Foto: Jochen Rolfes

Trüffel, Herzschrittmacher und Golfbags kommen über Nacht

Samstagmorgen am Robert-Lehr-Ufer: Bevor das Kreuzfahrtschiff ablegt, bringen Fahrer mit weißen Sprintern noch bis zu 80 Koffer an Bord. Die standen noch bis gestern bei den Passagieren zu Hause. Wer in Düsseldorf ein Unternehmen sucht, das eine Fracht mit Pick-up-Service innerhalb von 24 Stunden von A nach B bringt, landet schnell bei GO! Wir trafen uns in Düsseldorf-Holthausen mit den Geschäftsführern Joachim Apfel und Björn Bockmühl.

Im Jahr 2023 haben Joachim Apfel und Björn Bockmühl die Geschäftsführung des Düsseldorfer Standortes übernommen. Ganz gegen den allgemeinen Trend gelang es ihnen, den Umsatz im letzten Geschäftsjahr um elf Prozent zu steigern. Die beiden sind leidenschaftliche „GO!-ler“. Björn Bockmühl sortierte schon als Abiturient Pakete, blieb, weil es ihm gefiel, absolvierte eine Ausbildung und studierte neben dem Job Logistik-, Material- und Beschaffungsketten-Management. Joachim Apfel finanzierte sein Jura-Studium mit GO!, lernte das Geschäft von der Pike auf und war zuletzt Betriebsleiter. Business as usual ist beiden fremd. „Hier werden nicht nur Sendungen verschickt, sondern Probleme gelöst“, bestätigt Björn Bockmühl, den als Vater von Drillingen nichts so schnell aus der Ruhe bringt. Ob Zytostatika oder Herzschrittmacher, die am nächsten Tag im OP sein müssen – hochsensible Medizin und Medizintechnik – all das lässt keinen Spielraum für Fehler. Dasselbe gilt für Ersatzteile, ohne die die Bänder stillstehen.

„Entscheidend ist bei GO! das eigene Liniennetzwerk.“
Björn Bockmühl, Geschäftsführer der GO! Express & Logistics Düsseldorf GmbH

Vom Hub in die Welt

Herzstück der Logistikgruppe ist ein eigenes Liniennetzwerk, um Medizintechnik, Pharma, Hightech, Automotive, Handel und Dienstleistungen zu beliefern. Über 10 Millionen Pakete stellte die Gruppe 2024 zu. Neuerdings im Rennen liegen auch Cannabis-Lieferungen, nicht nur für die „Cannafair“ in Düsseldorf. „Wir haben über 100 Stationen in Europa, die sich jede Nacht in zentralen Regio-Hubs oder im Zentral-Hub treffen. Dadurch können wir deutschlandweit und in viele Nachbarländer wie Benelux, Schweiz, Österreich, Frankreich oder Polen zuverlässig am nächsten Tag zustellen“, zählt Bockmühl auf. Das Herz des Zentral-Hubs schlägt in Niederaula in Hessen mit einer nächtlichen Taktung: abends ins Hub, nachts raus und bis 12.00 Uhr mittags ist alles beim Empfänger. Gesteuert und per Monitoring überwacht wird die komplette Logistik vom Head Office in Bonn. Good Distribution Practice (GDP) bei Arzneimitteln und branchenübergreifende ISO-Standards setzen die Messlatte. Mithilfe eines internationalen Partnernetzwerks liefert GO! Pakete innerhalb von 48 Stunden in 220 Länder.

Fotos: GO! Express & Logistics Deutschland GmbH

Und es wäre nicht GO!, wenn etwas nicht ginge. Werden Möbel für ein Fotoshooting auf Ibiza benötigt, die aber in München stehen, chartert Joachim Apfel innerhalb von 30 Minuten ein Flugzeug. „Auch Hubschrauber haben wir schon gemietet, wenn es eng wurde.“ Und Björn Bockmühl holte als Onboard-Kurier eine Luxusuhr auf der Königsallee ab, setzte sich in den Flieger und übergab sie in Venedig einer Kundin, die ihren Mann zum Geburtstag überraschen wollte.

