Hybrid hat das Zeug zum Wort des Jahres 2020. Während die meisten vor Corona bei Hybrid an ein Auto mit Verbrennungs- und Elektromotor dachten, wissen heute: Veranstaltungen finden hybrid statt, d. h. eine Handvoll Menschen ist vor Ort, die anderen werden zugeschaltet. Und jetzt gibt es auch noch Hybridurlaub und das geht so: Man wird Mitglied bei Mallorca17, zahlt monatlich 25 Euro, sammelt Punkte und kann dann Urlaub in einem Hotel auf der Baleareninsel machen. Der Clou: Der Club ist genossenschaftlich organisiert.

Urlaubspläne zu schmieden, ist zurzeit kein einfaches Unterfangen. Dennoch wünschen sich viele Menschen nichts sehnlicher, als
wieder die Koffer zu packen und gen Süden zu fahren. Mit Mallorca17
gibt es eine Option mehr, eine Kombination von Pauschal- und Individualurlaub. Wir trafen Mario Danielsky, einen der Gründer von Mallorca17, um uns diese neue Urlaubsform erläutern zu lassen.

Mario Danielsky, Gründer von Mallorca17

© Alexander Vejnovic, das-fotostudio-duesseldorf.de

Wie kamen Sie auf die Idee, ein Hotel auf Mallorca zu kaufen, und dieses nach genossenschaftlichen Prinzipien zu organisieren? 

In Deutschland sind wir aktuell die einzigen, die diese Urlaubsform über eine Mitgliedschaft und das Sammeln von Wohnpunkten anbieten. Das hat viel mit unserer Gründungsgeschichte zu tun. Mallorca ist meine absolute Lieblingsinsel und die vieler meiner Freunde. Ein Hotel auf Mallorca zu haben, ist ein alter Traum von mir, den ich mir mit 56 Jahren erfüllen wollte. Da ich seit 30 Jahren selbstständig bin, ist bei mir der Schritt, aus
einem Traum nun ein Geschäftsmodell zu machen, nur ein ganz kleiner. Zusammen mit drei Freunden, habe ich überlegt, wie sich der Traum realisieren lässt. Modelle wurden geprüft und überarbeitet, bis das endgültige Konzept für
„Mallorca17“ stand. Dann ging es in die zweite Phase: Spanisch lernen und die Immobilienlage vor Ort checken. Aktuell haben wir drei Hotels in der engeren Wahl, die wir 2021 übernehmen könnten. Alles kleinere Hotels, weil Bettenburgen für uns nicht in Frage kommen. Unser Favorit ist ein Hotel mit 50 Zimmern, eine Stunde von Palma entfernt. 

Wie entstand der Name Mallorca17?

Fans der Mittelmeerinsel neigen dazu, Mallorca als 17. Bundesland in ihren geografischen Kosmos aufzunehmen. Ich muss aber zugeben, dass ich bei der Namensfindung erst auf dem Schlauch stand, als eine Freundin diesen Namen vorschlug. Mallorca ist für viele Deutsche tatsächlich so etwas wie ihr 17. Bundesland, sie verbringen gerne ihre Zeit auf der Insel. So wurde „Mallorca17“ bereits in 2015 gegründet. 

Der Name Mallorca17 steht für was?  

Alle Mitglieder des Teams haben sich dem gemeinsamen Ziel verschrieben, „Mallora17“ als Club auf die Beine zu stellen – eine starke und tolle Gemeinschaft für die Menschen zu schaffen, die die Insel lieben und in einer schönen, sauberen und freundlichen Umgebung ihren Urlaub verbringen möchten.

Absolut wichtig ist uns, kein deutsches Flair à la „Heidis Schnitzel“ auf die Insel zu importieren, sondern uns den Gepflogenheiten vor Ort anzupassen. Das betrifft das Speisenangebot im Restaurant, aber auch den Umgang mit den Einheimischen, die in dem Hotel arbeiten werden. Sie werden fair bezahlt und als Teil unserer Gemeinschaft angesehen. Der Hotelbetrieb lebt vom persönlichen Kontakt und davon, dass wir auf Veränderungen und Wünsche der Clubmitglieder reagieren können. Das geht nur, wenn man auch miteinander reden kann. Unser Ansatz bei Mallorca17 ist es nicht, das finanzielle Maximum herauszuholen. Gewinne werden ins Objekt reinvestiert. Die Mitglieder sollen sich in unserem kleinen Hotel einfach wohlfühlen und dafür tun wir eine ganze Menge. Das fängt mit einem Hol- und Bring-Service vom/zum Flughafen an. Autos und Fahrräder stehen allen zur Verfügung. Weiterhin gibt es familiäre Angebote in der Form, dass die Mitglieder ihr eigenes Fahrrad oder Rennrad, ihre Wanderschuhe und Wanderstöcke bei uns bis zum nächsten Urlaub deponieren können.

Wie funktioniert denn das Sammeln von
Punkten und gibt es eine Aufnahmegebühr?

