, erklärt Günther Merkens, Vorsitzender des Heimatvereins der Erkelenzer Lande.
Aktuell können die Besucher des Museums Erkundungsgänge u. a. mit Kugelpanorama-Optik unternehmen, z. B. durch die Kirche in Keyenberg, sich den Friedhof in Borschemich aus dem 12. Jahrhundert oder den Fronhof in Immerath aus dem 13. Jahrhundert anschauen und alles über deren Geschichte erfahren. 
Was Erwachsene und Kinder bei dem virtuellen Rundgang lernen können? „Zum Beispiel, dass Ortschaften, die in den letzten Jahrzehnten nur noch Straßendörfer waren, bis in die 80-er Jahre autark waren mit Metzgern, Lebensmittelhandlungen, Schuhmachern, Gastwirtschaften, Schneidern und Textilgeschäften“, so Wolfgang Lothmann, Leiter des Arbeitskreises „Virtuelles Museum der verlorenen Heimat“.
An dem virtuellen Museum wird aktuell fleißig „weitergebaut“. „Der Schatz von Keyenberg“ mit sieben oder acht Spielen wird Ende des Jahres online gehen, um auch die jüngeren Generationen an die Geschichte ihrer Heimat heranzuführen.
Der Heimatverein war nicht nur Trendsetter mit seinem Virtuellen Museum. Mit dem Instagram-Hashtag „MuseenEntdecken“ (#MuseenEntdecken) nimmt das Museum in diesem Jahr zum ersten Mal am Internationalen Museumstag am 17. Mai teil. „Auf diese Weise werden uns viele Besucher aus ganz Deutschland und aus dem Ausland bei ihren digitalen Museumstouren entdecken“, ist Günther Merkens überzeugt.


Foto: Ernte 1940er und 50er Jahre
Copyright: Hans-Peter Jans / Hermann Schwingens

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