Ursprünglich war die Logistikgruppe, für die tagtäglich 1.700 Fahrer und Kuriere im Einsatz sind, stark B2B-orientiert. Doch Corona hat das Geschäft verändert. „Der Anteil an Privatkunden ist zwar immer noch kleiner, aber er wächst“, bilanziert Bockmühl. Bestellungen von Premium-Fleisch, Fisch oder Feinkost kommen zunehmend ohne den Umweg über die Theke zu den Endverbrauchern. „Für einen Feinkosthändler verschicken wir jährlich acht Tonnen Trüffel, frisch, kühl und termingenau“, so Apfel. Und wer bei der Anlieferung nicht vor Ort ist, braucht zu keiner Poststation oder zu einem entlegenen Kiosk zu laufen. GO! vereinbart einen zweiten Zustelltermin.

Auch die Messe- und Eventlogistik bleibt wichtig. Doch hier habe sich der Markt gewandelt. „Früher wurde viel per Express verschickt. Heute wird mehr Stückgut mit LKWs bewegt. Aber Expresslieferungen bleiben eine wichtige Nische. Wenn ein Exponat oder wichtige Unterlagen über Nacht nach Paris müssen, sind wir zur Stelle“, sagt Apfel.

„Standard kann jeder. Aber wenn’s wirklich brennt, sind wir da.“

Joachim Apfel, Geschäftsführer der GO! Express & Logistics Düsseldorf GmbH

Hier spricht der Mensch

Wer bei dem Express-Logistiker anruft, dem wird geholfen. Kein Call-Center, sondern eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter nimmt den Anruf entgegen. Jemand, der sich in Düsseldorf auskennt, den Messekalender im Kopf hat und die Namen der Fahrer kennt. „In Zeiten von KI sagt man besser nie ‚nie‘ – aber ein Telefon-Bot ist nicht geplant. Wir wollen hier vor Ort für die Leute da sein“, erklärt Bockmühl.

Von dieser Haltung profitieren auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort und die Fahrer. „Wir nutzen unsere Fahrer nicht aus, sondern arbeiten Hand in Hand“, so Bockmühl. 13. Monatsgehalt, 30 Urlaubstage, eine betriebliche Krankenversicherung und Teamevents wie der Düsseldorfer Uniper-Marathon oder die Rollnacht gehören dazu. Die Touren sind bewusst überschaubar: „Unsere Fahrer haben im Schnitt 35 Stopps pro Tag – nicht 200 oder 300 wie bei anderen Logistikdienstleistern“, rechnet Apfel vor. Das sorge für Qualität und Zufriedenheit, die sich in einer Zustellqualität von 99,4 Prozent auszahlt. Und das „Bodenpersonal“? Das arbeitet seit zwei Jahren mit einer automatischen Bandanlage, die scannt und wiegt und den Rücken spürbar entlastet. Und wie sieht es mit der Geschlechtergerechtigkeit aus? Die Fahrer seien überwiegend männlich, dafür würden Frauen mit 3:2 bei den Führungskräften punkten. Unter Fachkräftemangel ächzt das Unternehmen noch nicht, obwohl sowohl Umgangsformen, eine gute Artikulation sowie ein gepflegtes Äußeres von den Fahrern verlangt werden. „Unsere Fahrer sind schließlich unser Aushängeschild“, betont Geschäftsführer Apfel.

Auf dem Hof stehen fünf Ladesäulen für die Innenstadtfahrten, eine Photovoltaikanlage ist schon in der Planung. Das Unternehmen engagiert sich als Sponsor bei Fortuna Düsseldorf, Rhein Fire, für Golfclubs und unterstützt die Elterninitiative Kinderkrebsklinik. Charity-Events sind hier Chefsache. „Wenn keiner etwas anpackt, bewegt sich nichts im Leben“, weiß Apfel. In den nächsten fünf Jahren planen die beiden Geschäftsführer, die Mitarbeiterzahl am Standort auf 100 zu verdoppeln, international zu expandieren und neue Märkte zu erschließen. Nach der GO!Station in den Niederlanden sind weitere in Spanien und Portugal geplant. Bis dahin wird GO! in Düsseldorf weiter liefern – Blumen, Lebensmittel, Feinkost, Herzschrittmacher, Golfbags und alles, was wichtig ist. Über Nacht, persönlich und mit dem Anspruch: Alles geht.                                                                                      
Go!

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