Frauen und Rennradfahren

Während früher vor allem Männer Rennrad gefahren sind, hat sich der Radsport mittlerweile verstärkt auch auf Frauen eingestellt. Logisch, denn er eignet sich auch für Frauen, um fit zu bleiben und sich draußen an der frischen Luft zu bewegen. Damit rücken auch die weiblichen Rennrad-Profis wieder vermehrt in den Fokus. Erstmals nach 13 Jahren startet erneut die „Tour de France Femmes.“

Tatsächlich sind immer mehr Frauen auf der Stra- ße mit dem Rennrad unterwegs. Allein auf den Social-Media-Kanälen zeigt sich deutlich, dass der Sport für immer mehr Frauen eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt – ob Hobby-Radfah- rerinnen, ambitionierte Rennradfahrerinnen oder Triathletinnen.

Auch im Handel hat sich in den letzten Jahren ei- niges verändert. Früher war es eher schwierig, ein vernünftiges Radtrikot für Frauen zu finden. Auch beim Kauf eines Rennrads gab es in den Läden kein großes Angebot an Damenrädern oder Rah- men in Damengrößen. Mittlerweile gibt es sogar Radmarken exklusiv für Frauen. Viele Fahrradher- steller bieten eigene Damen-Produkt-Linien und auch die Rahmengrößen, Sättel und das Zubehör wurden für Frauen angepasst. Allein das Angebot zeigt, dass die Nachfrage deutlich gestiegen ist.
Wir sprachen mit Richard Pratt vom Rennrad-Laden Ricci-Sports im Düsseldorfer Zooviertel über dieses Phänomen.

Überholen Frauen die Männer beim Radfahren ?

Frauen müssen sich beim Rennradfahren keines- falls verstecken. Das zeigt sich immer mehr bei den gemeinsamen Ausfahrten. Früher bestanden die Radgruppen hauptsächlich aus Männern. Mittlerweile sieht man aber immer mehr Radgruppen, bei denen die Frauen ebenso gut mithalten können wie die Männer oder sogar das Tempo machen und vorne wegfahren. Es gibt viele super erfolgreiche Frauen im Radsport oder Triathlon. Allein die weiblichen Anmeldungen bei Veranstaltungen im Hobbybereich zeigen, dass der Sport für Frauen immer mehr an Bedeutung gewinnt. Wenn man diese Begeisterung dann noch mit männlichen Freunden oder dem Partner teilen kann, ist es umso schöner. 

Wurde diese Entwicklung auch durch
Corona beflügelt?

Momentan erleben wir einen richtigen Rennrad-Boom und es sind immer mehr Frauen dabei. An einem Tag hatten wir sechs neue Kunden, fünf davon waren Frauen. Rennradfahren ist das ideale Hobby für Paare. Vor allem seit der Coronakrise sieht man immer mehr Männer mit ihren Frauen, die gemeinsam auf dem Rennrad unterwegs sind. 

Und wie sieht es bei den Profis aus?

Frauen werden im Radsport von vielen noch hinter vorgehaltener Hand belächelt, ähnlich wie Frauen im Fußball. Doch zeigen vor allem die Frauen im Profi-Radsport wie spannend Rad- rennen sein können. Sie fahren mit höherem Ein- satz, haben bessere Taktiken und am Ende ist es nicht so vorhersehbar, wer Siegerin sein wird, wie im Männer-Radsport. In diesem Jahr wird es übrigens wieder eine „Tour de France Femmes“ mit acht Etappen geben. Die letzte fand 2009 statt.

Was müssen Rennrad- Einsteigerinnen
beachten?

Im Mittelpunkt steht zunächst das richtige Rad, für das, was man machen will. Ob Rennrad oder ein Gravel Bike, mit dem man auch ein bisschen Cross fahren kann. Für das reine Fahren auf der Straße ist ein klassisches Rennrad die bessere Wahl, denn ein Gravel Bike mit breiteren Reifen erfordert einen höheren Kraftaufwand.

Was kostet ein günstiges Rennrad?

Für ein gebrauchtes Rad bewegt man sich preislich in einem Bereich von 600 bis 1000 Euro. Meist sind dies Aluminium-Rahmen. Das ist für gelegentliche Fahrten o. k., möchte man jedoch etwas mehr machen, sollte man über einen Rahmen aus Carbon nachdenken. Für ein Carbon-Rad muss man circa ab. 1.500,00 Euro, je nach Ausstattung und Qualität, anlegen. Allerdings ist Carbon im Vergleich zu Aluminium deutlich komfortabler.

Zur Rennrad-Erstausstattung gehören natürlich auch ein Helm und Radschuhe, diese müssen nicht teuer sein, aber man sollte verstehen, dass die Radschuhe durch die Klickpedalen das Verbindungsglied zum Rad bilden und für die Kraftübertragung zuständig  sind. Schuhe in einem etwas gehobeneren Bereich sind meist mit einer Carbonsohle ausgestattet, die mehr Bequemlichkeit bietet und für eine optimale Kraftübertragung sorgt. 

Warum ist die richtige Sitzposition so wichtig? 

Frauen haben 25 bis 30 Prozent weniger Kraft als Männer, deshalb sind sie am besten mit einer klassischen Sitzposition bedient, mit der sie eine optimale Kraftübersetzung bei geringer Körperbelastung erzielen. Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen. Ich habe schon einige Triathlon- und Rennrad- Meister optimal aufs Rad gesetzt sowie ein ganzes Frauen-Rennrad-Team, das Koga Miyata Cycling Team, betreut. Bei uns erhalten Frauen das optimale Rad für ihre Bedürfnisse mit individuellem Aufmaß, optimaler Rahmengeometrie und auf Wunsch der Einstellung der richtigen Sitzposition. Eine wichtige Rolle spielt auch der Sattel. Wenn man rund zehn Stunden verteilt auf mehrere Trainingseinheiten auf dem Rad gesessen hat, müssen der Sattel und die gewählte Radhose immer noch ein bequemes Gefühl bieten. 

Ricci Sports an der Grunerstraße im Düsseldorfer Zooviertel ist auf Rennräder spezialisiert und bietet Verkauf, Service und Wartung.

Alexandra von Hirschfeld

zur Ausgabe 1 2022

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