1. Welchen Stellenwert nimmt Kunst in Ihrem Leben ein?

Wie alles, was man liebt, ist auch das Leben mit der Kunst ein großes Auf und Ab. Wenige Dinge geben mir einerseits so viel Kraft und Glück und kosten mich andererseits so viel Kraft und Nerven wie das Kunstschaffen. Kunst ist mein Ausdruck, meine Leidenschaft, mein Weg mich in dieser Welt zu positionieren. Wenn ich meine Bildwelten baue, ist eine Ruhe in meinem Kopf, die heilsam ist eine Auszeit von allem, womit ich sonst zu kämpfen habe.

2. Welche künstlerischen Vorbilder haben Sie am stärksten beeinflusst?

Als ich 1994 das Mädchen mit dem Perlenohrring gesehen habe, wusste ich, dass ich Künstlerin werden möchte  also darf Vermeer als Startpunkt nicht fehlen. Max Ernst-Collagen bringen mich regelmäßig zum Weinen und inspirieren mich immer, wenn ich an einem Punkt bin, an dem ich nicht weiterkomme, genau wie Toulouse-Lautrecs Bildsprache und technische Raffinesse.

Hannah Höch ist mir nicht nur in ihrer Collage-Kunst, sondern auch in ihrer Ruhe und ihrem Durchhaltevermögen mit den Dada-Männern ein großes Vorbild. Die New Yorker Künstlerin Francesca DiMattios hat mir mit ihren Installationen, Skulpturen, Tapeten und Kachelarbeiten im familiären Umfeld mit ihren Kindern und Katzen, final den Mut gegeben meine Arbeit in den Raum und zur Installation zu erweitern. Dazu kommt ihre Furchtlosigkeit im Umgang mit Mode, Dekor, Kitsch, Nutzkunst und Überladung, die mich erfreut, berührt und ehrlich gesagt einfach umhaut.

„First Date“, Digitaldruck, 60 x 80 cm, 2025, Auflage 30

3. Welche anderen Berufe wären für Sie auch in Frage gekommen?

Kostümdesignerin, Konditorin, Oboistin, Buchbinderin oder Schauspielerin.

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Paula Knaps Loos

Paula Knaps Loos wurde 1991 in Essen geboren und studierte bis 2022 an der Kunstakademie Düsseldorf. Sie setzt sich in ihrer Arbeit mit Dekor, Ästhetik, Herkunft und Design auseinander. Die Collage dient hierzu als Vermittlerin zwischen Fotografie, Zeichnung, abstrakten – wie dekorativen Elementen und fügt sich, Wimmelbildern gleich, zu neuen Bildwelten zusammen. Zentrale Motive sind Frauenfiguren, die oft zu Ornamenten zusammengebaut werden, Fotografien aus Familienalben, Erinnerungen und Textauszügen. In Ebenen übereinander gelagert durch Addition und Subtraktion von Elementen zweidimensionale Werke gebaut, die nostalgisch anmuten, jedoch einen Faden spannen zwischen einer vergangenen Zeit und unseren Realitäten. Um die Vielfalt und ihren Materialdrang zu verdeutlichen, wird es drei Sondereditionen bei der Kunstausstellung „DIE GROSSE“ geben: Eine Kachel- und eine Schaledition sowie kleinformatige Cyanotypiearbeiten.

4. Was brauchen Sie, um schöpferisch tätig zu sein?

Eine gute Balance aus Ruhe und Druck. Selbstmotivation und Disziplin sind hart als Selbstständige. Der Druck darf nicht zu groß sein. Mein Kopf muss frei sein, aber auch einen gewissen Zugzwang und Drive brauche ich. Und Musik ist unerlässlich, sie bringt mich in die unterschiedlichsten Stimmungen, die ich für meine Kreativität brauche.

5. Woran arbeiten Sie gerade?

Ich möchte mehr Möglichkeiten für mich finden den Raum zu bespielen, ohne meinen zweidimensionalen Arbeitsbereich verlassen zu müssen. Textilien, Kachelmöbel, Tische, Raumtrenner … ich habe Lust auf Experimente. Außerdem werde ich mich auf das Ausarbeiten kleinformatiger Kachelbilder konzentrieren. Inhaltlich sitze ich an neuen Arbeiten, die Körpervielfalt und Körperakzeptanz behandeln, kombiniert mit meiner ornamentalen Arbeitsweise. Ich möchte weiter daran arbeiten meine Mutterrolle, meine Künstlerinnenrolle und meine Feministinnenrolle ausgeglichener miteinander interagieren zu lassen.

6. Kunst und KI: Passt das für Sie zusammen?

Ich beschäftige mich als die etwas nostalgische Handdruckgrafikerin, die ich im Herzen bin, bisher sehr wenig mit diesem Thema. Ich bin mir aber sicher, dass es tolle Künstlerinnen und Künstler geben wird, die mit dieser Technologie großartige Werke schaffen werden. Ich fühle mich in meinem künstlerischen Schaffen nicht bedroht von der KI. Ich sehe es als neues Tool, das unsere Bildwelten erweitern wird.

7. Düsseldorf hat eine lebendige Kunstszene. Womit sind Sie zufrieden und wo wünschen Sie Veränderungen?

Ich bin nicht die aktivste Teilnehmerin der Kunstszene und umso dankbarer für die Düsseldorfer Lebendigkeit. Ich habe mit den Düsseldorfer Künstlerinnen ein starkes Netzwerk. So habe ich auch meine Kollegin Birgit Jensen, die den diesjährigen Kunstpreis von „DIE GROSSE“ bekommt, kennengelernt. Trotz und alledem wird es auch in Düsseldorf immer schwerer innovativ Ausstellungen auf die Beine zu stellen. Wir sind durch die immensen Atelierkosten der Stadt, die ständige Ateliernot und die damit verbundenen Sorgen kopf- und zeittechnisch oft sehr eingenommen.

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„DIE GROSSE“ 29.06.-03.08.2025

„DIE GROSSE“ gibt es seit 1902 und sie ist heute die bedeutendste und älteste von Künstlerinnen und Künstlern organisierte Ausstellung im deutschsprachigen Raum. Fast 15.000 Besucher zählte die Ausstellung im letzten Jahr. 184 Künstlerinnen und Künstler werden mit ca. 350 Kunstwerken im Kunstpalast Düsseldorf, im NRW-Forum und im Ehrenhof vertreten sein. Gezeigt werden Werke der Malerei, Fotografie, Grafik, Bildhauerei, Installation und Videos sowie vier Skulpturen im Außenbereich. Begleitet wird die Ausstellung von Sonderführungen für Unternehmen, Vereine und private Events (https://www.diegrosse.de/fuehrungen/).

Unser Tipp: „DAS KLEINE FORMAT“ bietet Kunst to go zu erschwinglichen Preisen. Und jeder Besucher kann sich an der Wahl des Publikumspreises beteiligen, der mit 1.500 Euro dotiert ist.

Die Eröffnungsfeier findet am 28.06.2025 vor dem Eingang des Kunstpalastes statt.

„Pao Oolong“, Engobe auf Kachel, 166 x 76 cm, 2023

„Netflix&Chill No.3“ Strickbild, 155 x 190 cm, 2024

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