Schnürle industries steht für Made in Germany

 Die Schilderbranche ist eine Nischenindustrie, die auf den ersten Blick im Schatten anderer Wirtschaftszweige steht. „Schilder sind unprätentiös, sie laufen unter C-Produkten“, beschreibt Thomas Schnürle, Geschäftsführer des Familienunternehmens in Duisburg, den Produktionsprozess im Hause mit einem Augenzwinkern. Dabei kommt insbesondere die Industrie nicht ohne sie aus: Schilder warnen, kennzeichnen, informieren, geben Sicherheit und im Falle eines Unglücks weisen sie den Fluchtweg. Im öffentlichen Raum warnen sie z. B. vor gefährlicher Hochspannung an Strommasten, Hochspannungsleitungen, Trafostationen und Verteilerkästen, gebieten, die Garageneinfahrt freizuhalten und verbieten das Betreten von Baustellen.

Wie die Schnürles zu Fabrikanten wurden, das ist eine lange Familiengeschichte. Angefangen hat alles Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Ururgroßvater Carl Alexander Schnürle in Düsseldorf auf der Bastionstraße. Er bot gravierte Pokale, Wappen und Fahnen feil, beliebte Accessoires auf preußischen Stammtischen. Urgroßvater Friedrich Wilhelm Schnürle eröffnete 1908 eine Firma in Duisburg mit dem Vertrieb von Stempeln und lernte die Produktion von Schildern bei einem Amerikabesuch kennen. Die Industrialisierung und der Bergbau im Ruhrgebiet spielten den Schnürles in die Karten. Anfang der 50-er und 60-er Jahre gehörte das Unternehmen zu den größten Schilderherstellern in ganz Deutschland. Heute bewegt sich die Schilderdynastie im Mittelfeld, hat aber noch immer eine Besonderheit: die firmeneigene Siebdruckerei in Wanheimerort, die seit 1967 in Betrieb ist und wo der 81-jährige Friedhelm Schnürle noch immer die Oberaufsicht hat.

Das Geschäft des Ururgroßvaters auf der Bastionstraße in Düsseldorf, Foto: privat

Fotos: Michael Gstettennauer

„Solange es Augen gibt, die sehen, wird es Schilder geben.“
Thomas Schnürle, Geschäftsführer Schnürle industries

2010 stieg Thomas Schnürle ins Familienunternehmen ein, seine Schwester arbeitet im Verkauf. Der promovierte Maschinenbauer hat die Entscheidung, die Geschäftsführung zu übernehmen, bis heute nicht bereut. „Es hat mich gereizt. Hier stecke ich in jedem Auftrag mit drin. Diese Präsenz schafft Vertrauen, auch für die Kunden.“ Das Betriebsklima stimmt, weil Schnürle mitbekommt, wenn irgendwo der Schuh drückt. Echte Wertschätzung ohne jedes Kalkül nennt er das.

 Schnürle industries produziert nicht nur Schilder, sondern ist gleichzeitig auch ein Blechverarbeiter für unterschiedlichste, individuelle Produkte im Industriesektor: Lüftungsbleche für Überseekisten, hinter denen sich z. B. ein Feuchtigkeitsmesser oder ein Kippanzeiger verbergen kann, Packlisten, hinter denen sich die Lieferpapiere befinden. „Wir stellen hier alles her, von Industrieschildern und Sicherheitskennzeichen aus Metall, Kunststoff oder Folie über Marken und Coins, aber auch Orientierungs- und Leitsysteme für Gebäude bis zu Werbeschildern und Autofolierungen“, sagt Schnürle. Auch Konzepterstellung, Layout und Bildbearbeitung – vom Logo bis zum Corporate Design – übernimmt das Unternehmen. 28 Mitarbeiter sind für das Schilderwerk im Einsatz, zu 90 Prozent im B2B-Geschäft, aber auch private Kunden schätzen den prompten Vor-Ort-Service des Montageteams, das die Schilder vor Ort montiert.

Besonders stolz ist der Unternehmer auf seine taktilen Leitsysteme für Gebäude, auch das eine oder andere Türschild im Auswärtigen Amt in Berlin kommt aus Duisburg und in den USA warnen Schnürle-Schilder auf Elektrotriebwagen mit „Danger High Voltage“.

Während die Konkurrenz auf Onlinehandel setzt, fokussierte sich Schnürle auf individuelle Lösungen. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist unsere Flexibilität und Schnelligkeit. Wir fertigen passgenau nach Kundenwunsch“, erklärt Schnürle. Im Keller des Firmengebäudes befindet sich ein ganzes Arsenal von Werkzeugen, die das Industrieunternehmen in seinem eigenen Werkzeugbau für seine Kunden gefertigt hat, dabei unzählige Stanz- und Prägewerkzeuge.

Es fährt kein Zug nach irgendwo …

… ohne einen Zahlen-Code auf jeder Eisenbahnschwelle. Dieser gibt das Jahr der Herstellung und den Hersteller  an. So kann man immer nachvollziehen, wer die Schwelle wann gefertigt hat. „Hierzu wird der Zahlen-Code erhaben in ein Stück Stahl geprägt und anschließend in die noch weiche Betonschwelle gedrückt. Der zurückbleibende Abdruck kennzeichnet die Schwelle nun ihr Leben lang. Auf solche Schilder haben wir beinahe ein Monopol“, so Schnürle.

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Thomas Schnürle

Thomas Schnürle ist verheiratet, hat zwei Kinder, von denen er noch nicht weiß, ob sie die Nachfolge antreten werden. Er spielt Klavier und ist leidenschaftlicher Jogger.

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