Welchen Stellenwert nimmt Kunst in Ihrem Leben ein?

Kunst ist der wichtigste Faktor in meinem Leben. Kunst war für mich auch Therapie nach einer lebensbedrohlichen Erkrankung, also meine Überlebensstrategie. Als ich die Krankheit überstanden hatte, schwor ich mir, meine Schaffenskraft von nun an für die Verbindung der Kreativität mit dem Sozialen zu nutzen, zugunsten schwächerer, benachteiligter Menschen. Das ist mein Herzensprojekt.

Welche künstlerischen Vorbilder haben Sie am stärksten beeinflusst?

Käthe Kollwitz hat mich in ihrem Engagement für Soziales extrem geprägt.
Die Verbindung von Kunst mit sozialen Projekten das sind die Grundpfeiler meiner Arbeit und meines Lebens. In meinen Projekten der Creativ-Help GmbH und der Blauschäferei Reetz sind alle meine sozial-caritativen Gedanken verwirklicht, nämlich Menschen mit Beeinträchtigung in Beschäftigung zu bringen, Kinder, Erwachsene und auch Senioren aller Identitäten und Kulturen in Kreativität zu bringen. Mit den blauen Schafen, der international tourenden Blauen Friedensherde, setze ich sehr niederschwellig ein Zeichen für den so dringend benötigten Frieden.

Blauschaf Meer Wyk auf Föhr, Foto: © Freienstein

Foto: © Michaela Heckers

Welche anderen Berufe wären für Sie auch in Frage gekommen?

 Eigentlich keine. Kunst war immer mein Wunschberuf.

Was brauchen Sie, um schöpferisch tätig zu sein?

 Außer meinen Händen brauche ich etwas Papier oder Leinwand und Farbe. Mehr brauche ich nicht.

Worauf legen Sie momentan Ihren künstlerischen Schwerpunkt?

Ich möchte noch viel mehr Kinder in das kreative Miteinander bringen. Abseits vom medialen Stress, ohne Handys, Fernseher oder PlayStations. Ich möchte Verbindung schaffen, Toleranz, Verständnis über das kreative Schaffen verschiedenster Menschen generieren. Außerdem möchte ich den Kindern einen Zugang zu Kultur und ihren eigenen Ideen anbieten, sie bestärken in ihrer eigenen Schaffenskraft. Das hat in der ersten Malschule in diesem Sommer ganz großen Anklang gefunden.

Woran arbeiten Sie gerade?

Ich bin in der Vorbereitung für die Malschule für Erwachsene im Kloster Knechtsteden und natürlich auch für die nächste Malschule für Kinder in den kommenden Ferien. Das Kinder-Projekt hatte zum Start im Sommer 2024 einen sehr regen Zuspruch und die Kinder waren wirklich sehr begeistert und kreativ es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht!
Dafür suchen wir auch laufend Sponsoren 😉 Im Sommer 2024 war dankenswerterweise der Deutsche Kinderschutzbund unser Sponsor. An den Adventssonntagen öffne ich im Kloster Knechtsteden immer mein Atelier, jeder kann kommen und mich bei der Arbeit sehen, sich mit mir austauschen das ist auch immer ein anregendes Projekt.

Bilder: Mischtechnik auf Leinwand

Welches Kunstmuseum würden Sie gerne leiten?

Gar keines … ich will Künstlerin sein. Ich schaue mir gerne Kunst an, z. B. auf dem Rundgang der Akademie in Düsseldorf, da begeistern mich die neuen Ideen der jungen Leute.

Düsseldorf hat eine lebendige Kunstszene, womit sind Sie zufrieden und wo wünschen Sie Veränderungen?

Ich bin sehr zufrieden mit der Kunstakademie als immer neuem, anregenden Ideenträger. Aber Veränderungen dürfen immer sein: weniger Bürokratie grundsätzlich, z. B. auch wenn es um Unterstützung bei kreativ-sozialen Projekten geht, da dürfte schneller und mutiger entschieden werden.

Hühner für den Zweck: künstlerisches Benefiz-Projekt zugunsten bedürftiger Kinder

Welche Rolle wird die Kunst Ihrer Meinung nach im digitalen Zeitalter einnehmen?

Kunst wird immer eine Rolle einnehmen, sowohl analog als auch digital … Wenn ich noch einmal jung wäre, würde ich mich medial fit machen und digitale Kunst schaffen. Heute nutze ich die sozialen Medien überwiegend für meine Öffentlichkeitsarbeit, das hat einen großen Vorteil, weil ich Interessierte sehr direkt erreichen kann. Andererseits werden aber auch alle überflutet mit digitalem Input.

Wie hat die Coronakrise Sie und Ihr künstlerisches Schaffen beeinflusst? 

Letztlich sehr positiv, da ich die neuen Ideen der Mal-Akademien für die kreative Arbeit vor Ort im Kloster Knechtsteden entwickelte und letztlich umsetzen konnte. Auch mit Senioren, die ja besonders zu vereinsamen drohten. Auch konzipierte und schuf ich meine Arbeiten für die Ausstellung im PAN-Forum in Emmerich 2022, wo sich alle Arbeiten thematisch mit dem Klimawandel und der Zerstörung der Lebensräume beschäftigten.

$

Über Bertamaria Reetz

// Bertamaria Reetz wurde 1952 in der Eifel geboren und lebt in Pulheim bei Köln.

// Sie studierte von 1986-92 an der Kunstakademie Düsseldorf Malerei.

// Große Ausstellungen hatte sie u. a. 2000 in den Diözesan Museen Kattowitz, Krakau, Oppeln und Breslau sowie im Stadtmuseum Chorzów und 1998 im Palazzo Albrizzi, Venedig.

// 2006 gründete sie die gemeinnützige GmbH Creativ Help mit dem internationalen Projekt „Die Jecken Höhner von Kölle“. Die Hühner tourten 3 Jahre durch die Region und erlösten 200.000 Euro ausschließlich für gemeinnützige Zwecke.

// Seit 2015 führt sie ihre künstlerische Arbeit mit dem Schwerpunkt auf Integration und sozialem Miteinander fort. Sie stellte im Frauenmuseum Bonn mehrfach aus. Außerdem auf der Triennale d’Arte di Venezia und in Silkeborg, Dänemark.

// Aktuelle Arbeiten sind in der Galerie Heidefeld in Krefeld zu sehen sowie bei ihr im Atelier im Kloster Knechtsteden in Dormagen  nach Absprache und an allen Adventssonntagen von 11.00 bis 16.00 Uhr.

// Auch bietet sie eintägige Kreativ-Workshops im Kloster Knechtsteden an. Pro Gruppe können ca. 10 Teilnehmer malen. Jeder Teilnehmer bemalt ein Objekt aus der Creativ-Help-Welt. Die nächsten Termine sind der 9.2.2025 und der 23.3.2025.

Pin It on Pinterest