Der Traum vom eigenen Bienenvolk – schon seit vielen Jahren nimmt die Zahl der Fluginsekten beständig ab, auch verschiedene Wildbienenarten sind davon betroffen. Das hat starke Auswirkungen auf die Natur. Doch zumindest bei den Honigbienen gibt es einen positiven Trend, weil immer mehr Menschen die Freude am Imkern entdecken. Für die meisten ist die Imkerei nur ein Hobby oder maximal ein Nebenerwerb. Eine professionelle Ausbildung zur Imkerin bzw. zum Imker haben im Jahr 2020 nur 24 Menschen in ganz Deutschland begonnen. Dafür halten rund 15.000 Menschen in Deutschland Bienen in ihrem Garten oder sogar auf ihrem Balkon. So auch Sparkassen-Mitarbeiter Vitali Pahl – vor rund drei Jahren ist er „auf die Bienen gekommen“, als er bei einem Freund selbst erzeugten Honig vom eigenen Bienenvolk probierte. „Der Geschmack war einzigartig, kein Vergleich zu dem Honig, den man im Supermarkt bekommt. Anschließend waren wir bei ihm im Garten und er hat mir seine Bienenstöcke gezeigt. Das war der Augenblick, wo ich mir gesagt habe: Das möchte ich auch machen“, erzählt Vitali Pahl. Er wurde Mitglied im Bienenzuchtverein Düsseldorf. Hier absolvierte er einen Kurs für Freizeitimker, in dem ihm die wichtigsten Grundlagen der Imkerei vermittelt wurden. In einem Anfängerkurs wird u. a. die Biologie der Biene und die Völkerführung behandelt, ebenso wie die Grundlagen der Imkerei; Bienenwesen und -entwicklung, Winterruhe, Winterzehrung bis hin zur Auswinterung. Zum Ende des Kurses erhält jeder „fertige Hobby-Imker“ einen so genannten Ableger. Das heißt ein kleines Bienenvolk mit rund 1.000 Bienen und einer Königin.
„Bienen sind unerlässlich für die Bestäubung von Pflanzen und für unser Ökosystem. Sie fördern die Artenvielfalt und tragen zu einem gesunden Stadtklima bei.“
Wir besuchten das Bienenvolk der Stadtsparkasse Düsseldorf beim Bienenzuchtverein Düsseldorf. Vitali Pahl zeigt, wie die Waben im Inneren des Bienenstocks aussehen.
„Die Bienen sind wie Kinder. Man muss sich regelmäßig um sie kümmern, sie füttern, pflegen und behandeln, damit es ihnen gut geht.“
Bienen-Aufzucht und -Pflege
Dieser Ableger bildete auch den Grundstein für Vitali Pahls erstes Bienenvolk. Mittlerweile besitzt er sechs Bienenvölker mit jeweils 50.000 bis 60.000 Bienen. „Die Bienen sind wie Kinder“, erzählt Vitali Pahl lachend. „Man muss sich um sie kümmern, sie füttern, pflegen und behandeln, damit es ihnen gut geht.“ Durch das Flugloch, aus dem die Bienen in den Stock hinein und hinaus fliegen, beobachtet er das Treiben der Bienen und entdeckt täglich etwas Neues: „Wenn sie beladen mit ‚kleinen Säckchen voller Pollen‘ an ihren Beinchen nach Hause kommen, dann sind sie fleißig bei der Ernte. Dann geht es dem Volk gut. Wenn ich das sehe, ist alles in Ordnung. Dann muss ich gar nicht den Deckel des Bienenstocks öffnen. Das mache ich nur in anderen Fällen, wenn sie beispielsweise plötzlich ganz chaotisch hinausfliegen.“
50.000 neue Mitarbeiter bei der Stadtsparkasse Düsseldorf
Von seiner Bienen-Leidenschaft berichtete Vitali Pahl einer Kollegin aus der Kommunikationsabteilung bei der Stadtsparkasse Düsseldorf und die beiden kamen auf die Idee, dass die Stadtsparkasse Düsseldorf ihre eigenen Bienen braucht. Pünktlich zum Weltbienentag im Mai dieses Jahres wurde die Idee in die Tat umgesetzt. So wurde Vitali Pahl zum ersten „Bienenbeauftragten“ der Stadtsparkasse Düsseldorf. Und diese bekam auf einen Schlag über 50.000 neue Mitarbeiter, nebst Königin. Eine neue Heimat fand das Bienenvolk beim Bienenzuchtverein Düsseldorf am Stoffeler Kapellenweg 295 in Oberbilk. Hier werden die Bienen ganzjährig von Vitali Pahl und den Imkern des Vereins betreut. Zusätzlich kümmern sie sich auch um die Honig-Ernte mit dem Label „Made by Stadtsparkasse“. Zwei Mal im Jahr wird geerntet, in der Regel im Mai und im Juli. Pro Stock gibt es dann bis zu 30 Kilogramm Honig, der in den typischen Honiggläsern an die Kunden der Stadtsparkasse verschenkt wird.
