6.000 neue Bäume für den Düsseldorfer Stadtwald

Lange bevor die Römer den Rhein erreichten, war die Rheinebene
ein zusammenhängendes dichtes Waldgebiet. Heute sind davon auf Düsseldorfer Stadtgebiet nur noch elf Prozent Waldfläche mit 220 Hektar übrig geblieben. Umgerechnet sind das rund 308 Fußballfelder, mit insgesamt 1 Million Bäume. Was einem auf den ersten Blick viel erscheinen mag, ist umgerechnet auf die Einwohnerzahl mit rund 40 Quadratmetern pro Einwohner im Vergleich zum Bundes- (1.300 Quadratmeter) und Landesdurchschnitt (500 Quadratmeter) nur relativ wenig Waldfläche. Zudem hat der Düsseldorfer Waldbestand in den vergangenen Jahren stark unter Trockenheit und Stürmen wie dem Jahrhundertsturm Ela gelitten, bei dem die Landeshauptstadt über 30.000 Bäume verloren hat. 

Oberbürgergermeister Stephan Keller besuchte das Aufforstungsprojekt im Düsseldorfer Stadtwald und pflanzte mit den Sparkassen-Vorständen Karin-Brigitte Göbel und Michael Meyer (l.) selbst einige Baumsetzlinge.

Mit einer groß angelegten Baumpflanzaktion wird nun die Wiederbewaldung des Düsseldorfer Stadtwaldes unterstützt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forstamtes und Azubis der Stadtsparkasse haben gemeinsam in einer beherzten Aktion 6.000 neue Bäume gepflanzt. Ein Teil der Jungbäume wurde bereits im vergangenen Jahr im gesamten Stadtwald verteilt eingesetzt. Die restlichen Baumsetzlinge brachten zehn Azubis der Stadtsparkasse im städtischen Forstrevier Nord in Kalkum in die Erde. Oberbürgermeister Stephan Keller und die Sparkassen-Vorstände Karin-Brigitte Göbel und Michael Meyer packten bei der Aufforstung selbst mit an. „Das ist ein tolles Projekt und sicherlich eine nachhaltige Erfahrung mit der schönen Aussicht, dass man von nun an ,seine‘ Bäume in unserem Stadtwald aufwachsen sehen kann“, sagt Oberbürgermeister Stephan Keller. Gepflanzt wurden verschiedene Laubbäume, darunter Stieleichen, Rotbuchen, Hainbuchen, Vogelkirschen, Flatterulmen, Feldahorn, Weißdorn, Faulbaum, Hundsrose und Schneeball. Die Baumsetzlinge sind rund drei Jahre alt und zwischen 80 cm und 120 cm groß. Besorgt hat das Forstamt Düsseldorf die Setzlinge. Die Stadtsparkasse finanziert die Pflanzaktion zur Erhaltung des Naherholungsgebietes, das uns schon seit über 125 Jahren Natur pur beschert. 

Es war der Düsseldorfer Oberbürgermeister Ernst Lindemann (1886-1899), der dem damaligen Preußischen Landwirtschaftsminister sogar mit der Anrufung des Königs von Preußen gedroht haben soll, den Grafenberger Wald für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Er wollte einen attraktiven und erreichbaren Erholungsort für die Arbeiterbevölkerung sichern und dazu das Waldgebiet für die Stadt kaufen. 1897 leistete sich die Stadt zum Wohle der Bürger zunächst einen kostspieligen Pachtvertrag. Ab 1903 konnte sie dann den Grafenberger Wald erwerben. In den folgenden Jahrzehnten setzte die Stadt den Walderwerb konsequent fort. Mittlerweile umfasst er drei Forstgebiete, über die wir einen kurzen Überblick geben wollen. 

Ideal für ausgedehnte Radtouren – das Forstrevier Nord

Das Forstrevier Nord hat eine Fläche von 940 Hektar und umfasst die Waldgebiete Kalkumer Forst und Überanger Mark. Das nördliche Düsseldorfer Stadtwaldrevier ist Teil eines rund 20 Kilometer langen Waldkomplexes, der sich von Duisburg und Mülheim bis nach Düsseldorf und Ratingen erstreckt. Auch die Überanger Mark und der Kalkumer Forst sind Düsseldorfer Stadtwald. Sie sind – ähnlich wie im Süden – ehemalige Auewälder mit lehmigen Böden, die früher regelmäßig durch den nahen Rhein überschwemmt wurden. Als typische Niederungswälder bieten sie den Besuchern breite, flache und gerade Wege, ideal für ausgedehnte Radtouren. Zusätzlich gehören die Wälder der Stadtwerke/NBG in Flehe, Lörick, Am Staad, Sandberg, Hardt, Grind und Uedesheim/Grimlinghausen zum Forstrevier Nord.

