Limelight Junkies ist der Name des neuesten Musikprojekts der Düsseldorfer Band von Gregor Moslener (Gesang), Percy Leymann (Soundtechnik) und Christian Scherber (Gitarren, Bass, Keyboards,
Drum-Programming). Dabei war dieses Projekt von Anfang an
nicht darauf ausgelegt, die neuen Songs möglichst schnell live
zu präsentieren. Allerdings konnte niemand ahnen, dass die
somit durchaus gewollte Ironie des Namens (Limelight=
Bühnenlicht) durch die Corona-Krise zusätzlich strapaziert
werden sollte. 

ZOO:M traf sich mit den drei Musikern zu einer launigen Unterhaltung über alte und aktuelle Projekte, neue Medien und zeitlose Themen.

Ihr seid ein Team aus drei Städten: Christian ist ehemaliger Gerresheimer und wohnt jetzt in Duisburg-Rumeln, Percy ist Mettmanner und Gregor lebt nach wie vor in Gerresheim. Wie kam es, dass Ihr Euch zu diesem Projekt zusammengetan habt?

Christian Scherber: Wir haben eine gemeinsame Vorgeschichte: Mit Percy habe ich die Schulbank gedrückt; mit Gregor hatte ich Mitte der 80-er eine Band. Bei einem Waldspaziergang vor zwei Jahren mit Percy kamen wir irgendwie auf alte Zeiten zu sprechen und ich erzählte von den vielen Anekdoten, Highlights und Dramen, die das Spielen in einer Rockband so mit sich bringt: Live-Gigs, Studio-Sessions, Pannen bei Fernsehauftritten und Video-Drehs, Ärger mit der Plattenfirma. Dann stellte ich Percy die Frage, ob er sich vorstellen könnte, nach all den Jahren als Zeuge meiner musikalischen Achterbahnfahrt selbst bei einem Projekt mitzuwirken. Die Antwort bzw. Gegenfrage lautete sinngemäß „Bist Du krank?“ Das wertete ich als ein „Ja“. Nach einigen Monaten Songwriting kam ich auf die Idee, Gregor aus der musikalischen Versenkung zu holen. Und nun treffen wir uns regelmäßig bei Percy in Mettmann – stilgerecht in einem schönen Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert. Auf dem Barock-Schreibtisch steht ein PC von 2019, auf dessen Festplatte Indie-Rock mit einigen 80er-Anleihen aufgenommen wird. 

© Alexander Vejnovic, das-fotostudio-duesseldorf.de

Euer erstes Album ist seit Juli 2020 auf dem Markt. Erzählt ihr mal was über den Sound, die Vermarktung und den Entstehungsprozess?

Gregor Moslener: Ich hatte mich seit vielen Jahren nicht mehr mit dem Thema Musik beschäftigt. Aber der Vorschlag von Christian und Percy war, dass ich nur alle zwei Wochen zum Einsingen vorbeikommen müsste – die restliche Produktion würde von ihnen übernommen werden. Allerdings haben solche Vorsätze nicht lange Gültigkeit, wenn man wieder auf den Geschmack gekommen ist. Mittlerweile ist im Grunde jeder von uns mit allen Bereichen beschäftigt.

Percy Leymann: Im Gegensatz zu Gregor und Christian bin ich kein Musiker und im Projekt ausschließlich für die technischen Dinge zuständig. Daher war es für mich eine neue Erfahrung, die Entwicklung der Songs von der ersten Idee bis zum Video-Dreh mitzuerleben. Als die Frage aufkam, wie wir denn das musikalische Material promoten wollten, schlug Gregor vor, die Songs als Album beim Distributor Recordjet zu veröffentlichen. Zeitgleich haben wir angefangen, Video-Clips zu den Songs zu drehen und diese auf Instagram und YouTube zu präsentieren.

Gregor Moslener: Das erste Album hat 10 Songs; mittlerweile sind die ersten 8 Videos online. Aktuell arbeiten wir parallel an den letzten beiden Clips und an der Musik für das zweite Album. Viele Songs sind im Sommer 2019 entstanden bzw. aufgenommen worden. Nun beginnen wir im Herbst mit der heißen Phase der neuen Aufnahmen für das nächste Album. In einer ganz anderen Atmosphäre. Daher sind wir gespannt, inwiefern sich das auf die Stimmung der Stücke auswirken wird. Das Schöne dabei ist, dass uns niemand hetzt. Wir haben die volle Kontrolle über Timing und Inhalte. Das ist beim Musikmachen nicht gerade selbstverständlich.

