Von Opa Jakob bis Heute
Seit über 55 Jahren ist die Bäckerei Puppe in Neuss und Umgebung ein fester Bestandteil der regionalen Backkultur, bekannt für ihre Handwerkskunst und hohe Qualität. 1968 gegründet, wird der Betrieb jetzt in der dritten Generation von Caroline Puppe geführt, die in diesem Jahr die Leitung übernommen hat. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Tante Birgit Reißer, die nach ihrer Hochzeit den Namen Puppe abgelegt hat, und ihrer Mutter Petra Puppe, die sich um die Buchhaltung kümmert. Ihr Vater, Thomas Puppe, der die Bäckerei über Jahrzehnte erfolgreich geführt hat, zog sich im September 2024 zurück – mit einer kleinen Auszeit in Spanien, wo die Familie ein Domizil besitzt.
„Mein Vater ist jetzt in Rente, aber natürlich bleibt er der Bäckerei verbunden“, erzählt Caroline Puppe mit einem Lächeln. „Er hilft hier und da noch mit, wenn viel zu tun ist.“ Jetzt, zur Weihnachtszeit läuft die Produktion auf Hochtouren: Zimtsterne, Stollen, Plätzchen und viele weitere Köstlichkeiten entstehen bei Puppe noch in sorgfältiger Handarbeit.
Bei Puppe wird fast alles noch in feinster Handarbeit gemacht. Caroline Puppe legt selbst gern Hand an, z. B. hier beim Ausstechen der Zimtsterne. Fotos: Bernd Obermann
Der Weg in die Bäckerei
Caroline wusste schon früh, dass sie in die Bäckerei einsteigen wollte. Mit 15 Jahren begann sie, neben der Schule im Laden mitzuarbeiten. „Damals wollte ich mir einfach ein bisschen etwas zum Taschengeld dazu verdienen“, erinnert sie sich. „Mit der Zeit wurde mir klar, dass mir alles, was mit dem Bäckerhandwerk zu tun hat, einfach Riesen-spaß macht.“ Nach dem Abitur entschied sie sich zunächst für eine Ausbildung im Verkauf bei der Bäckerei Hinkel, bevor sie ein BWL-Studium begann. Doch die Theorie allein war ihr zu trocken: „Ich habe gemerkt, dass ich den Praxisbezug brauche. Deshalb habe ich das Studium abgebrochen und den Betriebswirt des Handwerks gemacht – eine Weiterbildung, die speziell auf Betriebe wie unseren zugeschnitten ist.“ Um diese Qualifikation zu erreichen, machte sie zunächst ihre Bäcker- und Konditormeisterin. „So habe ich jetzt von allem etwas: Verkauf, Handwerk und Betriebswirtschaft.“
Handwerk trifft auf Digitalisierung
Unter Carolines Leitung bleibt die Bäckerei ihren Wurzeln treu, aber sie bringt auch neue Ideen ein. So wurde kürzlich ein elektronisches Schlüsselsystem eingeführt, das den Alltag für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erleichtert. „Bisher mussten wir ständig Schlüssel hin- und herfahren, wenn jemand in einer anderen Filiale einspringen musste. Jetzt haben wir eine digitale Lösung, die für alle einfacher ist.“ Auch die Zeiterfassung läuft inzwischen digital. „Das spart nicht nur Zeit, sondern sorgt auch für Transparenz“, erklärt Caroline.
Produkte mit Persönlichkeit
Trotz der Modernisierung bleibt die Bäckerei Puppe ein Hort der Handwerkskunst. „Wir machen so viel wie möglich von Hand“, sagt Caroline. „Ob Puddingbrezeln, Apfelkuchen, Brötchen, Sauerteigbrote – bei uns wird geformt, geschlungen und verziert. Selbst den Pudding für unsere Plunderteilchen und Kuchen kochen wir selbst.“ Regionalität und Qualität spielen bei der Auswahl der Zutaten eine wichtige Rolle. Die Äpfel stammen von einem Bauern aus Kaarst und das Mehl aus regionalem Anbau wird von der Plangemühle in Neuss geliefert.
Bestseller „Opa Jakob“
Ein echter Verkaufsschlager ist das Brot „Opa Jakob“, das nach ihrem Urgroßvater Jakob benannt ist, der ebenfalls Bäcker war. Er war während des Zweiten Weltkriegs als Bäcker tätig, wurde jedoch eingezogen und kehrte nie zurück. Zum Andenken an ihn ziert sein Bild die Banderole um das Brot. „Opa Jakob ist ein Roggenbrot mit 80 Prozent Roggen und einer kräftigen Kruste, ohne großen Schnickschnack.“ Caroline selbst schwärmt ebenfalls für die einfachen Klassiker: „Ein warmes Brötchen direkt aus dem Ofen, mit zerschmolzener Butter und vielleicht einer Prise Salz – das ist für mich der pure Genuss.“
Sehr beliebt ist „Opa Jakob“, die Banderole ziert ein Bild des Opas in seiner Backstube.
Kleine Bäcker ganz groß
Ein besonderes Highlight im Jahreskalender der Bäckerei Puppe sind die regelmäßigen Backaktionen mit Kindergärten. Die kleinen Nachwuchsbäcker dürfen dabei selbst Hand anlegen und lernen spielerisch, wie Brot und Gebäck entstehen. „Es ist immer wieder schön zu sehen, wie begeistert die Kinder sind, wenn sie ihren eigenen Teig kneten oder Plätzchen ausstechen“, erzählt Caroline Puppe.
Die Aktionen fördern nicht nur die Kreativität, sondern auch das Verständnis für Lebensmittel und Handwerk. „Wir wollen den Kindern zeigen, wie viel Arbeit und Liebe in einem Brot oder einem Brötchen stecken“, sagt sie. Am Ende der Backstunde dürfen die Kleinen ihre selbstgemachten Backwerke natürlich mit nach Hause nehmen.
Blick in die Zukunft
Mit 15 Filialen, davon 9 in Düsseldorf und sechs im Rheinkreis Neuss, sowie zahlreichen Lieferkunden wie Krankenhäusern, Altersheimen und Kindergärten ist die Bäckerei Puppe ein wichtiger Betrieb in der Region. Die große Herausforderung ist es, trotz der Größe die handwerkliche Qualität zu bewahren. „Viele denken, dass wir durch die Anzahl der Filialen eine Kette sind, aber das stimmt nicht. Wir machen alles selbst und fast alles von Hand“, betont Caroline. Für die Zukunft sieht sie die Bäckerei gut aufgestellt: „Wir haben ein tolles Team aus rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, tolle Produkte und haben in den letzten Jahren in energiesparende Technologien wie neue Öfen, Solarmodule und ein Wärmerückgewinnungssystem investiert. Darauf lässt sich aufbauen.“