Vitali Pahl auf Tuchfühlung mit dem Bienenvolk der Stadtsparkasse Düsseldorf
Imkern in der Stadt
Darüber hinaus unterstützt die Stadtspar-
kasse Düsseldorf aktiv das Imkern in der Stadt. So spendete sie dem Düsseldorfer Bienenzuchtverein 1.100,00 EUR. Mit diesem Geld können nicht nur kostenlose Kurse für aufstrebende Hobby-Imker angeboten werden, sondern auch Aktionen durchgeführt werden, um die Pflanzenvielfalt in der Stadt zu stärken. „Wir haben an die Düsseldorfer beispielweise Tütchen mit Blühsamen verteilt, damit die Bienen in der Stadt möglichst viel zu ernten haben“, berichtet Vitali Pahl. Was nur die wenigsten wissen, ist, dass Imkern in der Stadt für die Bienen viel lukrativer ist als auf dem Land. „Auf dem Land gibt es meist nur Mono-Kulturen, wie z. B. riesige Rapsfelder. Sind die einmal abgeerntet, gibt es für die Bienen meist nicht mehr viel Pollen und Nektar zu sammeln. Anders ist das in der Stadt, da blüht immer irgendwo etwas“, sagt Vitali Pahl.
Der Weg zum Imker
Imker werden kann jeder, der einen Garten oder Balkon und ein Faible für die kleinen schwarz-gelben Insekten hat. „Auf dem Balkon bekommt man sogar noch mehr vom Bienenleben mit als im Garten, eben weil man näher dran ist“, weiß
Vitali Pahl. Und wer weder Garten noch Balkon hat, dem stellt die Stadt Düsseldorf sogar Flächen zur Verfügung, auf denen man seine Bienen ansiedeln kann. Auf die Frage, was denn die häufigsten Anfängerfehler beim Imkern sind, erklärt Pahl schmunzelnd: „Schwierig kann es werden, wenn man den Zeitpunkt des Schwärmens verpasst. Das heißt eine neue Bienenkönigin ist herangewachsen und die alte Königin nimmt die Hälfte der ,Mannschaft‘ mit und sie schwärmen auf und davon.“ Fataler Nebeneffekt – das zweigeteilte Bienenvolk ist allein jeweils nicht lebensfähig. Also muss man hinterher und die ausgeschwärmten Bienen wieder einfangen, wenn sie sich irgendwo niederlassen, z. B. auf einem Baum. Dazu sprüht man die Bienen mit Wasser ein, mit nassen Flügeln können sie nämlich nicht fliegen, und fängt sie mit einer Fangkiste vorsichtig ein. Dieses Bienenvolk wird gefüttert, gehegt und gepflegt, damit sich die Bienen vermehren und allein lebensfähig werden.
Was macht man, wenn man in den Urlaub fährt?
Vitali Pahl verrät einen Trick: Damit die Königin nicht schwärmen kann, kommt sie in einen kleinen Käfig, in dem sie bleibt, bis er wieder zu Hause ist. Übrigens, dass aus einer Larve keine Arbeitsbiene, sondern eine Königin heranwächst, darüber entscheidet einzig und allein das Futter, das sie von den Arbeiterinnen bekommt. Eine Königin wird ausschließlich mit Gelee Royale gefüttert und alle Bienen wissen genau Bescheid.
Und wie sieht es aus mit
Bienenstichen?
Bienenstiche sind ganz schön schmerzhaft. „Ich glaube, alle Imker sind mit der Zeit schon an Stiche gewöhnt“, sagt Vitali Pahl. „Am meisten weh tut es, wenn man nach der Winterpause im Frühling wieder mit dem Imkern anfängt. Dann dauert es vielleicht zwei, drei Stiche, bis der Körper sich daran gewöhnt. Danach entstehen kaum noch Schwellungen, sondern nur noch eine kleine Rötung und es tut nicht mehr so weh. Aber es gibt auch Bienenarten, die nicht so aggressiv sind und denen man sich auch ohne Schutzausrüstung nähern kann.“
Alexandra von Hirschfeld