Reizvolle Ausblicke fast wie im Mittelgebirge – das Forstrevier Mitte

Das Forstrevier Mitte hat eine Fläche von 620 Hektar und umfasst den Aaper Wald, den Grafenberger Wald und den Gerresheimer Wald. Die kiesig-sandigen Böden des Grafenberger und Aaper Waldes stammen aus uralten Ablagerungen des Rheins. Die markante, am Westrand des Waldgebietes verlaufende Steilstufe, prägt heute den Übergang zum Bergischen Land. Die hügelige und leicht mittelgebirgsartige Ausformung dieses Stadtwald-Reviers macht es für den Besucher besonders reizvoll. Es bietet immer wieder neue Ausblicke, abwechslungsreiche Waldbilder und kleinere Schluchten. Die Aussichtspunkte Sandberg, Schöne Aussicht, Rather- und Ratinger Blick ermöglichen zudem überraschende Perspektiven auf die städtische Landschaft.

Auenwälder mit Ursprung in der letzten Eiszeit – das Forstrevier Süd

Das Forstrevier Süd hat eine Fläche von 980 Hektar und umfasst den Eller Forst, Hasseler Forst, Forst Benrath, Forst Eichenhorst Garath, Urdenbacher Altrhein sowie den Unterbacher See und Elbsee. Das Südrevier des Düsseldorfer Stadtwaldes liegt komplett auf der Niederterrasse des Rheins. Hier wurden während der letzten Eiszeit Kiese und Sande vom Rhein abgelagert und bei Überflutungen mit einer bis zu zwei Meter mächtigen Schicht aus Auenlehm überdeckt. Im Eller Forst entwickelte sich ein wertvoller Erlenbruchwald mit zahlreichen natürlichen Feuchtbiotopen und großen Feuchtwiesen. Diesen ursprünglichen Charakter hat der Eller Forst bis heute behalten. Bereits 1935 wurde ein Teil als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Heute hat man hier 300 teils vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten ausgemacht.

Der Stadtwald nach dem Krieg 

In und nach den beiden Weltkriegen hatten auch die Düsseldorfer Stadtwälder unter den Auswirkungen des Krieges wie Bombenabwürfen, Brennholznot der Bevölkerung und Reparationshieben stark zu leiden. Es dauerte viele Jahre, bis die kahl geschlagenen Flächen wieder aufgeforstet waren und sich der Wald erholt hatte. Heute beträgt der Holzvorrat im Stadtwald 350.000 Kubikmeter, jährlich wachsen 10.000 Kubikmeter neue Holzsubstanz nach. Die Holzwirtschaft spielt in Düsseldorf glücklicherweise nur eine untergeordnete Rolle. Jährlich werden nur rund 2.500 Kubikmeter abgeholzt, meist aus Gründen der Verkehrssicherung. Umso größer sind die Investitionen und Aktivitäten der Stadt, um diese Fläche als Naherholungsraum für die Düsseldorfer zu erhalten und als Lebensraum für heimische Pflanzen und Tiere zu schützen. 

Tiere und Pflanzen im Düsseldorfer Stadtwald

Das Rehwild ist stark vertreten im Grafenberger und Aaper Wald. Im Frühjahr kann man mit ein bisschen Glück herumziehende junge Rehböcke beobachten, die Anschluss suchen. Der Dachs fühlt sich im Stadtwald heimisch wie Reinecke Fuchs, der sein Revier bei der Nahrungssuche auch gerne mal etwas ausweitet und plötzlich in Kleingärten steht. Die an den Wald angrenzenden breiten Felder und Wiesen sind ideal für Hasen, auch Feuersalamander und Ringelnattern haben sich hier angesiedelt. Uhu und Buntspecht sind recht häufig anzutreffen, letzterer im Frühling vor allem zu hören, wenn er klopfend die Bäume bearbeitet. Eine echte Seltenheit ist dagegen der Kolkrabe, der im Februar brütet. Auch Fledermäuse finden genügend Unterschlupf. Der etwas Angst einflößende, bis zu neun Zentimeter lange Hirschkäfer erfreut sich an dem vielen Altholz im Wald, das bewusst liegen gelassen wird. Denn so kann eine hohe Biodiversität, eine ausgeprägte biologische Vielfalt, erreicht werden – was wiederum den Lebensraum der Tiere positiv beeinflusst. Es gibt unglaublich viele verschiedene Baumarten, auch wenn Rotbuche und Eiche dominieren. Nadelbäume sind dagegen klar in der Minderheit, daher gibt es in Düsseldorf auch kaum Probleme mit dem gefürchteten Borkenkäfer. 

Alexandra von Hirschfeld

zur Ausgabe 1 2022

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