Könnt Ihr nachvollziehen, dass manche Leute wegen Eures Bandnamens „Limelight Junkies“ irritiert sind, zumal Ihr eben nicht im Limelight (Bühnenlicht) steht, da bis jetzt kein Live-Konzept existiert?

Christian Scherber: Als wir die Limelight Junkies aus der Taufe gehoben haben, ging es ausschließlich darum, Musik zu machen, die wir uns auch selbst kaufen würden, wenn andere Künstler sie veröffentlicht hätten. Da ich als einziger Instrumentalist im Projekt die Musik live nicht allein umsetzen kann, war natürlich klar, dass der Bandname nicht frei von Ironie ist. Wir schließen jedoch spätere Live-Gigs nicht aus, auch wenn Corona aktuell jegliche Planung unmöglich macht. 

Ist denn Rockmusik für gestandene Männer in den 50ern noch eine angemessene Beschäftigung?

Gregor Moslener: Die Frage kann jeder nur für sich selbst beantworten. Mit Musik ist es wie mit anderen Süchten: Man kann sie kontrollieren – aber ganz los wird man sie nie. Außerdem wird das Thema zwangsläufig immer interessanter, je länger man es verfolgt. Wir sind aufgrund unseres Alters natürlich durch die Eighties geprägt. Gleichzeitig bietet jedes Jahrzehnt neue, interessante Einflüsse. Wenn man sich eine offene Haltung bewahrt, kann man von etablierten und neuen Künstlern gleichermaßen lernen, ohne die eigene musikalische Identität verleugnen zu müssen. Wir leben in der Postmoderne – heute kann jeder alles machen.

Was sagt Ihr alten Hasen denn zu Homerecording und neuen Medien?

Percy Leymann: Anders als Gregor und Christian habe ich nie in einem Analog-Studio produziert. Aber die Möglichkeit, mit einem finanziell überschaubaren technischen Aufwand das eigene Arbeitszimmer in eine musikalische Produktionsstätte zu verwandeln, ist schon sehr reizvoll. Zudem macht es Spaß, neue Wege der Promotion zu entdecken. Wir haben z. B. auf Spotify eine Playlist namens Dark n Rocking Fun, auf der wir die Bands präsentieren, die uns besonders gefallen, wie z. B. Paradise Lost, The 69 Eyes, Type O Negative oder Killing Joke.

Christian Scherber: Die heutigen Medien bieten für die Bandvermarktung neue Chancen, aber auch neue Schwierigkeiten. Im Gegensatz zu jungen Bloggern, YouTubern, Influencern etc. haben wir einfach weder Lust noch Zeit, rund um die Uhr mit unseren Smartphones Content zu produzieren. Gleichzeitig heißt es aber, dass man die Dienste der Anbieter, die einen gegen Bezahlung promoten und auf Playlists bringen können, nicht nutzen sollte. Ansonsten kann es sein, dass die jeweiligen Plattformen wie Spotify einen sperren. Das finde ich schade, da eine lockerere Politik es den Künstlern ermöglichen würde, sich ausschließlich um die Musik zu kümmern. Die Profiteure solcher Reglements sind eh wieder die ganz Großen, die ohnehin über ein entsprechendes Marketing verfügen. Andererseits kann man unabhängig von Plattenfirma oder Verlag veröffentlichen. Ich habe meine erste CD 1995 bei einer Wolfsburger Plattenfirma und mein erstes Buch 2010 bei einem Trierer Verlag veröffentlicht. Glaubt mir, ich weiß diese alternativen Möglichkeiten heute zu schätzen.

Wie geht es weiter mit den Limelight Junkies?

Gregor Moslener: Während das erste Album noch einen gewissen Anteil an Keyboard-Sounds aufweist, haben wir uns diesmal für eine noch gitarrenlastigere Produktion entschieden. Ansonsten bleiben wir unserem Rezept treu: rockige Gitarrenriffs, stampfende Bässe, Melodien, die eine gewisse grundsätzliche Melancholie transportieren, und Texte, die Themen wie Liebe, Verlust, Sehnsucht, Eskapismus und Obsessionen bearbeiten. Alte Mauern mit Efeu, Vollmond, leere Ballsäle – das sind teilweise die Szenarien, wo sich unsere Figuren ihren Ängsten und Sehnsüchten stellen müssen.

Percy Leymann: Wir freuen uns natürlich, wenn immer mehr Leute Anteil an unseren Geschichten nehmen. Unabhängig von der Frage, ob oder wann wir anfangen, live zu spielen – jeder kann uns jetzt  schon begleiten und selbst zum Limelight Junkie werden.

Alexandra von Hirschfeld

Hier gehts zum ZOO:M E-Magazin

Pin It on Pinterest