Digitalisierung beginnt unterwegs
Wer das Büro der Carema GmbH am Seestern betritt, sieht keine Tech-Firma, sondern eine Vertriebszentrale mit Bildschirmen und verschiedenen so genannten Mobile Devices in den Regalen. Von hier aus sorgt ein fünfköpfiges Team dafür, dass ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz mit mobilen Datenerfassungsgeräten, sogenannten MDEs, beliefert werden. 2025 feiert Carema 20-jähriges Bestehen – und hat sich in diesen zwei Jahrzehnten vom Pionier zum gefragten Partner für Systemintegratoren, Softwareanbieter und Wiederverkäufer entwickelt.
Das produzierende Gewerbe hat sie schon lange: die robusten MDE-Geräte, die Carema vertreibt. Sie erfassen Daten in Echtzeit, kommunizieren mit ERP-Systemen, überstehen harte Einsätze und sind oft über Jahre hinweg im Einsatz. Logistik, Medizin und Food holen auf im Wettlauf, Arbeitsprozesse zu optimieren und zu vereinfachen. „Unsere MDEs sind auch für jeden Sanitärbetrieb, jeden Gartenarchitekten und in der Gastronomie eine echte Arbeitserleichterung“, erklärt Geschäftsführer Frank Klein. Die Branche ist noch relativ jung, Klein ein Quereinsteiger. Studiert hatte er in London, doch mit einem BA of international business administration konnte der Arbeitsmarkt Ende der 90er Jahre wenig anfangen. „Ich bin dann über ein Traineeprogramm in München zur IT-Branche gekommen.“ Und bei Carema in Düsseldorf ist er von Anfang an dabei.
Das Unternehmen liefert ausschließlich an Wiederverkäufer – Softwarehäuser, Systemintegratoren, spezialisierte Reseller. Dabei ist man nicht nur ein Distributionspartner, sondern aktiv in das Projektgeschäft eingebunden. „Unsere Partner kommen mit einem Anwendungsfall zu uns. Wir finden das passende Gerät, testen die Kompatibilität zur Software und helfen bei den Projekten vor Ort. Wir sind ganz nah dran“, erklärt Klein. Zu den Kunden des Mittelständlers gehören zum Beispiel mehrere Messegesellschaften, aber den Hauptumsatz macht immer noch der Handel, der Retail, aus.
Nicht immer sind die Mitarbeiter begeistert, wenn ihr Arbeitgeber sich mobil digitalisieren möchte. Auch, weil er dann weiß, wo diese sich befinden. „Das ändert sich schlagartig, wenn sie den Mehrwert erkennen, wie z. B. die Mitarbeiter der Stadtwerke Düsseldorf, die bei Sperrinkasso einen kleinen roten Knopf drücken können, um einen Hilferuf abzusetzen.“ Ein gutes Verkaufsargument ist auch die Nachhaltigkeit, denn die Geräte werden nicht wie Smartphones alle zwei Jahre ausgetauscht: „Unsere Geräte laufen fünf bis zehn Jahre. Wenn der Akku schlappmacht, tauscht man ihn – das Gerät bleibt im Einsatz.“ Auch das Material und die Reparaturfähigkeit der Geräte sind auf eine lange Lebensdauer ausgelegt. Die Produktion der digitalen Helfer findet in Asien statt – aus Gründen der Verfügbarkeit von Know-how, Material und Fertigungskapazitäten. „In Deutschland könnten wir solche Geräte gar nicht fertigen“, so Klein. Gelagert wird in Zwolle, in den Niederlanden. Dort sitzt auch die Muttergesellschaft von Carema mit 18 Mitarbeitern, die sich um Einkauf, Lagerlogistik und die Projektabwicklung kümmern.

Fotos: Bernd Obermann
„Mit KI-Plattformen kann man die Datenströme heute automatisiert übernehmen und anpassen. Das erleichtert den Unternehmen die Transformation enorm.“ Frank Klein, Geschäftsführer Carema GmbH
Von Barcode bis Bahnsteig
Dass dieses Modell funktioniert, zeigt sich an langjährigen Partnerschaften und hoher Kundenzufriedenheit. Aktuell ist Carema unter anderem exklusiver Lieferant eines MDE-Geräts mit E-Ticket-Zulassung, das im öffentlichen Nahverkehr zum Auslesen des Deutschlandtickets eingesetzt wird – etwa bei den Kölner Verkehrsbetrieben und bald vielleicht auch bei der Rheinbahn. Aber auch in anderen Bereichen ist Carema aktiv: im Einzelhandel, in der Lebensmittelproduktion, bei städtischen Versorgern oder in der Paketlogistik.
Der demografische Wandel stellt auch die MDE-Branche vor neue Herausforderungen. Lesbarkeit, Kontraste, größere Displays und einfachere Bedienung sind gefragt. Moderne Geräte – meist Android-basiert – bieten heute umfassende Möglichkeiten zur Individualisierung und Ergonomie, auch für ältere Belegschaften. In den Ausschreibungen sei das inzwischen ein zentrales Thema, berichtet Klein.
Trotz der technischen Tiefe geht es bei Carema nicht nur um Geräte, sondern um Zusammenarbeit auf Augenhöhe. „Unsere Hersteller haben keinen eigenen Vertrieb in Deutschland – wir sind ihre Stimme und ihr Gesicht im Markt.“ Und dieses Gesicht ist präsent: auf Messen wie der transport logistic, in Netzwerken wie dem LOG.IT Club NRW oder als zertifizierter Partner von Point Mobile.
Und auch als Arbeitgeber ist Carema gefragt: Kununu-Bewertung 4,9 von 5 Punkten. „Wir sind ein kleines, familiäres Team. Mein ältester Mitarbeiter ist seit 17 Jahren bei uns.“ Auch beim Gehalt müsse man sich nicht verstecken, sagt Klein mit einem Schmunzeln: „In unserer Branche verdient man gut.“
Carema ist nicht nur ein Teil der digitalen Transformation – für viele Kunden ist das Unternehmen ein Türöffner in die papierlose Zukunft. „Ohne mobile Datenerfassung keine Digitalisierung“, sagt Klein. „Wer einmal umgestiegen ist, geht nie wieder zurück.“ Und wenn doch noch jemand mit Klemmbrett unterwegs ist? „Dann ist das ein digitaler Neandertaler – und wir zeigen gerne, wie es besser geht.“
