Das Thema Nachhaltigkeit hat bei der Deutschen Bank schon seit langem hohe Priorität. So wurden schon vor einigen Jahren weitreichende interne Nachhaltigkeitsrichtlinien und Prozesse implementiert. Seit 2019 ist Nachhaltigkeit als zentraler Bestandteil in der Unternehmensstrategie fest verankert. Zusätzlich koppelt die Deutsche Bank ihre Vorstandsgehälter an ESG-Kriterien. Das soll den ambitionierten Plan unterstützen, in den kommenden fünf Jahren das Volumen an nachhaltigen Finanzierungen sowie den Bestand an verwaltetem Vermögen in nachhaltigen Anlagen auf insgesamt mehr als 200 Milliarden Euro ansteigen zu lassen. 

Wir befragten drei Düsseldorfer Deutsche Bank Mitarbeitende, wie das bei ihnen in der Praxis aussieht: Für die Senior Beraterinnen Private Banking Janine Erschfeld (Filiale Benrath) und Lisa Crosina (Filiale Derendorf) sowie Thilo Schepermann, Filialleiter der Deutschen Bank in Derendorf, ist das Thema Nachhaltigkeit ein Herzensanliegen.

Welchen Stellenwert besitzt das Thema Nachhaltigkeit bei Ihnen?

Thilo Schepermann: Aus tiefster Überzeugung möchte die Deutsche Bank eine führende Rolle bei dem globalen Wandel hin zu einer nachhaltigen und klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft einnehmen und diesen aktiv mitgestalten. Wir haben z. B. konkret formuliert, dass wir uns sehr genau mit dem Thema fossile Brennstoffe beschäftigen. Wie gehen wir mit CO2-Emissionen um? Wie gehen wir mit dem Waffenthema um? Und vieles weitere mehr, der Katalog mit unseren Nachhaltigkeitskriterien umfasst mittlerweile über 500 Seiten.

Lisa Crosina: Ich übersetze es immer gern so für meine Kunden, wir sind als Unternehmen dem Pariser Klimaabkommen beigetreten und möchten die dort definierten Ziele erfüllen, d. h. z. B. Ressourcen schonen, Wasser sparen, Strom sparen. Unser Ziel ist es im Rahmen unserer Möglichkeiten als Bank die Welt ein kleines bisschen besser machen. 

Wenn wir ein Bewusstsein schaffen wollen, wenn sich irgendetwas in der Welt verändern soll, dann ist es natürlich auch wichtig, dass gerade die großen Unternehmen Position beziehen und ein Stück weit auch Vorreiter sind – jeder Tropfen höhlt den Stein. Ich hatte heute Morgen noch ein Kundengespräch und wir waren uns einig, dass momentan an vielen Stellen eine Bewegung stattfindet, dass etwas passiert. Die Menschen werden immer sensibler, auch in kleinen Dingen. Und das möchten wir mit unserer Art nachhaltig zu wirtschaften an vorderster Front natürlich mit unterstützen.

Stichwort nachhaltig wirtschaften, was ist überhaupt eine nachhaltige Geldanlage? 

Janine Erschfeld: Bei einer nachhaltigen Geldanlage kommt es im Wesentlichen darauf an, dass bei der Auswahl und der Bewertung der Unternehmen noch zusätzliche Kriterien, z.  B. die ESG-Kriterien
(s. Kasten auf S. 92, Anm. der Redaktion),  mit herangezogen werden. Es geht also nicht nur darum, zu schauen, ob das Unternehmen, in das ich investieren will, rentabel ist und ein zukunftsorientiertes Geschäftsmodell hat. So kann man bei nachhaltigen Investments von Vorneherein kontroverse Themen ausschließen, also z. B. nicht in Unternehmen investieren, die im Waffenhandel oder in der Atomenergie oder Kohlekraft tätig sind. 

Zusätzlich gibt es auch ganz klar definierte Nachhaltigkeitsinvestments, bei denen man gezielt festlegen kann, welche Nachhaltigkeitsziele man mit seiner Geldanlage unterstützen will, z. B. das UN-Nachhaltigkeitsziel sauberes Wasser und Sanitäranlagen. Dabei kommen dann alle Unternehmen, die dazu einen Beitrag leisten, für Anleger in Frage. 

Thilo Schepermann: Es ist natürlich sehr komplex zu verstehen, was da eigentlich in diesen ganzen Produkten drin ist, die auf dem Markt unter dem Titel nachhaltiges Investment angeboten werden. Wir setzen uns sehr intensiv damit auseinander, um unseren Kunden maximale Transparenz zu bieten. Ich kann auch nur jedem raten, das genau zu hinterfragen um Tendenzen wie „Green Washing“ zu vermeiden.

Ein Vorurteil lautet: Nachhaltigkeit kostet Rendite, können Sie dies entkräften?

Janine Erschfeld: Da brauchen Sie sich nur anzusehen, wie im letzten Jahr ein Aktienfonds performed hat, der Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt und einer, der das nicht tut. In vielen Fällen sieht man tatsächlich, dass eine Geldanlage mit Nachhaltigkeitsfaktor eine bessere Performance erzielt. 

Thilo Schepermann: Wir haben sicherlich sehr viele Beispiele, die zeigen, dass nachhaltige Geldanlagen besser funktionieren. Das kann jedoch natürlich kein Versprechen für die Zukunft sein. Wir können ja nicht von vergangenen Wertentwicklungen auf zukünftige schließen. Aber grundsätzlich geht die Tendenz schon dahin.

