„Frauen suchen größere Männer“. „Männer suchen kleinere Frauen“. Sind dies nur Stereotype oder ist dies nach wie vor – trotz aller Gleichberechtigung – die Realität bei der Partnersuche? 

Die psychologische Online-Partnervermittlung www.Gleichklang.de wollte es wissen und hat hierzu 500 weibliche und 500 männliche Mitglieder im Alter von 18 bis 86 Jahren (Durchschnittsalter: 49 Jahre) befragt. Die Befragung wurde durchgeführt durch den Diplom-Psychologen Dr. Guido F. Gebauer. 

Die Studie beantwortet weitere Fragen, wie: 

   - haben es große Frauen und kleine Männer auch bei der 
     Online-Partnersuche besonders schwer? 
   - wie sieht es im gleichgeschlechtlichen Bereich aus? 
   - ist Partnersuchenden eine geschlechtstypische Suche nach 
     Körpergröße zu empfehlen oder sollten sie sich von der 
     Körpergröße freimachen? 

Hauptergebnisse der Umfrage 

Geschlechtstypische Befunde 

Die Ergebnisse zeigen, dass auch die Online-Partnersuche bezüglich der Körpergröße einem klaren geschlechtsptypischen Muster folgt: 

Frauen suchen eher größere Partner und Männer eher kleinere Beziehungspartner. 

Für Männer ist dabei die Körpergröße zwar weniger wichtig als für Frauen, aber im Durchschnitt zeigen sich dennoch bei beiden Geschlechtern klar geschlechtstypische Suchmuster: 

   - 70 % der Frauen gaben an, der Partner solle größer sein
   - 39 % der Männer an, die Partnerin sollte kleiner sein 

Nur 1 % der Männer gaben demgegenüber an, eine größere Partnerin zu suchen. Einen kleineren Mann suchten gar exakt 0 % der befragten Frauen – also keine einzige von 500 Befragten! 

Körpergröße trotzdem kein zentraler Faktor 

Aber ist die Körpergröße wirklich für Partnersuchende ein so zentraler Faktor? 

Die Studie zeigt: „Nein“! 

   - 63 % der Frauen und sogar 81 % der Männer bejahten die 
     Zusatzfrage, ob sie von der Körpergröße absehen würden, wenn 
     sonst alles gut passe 

Wer aber legt besonderen Wert auf die Körpergröße und wer kann von ihr eher absehen? 

Die Befragten wurden in der Umfrage außerdem gebeten, anzugeben, wie sehr sie bei der Partnersuche auf eine Übereinstimmung in moralischen Werten achteten? 

Verglichen wurde das unterste Viertel der Befragten (besonders geringe Bedeutsamkeit moralischer Übereinstimmung) mit dem obersten Viertel der Befragten (besonders hohe Bedeutsamkeit moralischer Übereinstimmung): 

   - 52 % der Frauen und 25 % der Männer, die wenig Wert auf eine 
     moralische Übereinstimmung mit dem Beziehungspartner legten, 
     wollten unter keinen Umständen von der Körpergröße absehen 

Diese Prozentwerte halbierten sich bei denjenigen Befragten, die besonders hohen Wert auf eine Übereinstimmung in moralischen Werten legten: 

   - bei diesen Befragten gaben nur noch 25 % der Frauen und 11 % der
     Männer an, von der Körpergröße auf keinen Fall absehen zu können 

Warum wird nach Körpergröße gesucht? 

Viele können von der Körpergröße bei der Partnersuche absehen. Aber warum gibt es überhaupt den Wunsch von Frauen nach einem größeren Partner und von Männern nach einem kleineren Beziehungspartner? 

Auch auf diese Frage konnte die Studie interessante Antworten liefern: 

   - fast die Hälfte der Männer (42 %), die eher eine kleinere 
     Partnerin suchten, bejahten die Aussage "eigentlich ist die 
     Körpergröße nicht wichtig, aber ich habe Angst, von einer 
     größeren Frau abgelehnt zu werden" 
   - bei den Frauen wurde die entsprechende Frage ("eigentlich ist 
     die Körpergröße nicht wichtig, aber ich habe Angst, von einem 
     kleineren Mann abgelehnt zu werden") demgegenüber von nur gut 
     jeder vierten Frau bejaht 

Der häufigst genannten Grund bei Frauen für den Wunsch nach einem größeren Partner war ein Gefühl der Geborgenheit (53 %). 32 % fanden einen großen Mann maskuliner, 21 % gaben an, zum Mann aufschauen zu wollen. 

Bei den Männern dominierte demgegenüber ganz die Angst vor Ablehnung, gefolgt von der Aussage, eine kleinere Frau sei femininer (33 %), sowie dem Wunsch, körperliche Erschwernisse bei der Sexualität zu vermeiden (31 %). 

Homosexuelle suchen seltener nach Körpergröße 

Homosexuelle Frauen und Männer legten weniger Wert auf die Körpergröße, wobei sie 5 % der Stichprobe ausmachten: 

   - 10 % der homosexuellen Männer suchten nach einem kleineren Mann 
     und 19 % nach einem größeren Mann 
   - auch wenn weiterhin keine Frau dezidiert nach einer kleineren 
     Frau suchte, suchten lediglich 10 % der homosexuellen Frauen 
     nach einer größeren Partnerin - bei den heterosexuellen Frauen 
     waren es 70 %! 

