Die Düsseldorfer Band „Foss Doll“ im Interview

Mit ihren Arrangements aus stilvollen Piano Sounds, Drum-Grooves, funkigen Bass-Linien, lässigen Saxophon-Klängen und einem Mix aus Disco, House, Pop, Jazz und Lounge Musik ist die Düsseldorfer Band Foss Doll auch weit über die Stadtgrenzen von Düsseldorf gefragt.Ursprünglich formierte sich Foss Doll um die Cousins und Bandleader Matthias und Thomas Bartylla, die schon als Schüler bei Live-Musik Events in einem Velberter Szeneclub auftraten. Seitdem haben sie sich durch ihre Leidenschaft zur Musik und ihre unzähligen Auftritte einen Namen gemacht. Im Interview ließen uns Matthias und Thomas Bartylla einen Blick in ihren persönlichen „Backstage-Bereich“ werfen.

 © barty records

Ihr seid Cousins und beide musikalisch, habt Ihr ein Musiker-Gen in der Familie? 

Matthias Bartylla (MB): Auf jeden Fall spielt Musik seit vielen Generationen eine zentrale Rolle in unserer Familie. Unser Ur-Urgroßvater war Orchesterleiter und Instrumentalpädagoge, der Großvater war ein Multiinstrumentalist. Unsere Väter spielen populäre Sakralmusik in der Kirchengemeinde, machen gemeinsam Tanzmusik, leiten Big Bands und Orchester und legten uns die ersten Instrumente unter den Tannenbaum. Thomas spielt Klavier, seitdem er fünf ist, ich fing mit zehn Jahren an Saxophon zu spielen, zunächst auf dem Saxophon meines Großvaters. Gemeinsam traten wir in Gottesdiensten, im Gemeindekarneval, auf der Schlittschuhbahn, auf Weihnachtsmärkten und bei Sankt Martinszügen auf. Unsere Gage: Weckmänner und heiße Schokolade. 

Und der Bandname, woher kommt der? 

Thomas Bartylla (TB): In den Schulferien waren wir oft als Gruppenleiter von Ferienfreizeiten in Dänemark, Spanien und an der Ostsee im Einsatz. Auf einer Ferienfreizeit reichte uns ein musikalisch nicht so bewanderter Freund zu später Stunde unsere Instrumente und forderte uns auf, ein Stück in Foss Doll, zu spielen – anstelle von „Fis-Dur“ bzw. „Fis-Moll“ und so hieß dann auch unsere Schülerband, mit der wir in einer Velberter Szenebar auftraten.

Und Eure Gage?

MB: Am Anfang Pommes mit Mayo und Getränke. Aber unsere Live-Musik-Abende in Velbert sprachen sich herum. Wir spielten auf Vernissagen und beim Neujahrsempfang und – nach Rücksprache mit dem Finanzamt – gründeten die Foss Doll GbR mit einem Gesellschaftervertrag und einem gemeinsamen Firmenkonto. Unsere Ausstattung damals war ein VW Polo, ein E-Piano, ein Saxophon, ein Schlagzeug, ein Bass sowie eine kleine Musikanlage. 

 „SO ETWAS LERNT MAN IN KEINEM MUSIK- ODER WIRTSCHAFTSSTUDIUM.“ 

Matthias Bartylla, Foss Doll

Aber das war noch Hobby?

TB: Ja, aber uns war früh klar, dass wir unser Hobby zum Beruf machen wollten. Das Medizinstudium von Matthias und meine duale Ausbildung bei der Finanzverwaltung schrieben wir in den Wind und studierten Musik in den Niederlanden. Die Auftragslage war so gut, dass wir uns das Studium, ein kleines Hausboot am Rheinufer, einen Elektroroller sowie die Pendelei selbst finanzieren konnten. Die neue Art der intensiven Auseinandersetzung mit der Musik und das Netzwerk internationaler Studierender aus Metropolen wie St. Petersburg, Athen oder Wien eröffnete uns neue Blickwinkel. 

Wo seid Ihr dann aufgetreten?

MB: Wir tourten durch die ganze Bundesrepublik und das europäische Ausland. Auf Konzerten vertrieben wir unsere selfmade CDs  „Jazz oder Nie“, „After Midnight“ und „After Work Lounge“. Wir spielten auf After Work-Veranstaltungen in Hotels, Restaurants und Bars in ganz NRW.

Auch in Düsseldorf? 

TB: Wir sind in der Rheinterrasse aufgetreten, haben für Verbände und große Düsseldorfer Konzerne wie Mercedes-Benz und Henkel gespielt. Hotels buchten uns, wir gaben eigene After Work-Veranstaltungen im Düsseldorfer Hafen und spielten in der Altstadt im Glow, in der Hausbar und im Sams auf der Kö. Unvergessen bis heute:  2012 rockten wir bei der Bambi-Verleihung in den Düsseldorfer Messehallen die Bühne zusammen mit Weltstar Céline Dion vor einem Millionenpublikum zum Tina Turner-Klassiker „River Deep – Mountain High“. 