Jedes Mitglied zahlt eine einmalige Aufnahmegebühr in Höhe von 1.000 Euro und hat damit einen Coupon erworben. Diese 1.000 Euro werden als Kaution auf einem Treuhandkonto des Düsseldorfer Anwalts Peter Endemann verwaltet. Bei einer Kündigung der Mitgliedschaft wird dieser Betrag inklusive 2 Prozent Zinsen wieder ausgezahlt. Betrachtet man die jetzige Situation auf dem Finanzmarkt mit Minuszinsen, gehen wir damit fast das Risiko ein, dass sich Leute bei uns einkaufen, um ihr Geld arbeiten zu lassen, denn der Ankauf von mehreren Coupons ist möglich. Der monatliche Mitgliedsbeitrag beträgt 25 Euro. Auf diese Weise erwirbt man nach einem Jahr 21 Punkte. Mit 21 Punkten, also für 300 Euro, können Sie dann in einem Apartment in der Nebensaison eine Woche Urlaub machen. 

Was ist, wenn ich aber in der Hauptsaison fahren und ein 4-Personen-Apartment haben möchte? Wie groß sind die Apartments, wie
werden sie ausgestattet sein?

Dann müssen Sie länger Punkte sammeln oder mehr einzahlen, das kann ganz flexibel gehandhabt werden. Die Punkte sind sechs Jahre gültig und können auch auf andere Personen übertragen werden. Die Apartments werden zwischen 24 und 37 Quadratmeter groß sein. Sie werden unterschiedlich eingerichtet, aber auf jeden Fall qualitativ hochwertig sein, weil wir bei der Einrichtung auf Langlebigkeit, und somit auf Nachhaltigkeit  setzen. Jedes Apartment wird mit einer eigenen Pantry-Küche zur Selbstverpflegung ausgestattet sein. Wir werden auch Apartments mit barrierefreien Bädern haben.

Mit Corona werden wir zukünftig wohl alle leben müssen, ist diese Form des Urlaubs besonders coronasicher?

In Bettenburgen ist es sicher schwerer, ein Hygienekonzept umzusetzen. Bei uns im hoteleigenen Restaurant werden Tische und Stühle nach jedem Gast desinfizierend gereinigt und selbstverständlich werden überall Hygienemittelständer aufgestellt. Wer nicht ins Restaurant gehen möchte, kann sich natürlich auch selbst verpflegen. Frühstück kann man sich auf Wunsch für kleines Geld aufs Zimmer bringen lassen. Und weil Volker bei der Suche nach einem Hotel für uns einige schlimme Nächte in Hotelbetten verbracht hat, werden wir nach jeder Abreise die Matratzen mit einem speziellen Milbensauger tiefenreinigen. 

Welche Vorteile bietet denn ein solcher Urlaub? Was ist anders bei Mallorca17, außer dass ich selber den Flug buche?

Es stimmt, dass Sie die Anreise selbst buchen müssen, aber wir helfen Ihnen auch dabei. Das Hotel, das Sie vorfinden, unterscheidet sich dann doch von den übrigen Angeboten auf der Insel. Wir werden für unsere Mitglieder kostenlos Autos und Fahrräder zur Verfügung stellen. Und dann wird es noch jede Menge deutschsprachige Angebote geben. Von geführten Wanderungen über Yogakurse bis hin zu Fahrradwochen, Weinseminaren, Reitwochen und Singlewochen. 

Das hört sich nicht unbedingt nach einem Familienhotel an …

Natürlich können auch Familien Mitglied werden, aber wir bieten keine Kinderbetreuung und keine speziellen Programme für Familien an. Auch All-inclusive-Angebote werden wir nicht haben. Um zu wissen, wo die individuellen Bedürfnisse der Clubmitglieder liegen, werden wir von Anfang an die Struktur unserer Mitglieder analysieren. Da Mallorca bei Fahrradfahrern hoch im Kurs steht, könnte ich mir vorstellen, dass wir als erstes die Fahrradflotte vergrößern. 

Sharing Economy funktioniert nicht immer, wenn ich z. B. an die E-Roller und Fahrräder im Kögraben denke. Warum, meinen Sie, wird das auf Mallorca in Ihrem Hotel besser klappen?

Das Bewusstsein der Clubmitglieder ist erfahrungsgemäß ein anderes. Mit der Kaution ist jeder persönlich beteiligt und hat automatisch ein anderes Verhältnis zu seinem Hotel. Ich denke, dadurch wird der Umgang persönlicher und verantwortungsvoller, weil alle ein Teil der Community sind. 

Wie kann man Mitglied werden, und was ist mit der Kaution, wenn das Hotel doch nicht coronabedingt an den Start geht?

Für die Mitgliedschaft kann man sich auf unserer Website „Mallorca17.de“ vorab registrieren. Eine Zahlung der Aufnahmegebühr ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht erforderlich, ein Risiko gehen Sie somit nicht ein. Die 1.000 Euro Aufnahmegebühr /Kaution werden erst dann fällig, wenn es an den Start geht. Um den persönlichen Kontakt zu pflegen und auf Veränderungen reagieren zu können, können wir nicht beliebig viele Mitglieder aufnehmen. Die Anzahl wird begrenzt sein. In dieses Urlaubskonzept, welches sehr außergewöhnlich ist und noch nie so verwirklicht wurde, setzen wir unsere Hoffnung und unsere Energie.

Susan Tuchel

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