Lisa Crosina: In diesem Zusammenhang auch sehr interessant. Es gibt Studien, die besagen, dass
80 bis 90 Prozent der Unternehmensinsolvenzen hätten umgangen werden können, wenn diese Unternehmen stärker Nachhaltigkeitskriterien in ihre Geschäftspolitik mit einbezogen hätten.

Janine Erschfeld: Zudem erfreut sich das Thema Nachhaltigkeit in der Geldanlage immer größerer Beliebtheit in den letzten Jahren. Deshalb darf man die Inflows auch nicht unterschätzen. Es fließt halt viel Geld in Unternehmen, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen.

 © Alexander Vejnovic, das-fotostudio-duesseldorf.de

Wie beeinflusst Nachhaltigkeit die Kapitalmärkte?

Thilo Schepermann: Meiner Meinung nach werden die Kapitalmärkte in großem Maße beeinflusst und damit auch die Gesellschaft. Diese Lenkungsfunktion von Geld sollte man nicht unterschätzen in unserer Welt. Nicht nur, dass wir als normale Bürger uns hinterfragen. Wie ist eigentlich mein Konsumverhalten? Wo kaufe ich ein? Gehe ich lieber zum Biobauern, ist das eigentlich teurer oder langfristig günstiger? So denken natürlich Unternehmen und der ganze Kapitalmarkt auch. 

Lisa Crosina: Der Kapitalmarkt betrifft ja nicht nur die großen Unternehmen. Auch wir als Privatpersonen fungieren als Akteure am Kapitalmarkt. Sei es, wenn wir Baufinanzierungen oder andere Formen von Krediten aufnehmen oder allein auch, wenn wir unser Konto nutzen. Bei der Deutschen Bank arbeiten wir derzeit mit Hochdruck an neuen Ideen und Möglichkeiten, um Nachhaltigkeitskriterien stärker mit Konten und Finanzierungen etc. zu verknüpfen, um auch darüber das grüne Thema vermehrt zu pushen.

Welche Rolle spielen die grünen Pilot-Filialen in Düsseldorf und Benrath?

Lisa Crosina: Frau Erschfeld und ich sind Teil des so genannten Green Teams. Im Prinzip sind wir diejenigen, die im Moment grüne Konzepte und Ideen vor Ort erarbeiten. Wie können wir Wasser sparen? Wie können wir Kunden begeistern? Wer kann welchen Beitrag leisten? Wenn eine Filiale Papier spart, ist das gut, wenn das aber 500 machen, ist das viel besser.

Janine Erschfeld: Das betrifft aber nicht nur das Thema Ressourcen sparen, sondern auch regionales Engagement. Wie können wir soziale oder regionale Projekte mit unseren Filialen unterstützen? Wie können wir durch die Gestaltung unserer Außenanlagen zu mehr Biodiversität beitragen?

Thilo Schepermann: Da ist jetzt keiner aus Frankfurt gekommen, der uns gesagt hat, welche Punkte wir in welcher Art und Weise umsetzen sollen. Wir haben kein Konzept von oben übergestülpt bekommen. Sondern wir sind als interessierte Filialen aufgerufen, unsere eigenen Ideen zu entwickeln, d. h. wir gestalten das Thema Nachhaltigkeit von unten nach oben, um dann nach oben unsere Erkenntnisse zu reporten, die unbedingt berücksichtigt werden sollen. Dabei spielen natürlich die Meinungen unserer Kunden eine wesentliche Rolle. Das ist ein sehr offener und spannender Prozess, bei dem wir jeden Tag dazulernen.

Was tun Sie selbst privat und beruflich für Nachhaltigkeit? 

Lisa Crosina: Ich bin früher mit Öffis zur Arbeit gekommen, bevor ich Mama geworden bin. Ich wohne jetzt allerdings sehr weit außerhalb von Düsseldorf, deshalb klappt das nicht mehr so gut. Dafür haben wir ein Auto mit Gasbetrieb, das ist schon etwas umweltschonender und wollen demnächst auf Elektro umsteigen. Wenn ich Fleisch kaufe, mache ich das beim Nachbarbauern, wo die Kühe auf der Wiese stehen oder hole meine Eier dort. Wir haben in unserem Haus sehr stark auf Energieeffizienz geachtet, mit Dreifachverglasung, Wärmepumpe und einer PV-Anlage. Biodiversität im Garten ist uns wichtig. Wir haben viele bienenfreundliche Pflanzen und ein Hochbeet mit unseren Nachbarn zusammen.

Janine Erschfeld: Bei mir liegt der Fokus auf der Ernährung, weil ich finde, dass man dadurch viel bewegen kann. Ich ernähre mich seit einiger Zeit vegetarisch und achte darauf, dass ich regional einkaufe. Auch bei meinem dreijährigen Sohn ist es mir sehr wichtig, ihm so früh wie möglich auf entspannte und natürliche Art nahezu-
bringen, wo unser Essen herkommt, wie ich Müll vermeide usw. 

Thilo Schepermann: Meine drei Kinder sind schon aus dem Haus und studieren. Hier nochmal anbei der Ratschlag, frühzeitig Sparpläne für Ihre Kinder zu machen. Ich habe eine Veganerin, zwei Vegetarier und zwei Fleischesser am Tisch und das seit rund acht Jahren. Ich bin mächtig stolz, dass wir eine Diskussion darüber führen können, ohne dass sich alle gegenseitig die Augen auskratzen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal vegane Salami essen würde, die schmeckt wirklich gut. 
Alexandra von Hirschfeld

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