Fresh & Smart: Erst die PIN, dann das Essen

Lars Klein, Vorsitzender der Geschäftsleitung REWE Region West, war eigentlich nur auf YouTube unterwegs, als er auf ein Video der Circus Group stieß, das ihn nicht mehr losließ: Ein silberner Kasten mit Greifarmen, die Gemüse schwenken, Pasta umrühren, Parmigiano drüberstreuen und am Ende eine dampfende Portion ausspucken. Jetzt steht ein solcher Koch-Roboter in Düsseldorf-Heerdt. Zwei weitere Pilotgeräte folgen, im November wird einer in Düsseldorf-Rath den Löffel schwingen, im Januar in Bonn-Beuel. Klein,

Der CA-1 (Circus Autonomy One)-Roboter wirkt wie eine Mischung aus komprimierter Großküche und Science-Fiction. Sieben Quadratmeter misst das Gehäuse, darin rotieren Metallarme in präzisem Takt. Bis zu fünf Gerichte kann das System gleichzeitig kochen, gespeist aus 36 Zutaten, die täglich frisch in 5-Kilo-Silos gefüllt werden. Sensoren überwachen Temperaturen und Füllstände, jede Garzeit wird automatisch dokumentiert – so sauber, dass selbst das Gesundheitsamt applaudieren könnte.

Der Ablauf ist einfach: Bowl am Terminal wählen, bezahlen, PIN erhalten. Nach vier bis sechs Minuten blinkt das Warmhaltefach auf – Essen fertig. Marktleiter Kirschnik beobachtet das Spektakel mit sichtbarer Begeisterung. „Die Mitarbeiter finden die Anlieferung spannend, und viele Kunden fragen neugierig nach“, erzählt er. Konkurrenz zur Sushi-Theke oder zur Heißen Theke sieht er nicht: „Der Mix macht’s. Und wir sind mit unserem Angebot im Markt abwechslungsreicher als jede Kantine.“

Nikolas Bullwinkel (CEO und Gründer Circus) und Lars Klein (Vorsitzender der Geschäftsleitung REWE Region West), Foto: (c) Michael Breuer, Beitragsbild: Der KI-Roboter bereitet frische Suppe Der zu (c) A. Endermann

Von Porridge bis Penne – das Menü der Zukunft

Aktuell ist der Roboter auf acht Gerichte programmiert: Vanille-Porridge mit Beeren-Mix, Kaiserschmarrn mit Apfelmus, Kürbiscremesuppe oder Penne Arrabbiata mit Gemüse. Wer’s herzhafter mag, greift zur Variante mit Hähnchen oder wählt eines der beiden Currys – gelb mit Linsen und Kartoffeln oder rot mit Hähnchen. Und für alle, die Pasta mit einem Hauch Luxus mögen, steht eine getrüffelte Penne bereit. Die Preise: zwischen 3,49 und 6,99 Euro – also günstiger als der Durchschnitts-Lieferdienst, dabei deutlich frischer.

Und die Zubereitung hinter der Glasscheibe ist ein Hingucker: Zutaten rieseln grammgenau in die Töpfe, die Roboterarme rühren und schütteln sogar nach, damit nachher auch alles in der runden Schale landet. Kein Fettgeruch, kein Chaos, kein genervter Blick aus der Küche. Natürlich wirft das Projekt Fragen auf. Wie „frisch“ ist Essen aus Silos? Laut REWE werden alle Zutaten täglich geliefert, die Haltbarkeit ist genau hinterlegt. Und wenn plötzlich alle Penne wollen? Dann greift die KI-Prognose: Sie sagt, wann nachgefüllt werden muss. Selbst ein Systemausfall wäre kein Drama – die Geräte werden gewartet, notfalls rückt ein Techniker an. Während der Pilotphase ist ein Mitarbeiter von Circus Group vor Ort.

Im Heerdter Markt überwiegen Neugier und Spaßfaktor. Viele probieren einfach mal. Für REWE ist das Ganze ein Experiment mit offenem Ende – irgendwo zwischen Supermarkt, Bistro und Labor. Wenn’s klappt, könnte die Idee bald in weiteren Märkten auftauchen. Wenn nicht, bleibt es eine charmante Episode aus der Zukunft des Einkaufens.

Lars Klein sieht das entspannt: „Wir verbinden Effizienz mit Genuss. Aber am Ende entscheiden die Kunden, ob der Roboter bleibt.“
Bis dahin kocht der CA-1 in Heerdt unermüdlich weiter – ohne Pause, ohne schlechte Laune, immer gleich gut. Und das ist vielleicht schon Revolution genug.

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