Seit wann lebt Ihr hier?

MB: 2015 zogen wir nach Düsseldorf, um an der FOM Düsseldorf den Master of Business Administration (MBA) zu absolvieren. Tagsüber studierten wir und abends und am Wochenende standen wir auf der Bühne. So wurde häufig freitagmorgens das Equipment am Veranstaltungsort aufgebaut, um dann zum Campus zu heizen und nach Vorlesung und Präsentation wieder zum Veranstaltungsort in der Hoffnung, dort Backstage ein Buffet oder zumindest einen Snackautomaten zu finden. Unser Aktionsradius wurde immer größer und damit auch die Ansprüche an die Logistik. Wir hatten Auftritte in Australien, Südafrika, Tunesien und in den USA. Und wir entwickelten uns weiter und gründeten eine Agentur für exklusives Musikmanagement und Consulting sowie eine Plattenfirma für den Vertrieb von Tonträgern. 

Und fertig war das Business?

TB (lacht): Nein, das wäre zu einfach gewesen. Wir wollten unser Glück noch einmal herausfordern und haben in Kapstadt und in New York City Praktika in der Unternehmensberatung und Automobilindustrie gemacht und mit der Musik ausgesetzt. Damals haben wir alles auf eine Karte gesetzt, weil wir nicht wussten, ob unsere Kunden uns treu bleiben würden. Und wir wussten auch nicht, wie gut unser Geschäftsmodell als Musikmanager und Berater aus dem Ausland funktionieren würde. 

Und was passierte nach Eurer Rückkehr?

MB: Unsere Risikobereitschaft hatte sich ausgezahlt. Wir hatten uns weiterentwickelt, uns bewusst gemacht, was wir an unserem gemeinsamen Musikbusiness hatten und es folgten unsere umsatzstärksten Jahre. Und dann haben wir noch am International College of Management in Sydney, an der University of San Diego in Kalifornien und an der PACE University in New York City studiert. 

 „UND DENNOCH KANN JEDE KARRIERE, JEDER ERFOLG VON EINER AUF DIE ANDERE SEKUNDE ZERBRECHEN.“ 

Thomas Bartylla, Foss Doll

Seid Ihr denn jetzt eher Musiker oder Manager?

TB: Wer erfolgreich sein möchte im Musikbusiness oder vielmehr dem Business of Music sollte beides sein: ein Musiconomist eben. Einerseits eine Leidenschaft für die Musik, harte Arbeit und Durchhaltevermögen haben, andererseits über unternehmerisches Geschick, Organisationstalent und Zuverlässigkeit verfügen. 

Und was passierte während der Pandemie?

MB: Die kam für uns einem Berufsverbot gleich. Ein von uns mitgegründetes digitales Start-up für die Vermittlung von Musiklehrern steckte noch in den Kinderschuhen und warf noch keinen nennenswerten Profit ab. Alle Pitches, auf denen wir Investoren gewinnen wollten, wurden abgesagt. Um unsere Existenz zu sichern, standen wir bereits kurz davor, ins Angestelltenverhältnis als Manager und Berater zu wechseln. Doch wir entschieden uns für unsere Zukunft als Musiconomists. Wir nutzten die Zwangspause für die Produktion dieses und zwei weiterer Alben, unsere persönliche Entwicklung und Zeit mit der Familie und verkauften ein Haus in Flingern, das wir kurz vor Pandemiebeginn erworben hatten. 

Und wie ist die Lage aktuell?

TB: Wir haben gerade unser erstes selbst komponiertes Albums „Get It On“ veröffentlicht, stehen wieder auf der Bühne und die Auftragslage beginnt, sich wieder dem prä-pandemischen Zustand anzunähern. Und wir freuen uns auf die weiteren Reisen, auf die Bühnen dieser Welt, um Menschen mit unserer Musik zu begeistern.

Susan Tuchel
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Foss Doll

Die Band Foss Doll gehört mit über 200 Auftritten im Jahr zu den meistgebuchten Musikformationen Deutschlands. Thomas (Jahrgang 1986) und Matthias Bartylla (Jahrgang 1988) führen darüber hinaus eine Agentur für exklusives Musikmanagement, sind Dozenten an verschiedenen Hochschulen und betreiben ein Plattenlabel sowie einen Musikverlag. Sie selbst bezeichnen sich gerne als Musiconomisten und standen im März beim Ständehaus Treff im K21 auf der Bühne, als Kan- zler Olaf Scholz sich im Polittalk behauptete. 

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