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Ausstellungen mit Thomas Virnich 2023

04.03.-22.04.2023: TIERISCH Gruppenausstellung in der Galerie Löhrl, Kaiserstraße 67-69 in Mönchengladbach. Das Werkverzeichnis seiner Unikat-Multiples ist dort zum Preis von 28,00 Euro erhältlich.

13.05.-24.09.2023: Museum Kornwestheim mit den Arbeiten Sputnik I und Turmfragment mit Straßenbahn

02.09.-03.09.2023: AQUA, Tage der Kunst in Schwalmtal.

 

Ständige Ausstellungen:

ARTAX Kunsthandel Ralph Kleinsimlinghaus KG, Düsselthaler Str. 48 a, Düsseldorf,

und online unter: artax.de

Galerie Michael Haas, Niebuhrstraße 5,

10629 Berlin

Thomas Virnich: Bildhauer und Maler

Es gibt Künstler, die mit einem Atelier einfach nicht auskommen für ihr Lebenswerk. Einer von ihnen ist Thomas Virnich. Vor über 30 Jahren kaufte er eine Schule aus dem 19. Jahrhundert in Mönchengladbach-Neuwerk. Dort lebt er mit seiner Frau und seiner Familie. Im Laufe der Jahrzehnte hat er die ehemaligen Schulgebäude und den Pausenhof randvoll mit Kunst und Sammelobjekten gefüllt. Wir besuchten ihn an einem kalten, grauen Wintertag und waren froh, dass Büro und Atelier beheizt waren.

Wie fragil wohnen sein kann, zeigt die Bronzeskulptur „Turmbau zu Babel“ von Thomas Virnich. Der Verkaufserlös von Fiftyfifty ging an die Initiative Housing First.

Was verbindet Sie mit Düsseldorf?

Zunächst natürlich, dass ich von 1981 bis 1985 an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Alfonso Hüppi und Eugen Gomringer studiert habe. Und seit 2020 bin ich in Kontakt mit Fiftyfifty und versuche mit meinen Plastiken Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben. Und wie so oft gibt es einen kleinen Stein, der alles ins Rollen brachte. Meine Skulptur „Turmbau zu Babel“, die vor dem Rathaus in Mönchengladbach steht, hat eine Mitarbeiterin des Sozialdienstes Katholischer Männer (SKM) auf die Idee gebracht, mich zu fragen, ob ich mich nicht für Housing First einsetzen möchte. Seitdem unterstütze ich das Projekt mit limitierten Bronzeplastiken. Auf den „Turmbau zu Babel“ folgte der „Hase“ und im letzten Jahr der „St. Florian“, der Schutzpatron von Housing First. Der Verkauf lief über Fiftyfifty in Düsseldorf. 

Was brachten die Kunstwerke für die Obdachlosenhilfe ein? 

Der Benefizhase war 40 Zentimeter groß und hatte einen Stückpreis von 3.400 Euro. Die zehn Skulpturen waren innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Und auch die fünf Exemplare der Nachauflage mit 70 Zentimeter Originalgröße für 4.900 Euro fanden Abnehmer. Der „St. Florian“ vom letzten Jahr für 3.900 Euro war ebenfalls schnell vergriffen. 

Wird es eine neue Skulptur für Fiftyfifty in diesem Jahr geben?

Das ist noch in der Schwebe. Ich denke an eine Weltkugel als Osterei, also an ein Weltei. 

 

Und dann gibt es noch den Karnevalsorden der Prinzengarde Blau-Weiss, den Sie in diesem Jahr gestaltet haben. Vor Ihnen waren schon Heinz Mack, Katharina Sieverding, Otto Piene, Markus Lüpertz, Günther Uecker, Tony Cragg und Rita McBride als Künstler tätig geworden. Was möchten Sie den Düsseldorfern mit Ihrem Motiv sagen?

Mein Motiv ist ein Bild der Freude und Ausdruck vollendeter Harmonie. Ich wollte meinem Gefühl Ausdruck verleihen, dass wir endlich wieder gemeinsam tanzen und fröhlich sein können. Und das gilt natürlich nicht nur für die Karnevalssession. 

