Senioren freuen sich über Rollstuhl-Kegelbahn

Ein großer Wurf für das Seniorenzentrum Grafental: Mithilfe einer großzügigen Spende der Stadtsparkasse Düsseldorf konnte eine Rollstuhl-Kegelbahn für die Bewohner/innen und Gäste angeschafft werden – und alle haben Spaß daran. „Alle Neune“ und „Gut Holz“ – diese typischen Kegelrufe sind in der Senioreneinrichtung nun regelmäßig zu hören. Durch das Kegelspiel bleiben die Senioren nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit. Außerdem stärkt es das Gemeinschaftsgefühl.

Eine Geschichte, die das Herz anrührt. Viele ältere Menschen, vor allem die verwitweten, hat die Coronapandemie hart getroffen. Sie sind häufig allein. Gruppenaktivitäten wie Singen im Chor, Gesellschaftsspiele, bei denen man
sich nah kommt, oder Kreativkreise können nicht stattfinden. Ältere Menschen vermissen ihre Enkel, andere Familienmitglieder, Nachbarn und Freunde, was starke Traurigkeit auslösen kann. Einsamkeit kann auch die Gesundheit im Alter beeinträchtigen, was die Entstehung von Depressionen fördern kann. Aufgrund der fehlenden Aktivitäten können Antriebslosigkeit und Stimmungstiefs zunehmen. Da hat Seniorenbeiratsmitglied Rainer Kloke, der zugleich Vertrauensperson der Tagespflege im Seniorenzentrum Grafental ist, reagiert. „Ich bin immer auf der Suche nach neuen Beschäftigungsmöglichkeiten und habe die Rollstuhl-Kegelbahn in einer anderen Einrichtung gesehen. Die Menschen in diesem Heim waren trotz ihres Alters und körperlicher Einschränkungen mit Feuereifer dabei. Da war mir sofort klar: Das müssen wir auch haben!“ Rainer Kloke zögerte nicht lange, sondern brachte den Stein bzw. die Kugel direkt ins Rollen. Bei einer Veranstaltung, der Verleihung des KAB Pflegeawards der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung, traf er zufällig auf die Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Düsseldorf Karin-Brigitte Göbel. „Ich kannte Frau Göbel schon von anderen Anlässen und sprach sie einfach auf meinen Plan zur Anschaffung einer Rollstuhl-Kegelbahn an. Liebe Frau Göbel, ich habe da mal ein Anliegen … Frau Göbel war direkt begeistert und sagte, ich solle ihr einfach eine E-Mail schicken.“ Das tat Rainer Kloke dann und bekam umgehend die Antwort, dass die Stadtsparkasse Düsseldorf die Anschaffungskosten übernimmt. Keine zwei Wochen später war die Kegelbahn da zur Begeisterung aller Bewohner/innen und Gäste im Seniorenzentrum.

Seitdem wird sie regelmäßig genutzt. Das Seniorenzentrum Grafental verfügt über drei Bereiche. Im stationären Bereich leben 89 Menschen, die eine Rundum-Betreuung erhalten. Im Bereich der ambulanten Tagespflege kommen täglich bis zu 18 Gäste ins Haus, im Mieter-Bereich leben noch 26 Menschen, die auf Wunsch zusätzliche Betreuungsangebote nutzen können. Die Rollstuhl-Kegelbahn kann optimal für alle drei Bereiche genutzt werden, denn sie ist problemlos auf jeder Etage des Seniorenzentrums einsetzbar und bietet zudem vielfältige Spielmöglichkeiten, z. B. durch ein zusätzlich einlegbares Kugelbrett. „Jeder ist voll dabei und fiebert mit. Die Freude ist groß, wenn man trifft. Beim Spiel kommen die Menschen nicht nur in Bewegung, sondern auch leichter ins Gespräch miteinander“, erzählt Rainer Kloke. Einrichtungsleiterin Andrea Patt engagiert sich liebevoll für die Menschen im Seniorenzentrum Grafental und ist begeistert von Rainer Klokes Einfall. „Durch Corona überlegen wir ständig, welche neuen Aktivitäten wir unseren Senioren anbieten können, um ihnen Freude zu bringen. Die Rollstuhl-Kegelbahn ist einfach ideal. Das Kegeln erzeugt so viel Freude, weil es ein Gemeinschaftserlebnis ist. Man kann gemeinsam etwas erleben und trotzdem den nötigen Hygiene-Abstand einhalten. Außerdem lässt die Bahn sich leicht desinfizieren.“ Diplom Sozialpädagogin Irina Merkel ist die Koordinatorin der Tagespflege. Sie erlebt tagtäglich hautnah, welche Wirkung die Rollstuhl-Kegelbahn auf die Menschen hat. „Viele unserer Tagespflege-Gäste sagen, das die Kegelbahn sie an früher erinnert. Kegeln ist ein ,altes-neues‘ Erlebnis für sie, das sie glücklich macht. Sie erzählen es ihren Angehörigen zu Hause und diese sind ganz ungläubig, wenn die 80-jährige Mutter strahlend nach Hause kommt und sagt, sie habe heute gekegelt. Daran sieht man auch, wie nachhaltig dieses Erlebnis ist. Die Menschen nehmen es mit nach Hause und spüren die Freude noch tagelang, bis sie wieder bei uns kegeln können.“

Renate Just (75) lebt seit 66 Jahren in Düsseldorf. Die Corona-Einschränkungen sieht sie sehr gelassen. „Man muss sich eben entsprechend verhalten. Es ist natürlich eine Einschränkung, aber man will ja sich und andere schützen.“ Die Rollstuhl-Kegelbahn ist für sie eine echte Bereicherung. „Ich komme seit zwei Jahren ins Seniorenzentrum Grafental. Ich bin sehr gerne hier, weil uns hier immer etwas Neues geboten wird, für den Kopf, für die Psyche oder einfach nur um Spaß zu haben.“

Henriette Rings (87) kommt seit über zwei Jahren regelmäßig ins Seniorenzentrum Grafental. „Mein Mann ist seit einiger Zeit verstorben. Es ist nicht gut, wenn man dauernd allein zu Hause ist. Man fängt an zu verblöden und hat auch keinen, mit dem man sich zanken kann. Die Rollstuhl-Kegelbahn finde ich richtig gut, vor allem, dass man sieht, was man noch leisten kann oder was man noch besser machen kann.“

Karl Schmitt (87) kam vor 50 Jahren aus Aschaffenburg nach Düsseldorf und war als selbstständiger Bauingenieur sein Leben lang aktiv. „Ich komme so oft wie möglich hierher, ich brauche die Gesellschaft und fühle mich hier sehr wohl. Die Kegelbahn weckt meinen Ehrgeiz. Ich war immer schon ehrgeizig und lasse auch mit dem Alter nicht nach.“

Eleonore Breuer (91) lebt in ihrem hohen Alter noch allein in ihrer Wohnung in Düsseldorf. „Meine Nachbarn sind sehr aufmerksam und schauen regelmäßig, dass alles in Ordnung ist. Mit 91 ist man ja froh, dass alles rund läuft. Mir macht das Kegeln Spaß, aber ehrgeizig bin ich nicht mehr.“

Alexandra von Hirschfeld

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