Psychologische Erklärung 

Diplom-Psychologe Gebauer schließt aus den Ergebnissen, dass auch bei der Online-Partnersuche nach wie vor eine starke geschlechtstypische Suche nach Körpergröße stattfinde. 

Allerdings sei dennoch die Aussage zu einfach, dass Frauen große Partner und Männer kleine Beziehungspartner suchten. Denn immerhin könnten drei von fünf Frauen und vier von fünf Männern bei der Partnersuche von der Körpergröße absehen, wenn alles andere passe. 

Das gesellschaftliche Stereotyp entspreche damit längst nicht mehr dem individuellen Erleben. 

Die Bereitschaft, von der Körpergröße abzusehen, sei besonders hoch bei Menschen, die ihre Partnersuche vorwiegend auf die Übereinstimmung in tiefgründigen Merkmalen, wie moralischen Werten, begründeten. Je stärker dies der Fall sei, desto weniger Wert werde gelegt auf ein oberflächliches Merkmal, wie die Körpergröße. 

Im Grunde legten Männer nach den Ergebnissen der Umfrage sogar kaum echten Wert auf die Körpergröße. Wenn sie trotzdem dem geschlechtstypischen Suchmuster entsprächen, täten sie dies vorwiegend aus Angst, von einer größeren Partnerin abgewiesen zu werden. 

Frauen zeigten eine signifikant stärkere geschlechtstypische Suche bei der Partnersuche. Bei jeder vierten Frau sei dies ebenfalls keine echte Präferenz, sondern erkläre sich aus Angst vor Ablehnung durch einen kleineren Mann. 

Von vielen Frauen werde allerdings ein größerer Mann nach wie vor als ein Signal für Geborgenheit erlebt, was sicherlich ein wesentlicher Grund sei, warum recht viele Frauen nach wie vor an dem geschlechtstypischen Muster festhielten. 

Wie unwichtig die Körpergröße in Wirklichkeit sein könne, zeigt nach Gebauer der gleichgeschlechtliche Bereich: 

Hier gebe es keine geschlechtstypischen Erwartungen, weil gleiche Geschlechter aufeinanderträfen. Ergebnis sei, dass die Körpergrößen-Präferenz im gleichgeschlechtlichen Bereich stark an Bedeutung verliere. Plötzlich sei die Körpergröße kein Signal mehr für Geborgenheit. 

Gebauer erklärt dies damit, dass im gleichgeschlechtlichen Bereich Menschen einfach öfter die Erfahrung mit abwechselnden Konstellationen mit einem größeren oder einem kleineren Beziehungspartner machten. Dies liege an dem wegfallenden durchschnittlichen biologischem Unterschiedes in der Körpergröße und dem Wegfall der geschlechtstypischen Erwartungen. 

So werde es direkt erlebt, dass Geborgenheit und andere Gefühle ebenso mit einem größeren wie mit einem kleineren Beziehungspartner möglich seien. Gleichzeitig entfalle die Angst vor Zurückweisung. Ergebnis sei eine starke Abschwächung der Such-Präferenzen nach Körpergröße. 

Dating-Empfehlungen 

Gebauer erläutert, dass es keine einzige Studie gebe, die zeige, dass Frauen mit einem kleineren Partner unglücklicher oder mit einem größeren Partner glücklicher würden. 

Die Beziehungsqualität hänge ab von der Qualität der gemeinsamen Alltagsgestaltung, der Übereinstimmung in zentralen Werten, der Fähigkeit zur Klärung von Konflikten und der gemeinsamen Bereitschaft, notwendige Veränderungen anzugehen. 

Die Körpergröße sei demgegenüber für die Beziehungsqualität unwichtig. 

Gebauer rät daher Partnersuchenden, sich von geschlechtstypischen Erwartungen zu befreien und offen an die Partnersuche auf der Basis der Übereinstimmung zentraler Werthaltungen heranzugehen. 

Gebauer empfiehlt auch größeren Frauen und kleineren Männern, sich nicht in das geschlechtstypische Suchmuster zu fügen, sondern mutig zu sein und unabhängig von der Partnergröße nach einem passenden Beziehungspartner zu suchen. 

Heterosexuelle können hier nach Ansicht von Gebauer von Homosexuellen lernen. 

Das Festhalten an einem geschlechtstypischen Suchmuster entspreche letztlich Vorurteilen oder sogar einem oftmals biologistisch hergeleitetem Aberglauben. Weil aber womöglich in der Steinzeit tatsächlich ein größerer Mann für eine Frau mehr Schutz bedeutet habe, folge daraus nohc lange nicht, dass in der heutigen Zeit eine Frau nur mit einem größeren Mann Geborgenheit erleben könne. 

Solcher Aberglaube erhöhe nicht die Wahrscheinlichkeit für eine glückliche Beziehung, führe aber dazu, dass Chancen verpasst würden.

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