 

Ihr Bruder Winfried ist ebenfalls Künstler. Ihre Tochter Klara Virnich studierte in Düsseldorf an der Kunstakademie und war letztes Jahr mit zwei Gemälden bei „Die Grosse“ im Kunstpalast vertreten. Gibt es ein Künstler-Gen in Ihrer Familie?

Wir haben die künstlerische Ader von meinem Vater geerbt. Er hatte sich bei der Kunstakademie beworben, ist dann aber Werklehrer und Rektor an einer Sonderschule geworden. Er war künstlerisch sehr begabt. Ich habe zunächst Kunst, Sport und Pädagogik an der Technischen Hochschule in Aachen studiert, bin aber nach dem Ersten Staatsexamen zum Kunststudium nach Düsseldorf gegangen. Lehrer, genauer gesagt, freier Kunstprofessor, bin ich 1992 doch noch geworden. Ich unterrichte eine Bildhauerklasse an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und hoffe, dass ich ab Mai noch verlängert werde, weil ich noch überhaupt nicht ans Aufhören denke. 

Karin-Brigitte Göbel, Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Düsseldorf, und Thomas Virnich, der den Orden der Session 2023 für die Prinzengarde Blau-Weiss gestaltete, anlässlich der Ausstellung „Große Kunst auf 22 QCM“, die die von Düsseldorfer Künstlern kreierten Karnevalsorden der Prinzengarde Blau-Weiss aus 2 x 11 Jahren präsentierte.
Im Closeup: Der Karnevalsorden von Thomas Virnich zeigt Menschen, die sich anfassen und tanzen, was endlich wieder möglich war.

Bei Ihnen fliegen die Katakomben und der Kölner Dom steht auf dem Kopf, warum?

Ich war einer der ersten, der anfing, Skulpturen auseinanderzunehmen, also Bildhauerei und Collage zusammenzudenken. Ich schneide, säge, reiße, klebe, schabe, schmelze, übermale, montiere und demontiere. Am liebsten arbeite ich mit Pappe, weil diese so vielseitig und formbar ist, aber auch mit Sperrholz. In der Kunst gibt es für mich keine Grenzen. Früher habe ich gesagt, ich würde nie einen Dackel machen, aber wenn mich jemand freundlich fragt, bin ich für jede Idee zu haben. 

 

Von einem glatten Kunstmarktkünstler sind Sie weit entfernt. Wie würden Sie sich selbst beschreiben? Als Sammler oder Homo ludens?

Beides und als Daniel Düsentrieb. Ich muss das Rad immer neu erfinden. Ich habe keine Masche, ich finde immer andere Wege. Und wie Sie hier überall sehen, sammle ich leidenschaftlich und bin viel auf Flohmärkten unterwegs. Meine Objekte bestehen häufig aus Alltagsobjekten oder Fundstücken, die ich zerlege, abforme, bemale und in immer neuen Varianten zusammenfüge. Wegwerfen fällt mir schwer, denn wie will ich ausschließen, dass ich ausgerechnet dieses Stück nicht doch einmal für eine Collage benötige?

 

Woran arbeiten Sie gerade?

An einer Antoniusskulptur für das Antoniushaus in Kaiserswerth. Das Gebäude aus dem Jahr 1894 gehört zum ehemaligen Marienkrankenhauskomplex und wird nun zu einem Mehrzweckgebäude mit Gemeindehaus, Büroräumen und zwei Wohnungen im Dachgeschoss ausgebaut. Und mit den Schülern des HUMA in Mönchengladbach, dem Stiftischen Humanistischen Gymnasium, arbeite ich gerade an einer Skulptur, die zugleich Schule und Synagoge ist. Die Synagoge steht für die Verbindung zu dem bekannten jüdischen Philosophen Hans Jonas, der dort Abitur gemacht hat und bei der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 nach London emigrierte.

 

Wie beurteilen Sie die Digitalisierung in der Kunst?

Es ist eine Chance, aber mir fehlt das echte Erleben und ich befürchte, dass die Künstler das Handwerkliche verlieren. Sehen Sie, beim Arbeiten fallen eben auch Fehler an. Es entstehen Zufallsprodukte.

 

Wer inspiriert Sie?

Auf jeden Fall Picasso und Thomas Schütte.

Susan Tuchel

„Wegwerfen fällt mir schwer.“ 

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