Fragt man ihn unter vier Augen, gibt Christian Frenssen zu, dass er irgendwie mit dem Pool verheiratet ist. Seine Freundin hört das nicht so gerne und außerdem teilt sie seine Leidenschaft fürs Bahnenziehen nur sehr bedingt. Seit 20 Jahren gehört der Sportler zur gesellschaftlichen und sportlichen Minderheit der so genannten Frühschwimmer. Die stehen auf, wenn alle anderen sich noch einmal im Bett herumdrehen. Christian Frenssen setzt sogar noch einen drauf. Denn bevor er im Winter ins Allwetterbad Flingern oder im Sommer ins Lörricker Freibad radelt, schaut er nach, welche Bestellungen in seinem Onlineshop eingegangen sind. „Ich stehe um 4.00 Uhr auf. Es ist das Geilste auf der Welt für mich, die Pakete für meine Mitschwimmer zu packen. Ich mache alles selber, habe dafür aber auch alles in der Hand und kann neue Ideen direkt umsetzen“, erklärt er. 

Angefangen hat alles 2014 mit einem Shop-System aus den USA in Instagram-Kacheloptik und sechs Produkten. Mittlerweile sind es rund 250 Produkte, angefangen von Badekappen, Handtüchern, T-Shirts, Hoodies, Mützen, Taschen, Emaille-Tassen bis hin zu Liegestühlen, Bettwäsche im Schwimmbadbeckenboden-Design und auch ein „Eau de Chlorine“ hat Frenssen kreiert – der Duft für zu Hause. Letztes Jahr hat er Socken ins Sortiment aufgenommen. Die gab es für Schwimmer nämlich nicht, was auch daran liegen könnte, dass man sie zum Schwimmen nicht braucht, aber eben nach dem Schwimmen. „Die laufen echt gut“, resümiert der Self-Made-Designer. Die Kunden kommen mittlerweile nicht nur aus ganz Deutschland, sondern aus aller Herren Länder. Der komplette Warenbestand lagert in seiner Wohnung. Der Online-Shop, den er mittlerweile im zehnten Jahr betreibt, nennt er sein Small-Business. Sein Big-Business ist sein Job in der Marketingabteilung beim Fahrradhersteller Giant in Erkrath. 

Wer die Aufdrucke auf den Schwimmaccessoires liest, erfährt viel über ihn und vermutlich auch über die Spezies der Frühschwimmer: „Eat – sleep – swim – repeat“ oder „Less Bla Bla, go swim“, „She said swimming or me, sometimes I miss her“, „I like swimming and maybe three people“ oder „Swim more, worry less“.

 

„Ich mache nur Sachen, die ich selber cool finde.“ 

Vom Triathleten zum Schwimmer

Christian Frenssen kam vor 20 Jahren von Freiburg nach Düsseldorf. Er hat Kommunikationsdesign studiert und in Werbeagenturen gearbeitet. Da war er noch Triathlet. Dann kam eine Knieverletzung und er ging zum Aquajogging in den Düsselstrand. Er besuchte einen Schwimmkurs für Erwachsene und lernte kraulen. Heute ist Kraulen seine Königsdisziplin. Wenn er schwimmt, hat er nur die Bahnen im Kopf. „Ich konzentriere mich auf den Armzug. Ich bin im Zählmodus, 60 Bahnen à 50 Meter. Das hat etwas Meditatives.“ Macht also drei Kilometer jeden Tag, außer samstags. Mehr als einen Tag Pause hält er nicht aus. So kommt er auf 18 Kilometer in der Woche, 72 Kilometer im Monat und auf 926 Kilometer im Jahr. Die Zeit zwischen 6.00 und 7.00 Uhr morgens, von denen Frenssen 50 bis 55 Minuten schwimmt, ist seine blaue Stunde. Anschließend radelt er entweder heim oder direkt zum Job. Probleme mit der Vereinbarkeit von Hobby und Beruf hat er nicht.

 

„Das Family-Feeling im Pool ist global.“

$

Christian Frenssen

45 Jahre, kein Gramm Fett, die pure Ästhetik. Ins Freibad zu gehen ist für ihn Pflicht, sobald es öffnet. Er liebt die Sonnenaufgänge und fotografiert die Morgenstimmung im Schwimmbad. Rund 1.500 Euro kostet ihn sein Hobby im Jahr. Dafür spart er das Duschen zu Hause. Urlaubsziele ohne einen Pool in der Nähe zu haben, kommen für ihn nicht infrage. Er fährt Fahrrad und läuft, Wandertouren hält er gerne kurz. Er liebt open-water-Wettkämpfe, trainiert dafür aber lieber im Becken. „Ist nicht so meins, wenn ich nicht weiß, was unter mir ist.“

Den Frühschwimmern Ehre zollen

Schwimmen ist immer noch eine Nischensportart, findet der Marketingmann. Surfer hätten einen Style und die meisten Sportarten eigentlich auch. „Viele denken bei Schwimmen an Rentner, die ihre Runden drehen. Dabei ist Schwimmen ein echter Abenteuersport.“  Auch die Vereine machen zu wenig, um sich zu präsentieren, erklärt Frenssen. Also macht er die Lobbyarbeit für alle. Unter Eingeweihten ist sein Logo mit dem Wal und der Aufschrift „Early Bird Swimmers 100% Aquaholic“ bekannt. „Alle, die schwimmen, kennen es.“ 

Nicht alles, was Frenssen macht, rechnet sich. Die T-Shirts sind eher ein Minusgeschäft. „Und der allover bedruckte Liegestuhl wirtschaftlich gesehen sogar eine Katastrophe“, gibt er zu. Aber Frenssen geht es nicht um die große Kohle, sondern darum, den Lifestyle der Schwimmer ins tägliche Leben zu bringen. „Wenn immer mehr Leute stolz darauf sind, dass sie schwimmen und es eine Casual Swimwear gibt, dann habe ich mein Ziel erreicht.“ 

Und wenn er sich noch etwas wünschen dürfte zu seinem Schwimmerglück? „Ein Coffeebike um 7.00 Uhr vor dem Schwimmbad“, kommt prompt als Antwort.  Solange das noch nicht da steht, kann Christian Frenssen sich aus Bordmitteln bedienen mit dem „Sunrise Brew Swimmer Coffee“. Der wird bei Woyton frisch geröstet und kann auch von Nichtschwimmern in den Coffee-Shops erworben werden. Vielleicht kommt dann der eine oder die andere auf die Idee, frühmorgens schwimmen zu gehen. Es muss ja nicht jeder gleich was am Knie haben, um mit dem Schwimmen anzufangen.

Susan Tuchel

Pin It on Pinterest