Martha Giannakoudi gründete 2010 das Beratungsunternehmen Synnous im Düsseldorfer Medienhafen. Das Beratungsunternehmen ist spezialisiert auf Personalmanagement und digitale Transformation. Es unterstützt Unternehmen dabei, moderne Recruiting-Strategien und digitale HR-Prozesse zu etablieren.
Das Unternehmen bietet außerdem zertifizierte KI-Schulungen an, darunter Weiterbildungen zum KI-Transformationsmanager, die von der Agentur für Arbeit gefördert werden können. Ziel ist es, Fachkräfte und Unternehmen darauf vorzubereiten, KI-Technologien strategisch einzusetzen.
Neben der Beratung in HR- und Innovationsprozessen setzt sich Synnous mit aktuellen Entwicklungen in der Arbeitswelt auseinander und begleitet Unternehmen bei der digitalen Transformation.


Martha Giannakudi, Gründerin von Synnous und KI-Expertin, Fotos: Synnous
Cyborg und Centaur
Eigentlich stehen die Zeichen für die Arbeitswelt 4.0 gar nicht so schlecht. Laut einer aktuellen Bitkom-Studie sehen 54 Prozent der Unternehmen KI eher als Chance und 24 Prozent weitgehend als Chance. Damit kommt KI auf eine Mehrheit unter den befragten Unternehmen, von der man im Deutschen Bundestag aktuell nur träumen kann. Und viele Unternehmen nutzen bereits die KI: zu 89 Prozent im Kundenkontakt und zu 40 Prozent in Marketing und Kommunikation. 26 Prozent der befragten Unternehmen planen den Einsatz von KI im internen Wissensmanagement.
Doch wie arbeiten Mensch und Maschine aktuell zusammen? In der Fachliteratur begegnet man zwei Arbeitsmodellen im Umgang mit der KI: dem Centaur- und dem Cyborg-Workstyle. Der Centaur-Ansatz basiert auf einer klaren Arbeitsteilung. Mensch und Maschine arbeiten Seite an Seite, wobei die KI als verlässliches Werkzeug dient. Der Mensch behält die Kontrolle, trifft Entscheidungen und nutzt KI, um Produktivität und Effizienz zu steigern. Besonders in Unternehmen mit klar strukturierten Aufgaben kann dieser Ansatz Mitarbeiter entlasten und wiederkehrende Prozesse optimieren.
Der Cyborg-Ansatz geht noch einen Schritt weiter. Hier ist die KI nicht nur ein willkommenes Hilfsmittel, sondern tief in die kognitiven Prozesse der Menschen integriert. Diese erkennen das Potenzial, dass KI das Denken erweitert, hilft, komplexe Probleme zu lösen, und neue kreative und strategische Möglichkeiten zu eröffnen. Ein Ansatz, der für Start-ups, kreative Agenturen und innovationsgetriebene Unternehmen zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden könnte.
Und dann gibt es noch die Büroschafe …
Doch sind wirklich alle Unternehmen und vor allem deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereit, auf den KI-Zug zu springen, der wohl eher ein ICE mit Überschallgeschwindigkeit ist? Es gibt Menschen, die würden lieber im Bummelzug sitzen bleiben und die Landschaft genießen oder gar anhalten, um zu picknicken. Diese Gruppe habe ich Büroschafe getauft. Das sind die Menschen, die mir im Jahr 2025 noch erklären, dass sie KI für ihre Arbeit nicht brauchen. Dass sie gar keine Zeit haben, sich damit auseinanderzusetzen. Dass ihre Arbeit sowieso nicht durch KI ersetzt werden kann. Sie schauen mich an, als wäre KI ein nettes Spielzeug, aber doch nichts für den Ernst des Arbeitslebens.
Chancen, Ethik und die Zukunft der Arbeit
Natürlich sind kritische Fragestellungen erlaubt und auch zu beantworten: Wie stellen wir sicher, dass Künstliche Intelligenz fair und transparent eingesetzt wird? Und wie vermeiden wir, dass wir uns aus lauter Bequemlichkeit blind auf sie verlassen, ohne die Konsequenzen zu hinterfragen?
Die Antwort liegt in der AI-Literacy – also der Fähigkeit, KI nicht nur anzuwenden, sondern auch zu verstehen, zu hinterfragen und sinnvoll zu steuern. AI-Literacy bedeutet, die Grundprinzipien, Stärken und Schwächen von KI-Systemen zu kennen: Welche Aufgaben kann KI tatsächlich besser erledigen als der Mensch – und wo sind menschliche Urteilsfähigkeit, Kreativität und ethische Abwägungen unverzichtbar?
Wer diese Unterscheidung beherrscht, kann gezielt zwischen menschlichen und KI-gestützten Arbeitsweisen wechseln, Produktivität steigern und dabei auch die eigene Arbeitszufriedenheit erhöhen. Ganz nebenbei trägt ein bewusster Umgang mit KI auch dazu bei, die Schulungsverpflichtungen aus dem EU AI Act zu erfüllen.
Beizragsbild: DALL-E by Martha Giannakoudi
