Quereinstieg bei der Stadtsparkasse Düsseldorf

Gründe für eine berufliche Neuorientierung gibt es viele: Der alte Job bietet keine neuen Herausforderungen, er entspricht nicht den ursprünglichen Vorstellungen oder ist nicht mehr mit dem Privatleben zu vereinbaren. Dann ist der Start in eine neue berufliche Zukunft naheliegend. Zum Glück gibt es heute zahlreiche Möglichkeiten, sich umzuorientieren. Ein Quereinstieg ist eine davon. Man wechselt die berufliche Richtung, ohne dafür die übliche Ausbildung zu durchlaufen. Der Umstieg erfolgt aus einem gelernten Beruf heraus, nach einem abgeschlossenen Studium oder einer Ausbildung.

„Mit Mitte 40 ist genau der richtige Zeitpunkt, um noch einmal eine neue Karriere zu starten.“ 

Stefania Tananaki, Quereinsteigerin bei der Stadtsparkasse Düsseldorf

Auf dem aktuellen Arbeitsmarkt sind Quereinsteiger längst keine Seltenheit mehr. Viele Unternehmen bieten daher entsprechende Umschulungsprogramme oder Qualifizierungslehrgänge an. So auch die Stadtsparkasse Düsseldorf. Wir trafen Stefania Tananaki, die 2020 ihre Selbständigkeit mit einem Brautmodengeschäft aufgab und nun als Kundenberaterin bei der Stadtsparkasse Düsseldorf tätig ist. Begleitet wurde sie auf ihrem Weg von Personalreferent Michael Esser und Ute Wendlandt, Leiterin des Personalmanagements bei der Stadtsparkasse Düsseldorf, die sich ebenfalls unseren Fragen stellten. Sie erkannten auf Anhieb das Potenzial der ursprünglich aus Griechenland stammenden Quereinsteigerin.

Wie kam es dazu, dass Sie Ihren Beruf gewechselt haben? 

Stefania Tananaki: Das ist eine lange Geschichte. Ich war vorher Inhaberin eines Brautmodenstudios in Wuppertal und bin öfter von meinen Kundinnen darauf angesprochen worden, ob ich mich nicht bei der Sparkasse Wuppertal bewerben möchte. Ich habe mich darüber informiert, wie das geht. Dabei bin ich auf eine Stellenanzeige der Stadtsparkasse Düsseldorf gestoßen. 

Warum wollten Sie sich beruflich verändern?

Stefania Tananaki: Ich war 16 Jahre lang in der Brautmodenbranche tätig und irgendwann hat es mir gereicht. Der Brautmodenbereich ist eine sehr schöne und interessante Branche, aber hinter den Kulissen ist nicht immer alles schön. Ich hatte ein Brautmodengeschäft mit über 500 Quadratmetern in Wuppertal und noch zwei weitere Filialen. Corona war der Auslöser für einen neuen Lebenszyklus. 

Und wie ging der Bewerbungsprozess vonstatten?

Stefania Tananaki:  Auf meine Bewerbung hin wurde ich zu einem Einstellungstest eingeladen. Der Test ist Teil des Auswahlprozesses bei branchenfremden Quereinsteigern wie mir. Und dann kam das Gespräch. Es hat über eine Stunde gedauert, obwohl es an einem Freitagnachmittag stattfand. Die Chemie hat direkt gestimmt. Nachdem ich gegangen war, habe ich zehn Minuten später einen Anruf bekommen, dass ich angenommen bin.
Die Leiterin des Personalmanagements, Ute Wendlandt, ergänzt: Wenn Gespräche so erfolgreich laufen und alle Beteiligten überzeugt sind, können wir sehr schnell eine positive Rückmeldung geben. Wir müssen auch schnell sein bei der heutigen Lage am Arbeitsmarkt.  

„Ich hatte ein Brautmodengeschäft mit über 500 Quadratmetern in Wuppertal und noch zwei weitere Filialen. Corona war der Auslöser für einen neuen Lebenszyklus. 

 „Da kommen Menschen aus anderen Branchen, die Schicht- und Samstagsarbeit gemacht haben oder selbständig waren – das erdet die Mitarbeiter, die vorher schon da waren.“

Michael Esser, Personalreferent

Wie ging es dann weiter?

Stefania Tananaki: Insgesamt haben vier weitere Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen gemeinsam mit mir angefangen. Wir sind sehr lieb aufgenommen worden und wurden auf verschiedene Filialen verteilt. Die ersten sechs Monate wurden wir direkt im Service-Bereich eingesetzt, damit wir Erfahrungen sammeln konnten. Alle Mitarbeiter hatten viel Geduld mit uns und haben uns sehr gut in unseren neuen Arbeitsbereich eingeführt. Man darf nicht vergessen. Wir kommen alle aus völlig verschiedenen Branchen. Eine Dame war bei der Lufthansa. Ich aus der Modebranche. Der andere Herr war vorher jahrelang im Einzelhandel … Nach dem halben Jahr haben wir direkt mit einem Qualifizierungslehrgang bei der Sparkassen-Akademie weitergemacht. Die Lehrer sind sehr engagiert.

Ute Wendlandt: Insgesamt haben wir im Laufe der Zeit schon zwölf Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen bei der Stadtsparkasse Düsseldorf eingestellt. Das Arbeitsaufkommen ist hoch. Alle sind froh, dass helfende Hände da sind. Auch wenn natürlich am Anfang viel erklärt werden muss. 

War der Lehrgang dann eher ein Crash-Kurs?

Ute Wendlandt: Der Qualifizierungslehrgang geht über ein Jahr und ist innerhalb der S-Finanzgruppe der bankkaufmännischen Ausbildung gleichgestellt, die normalerweise drei Jahre dauert.  Stefania Tananaki: Wir haben das also ein bisschen komprimierter gemacht. Das war eine große Herausforderung für mich. Denn je älter m an wird, desto schwieriger ist es auch, so viel geballtes Wissen im Kopf zu behalten. Im zweiten Step mache ich gerade ein so genanntes Basis-Seminar für die Privatkunden-Beratung.

Was muss man denn mitbringen, um bei der Stadtsparkasse Düsseldorf beruflich neu durchzustarten?

Michael Esser, Personalreferent: Optimalerweise hat man schon einmal eine kaufmännische Ausbildung oder aber zumindest eine serviceorientierte Tätigkeit ausgeübt. Und man sollte über ein gewisses Maß an Kundenerfahrung verfügen. 

Ute Wendlandt: Eine kaufmännische Ausbildung ist aber kein Muss. Wir schauen immer individuell, was die Leute mitbringen. Wir haben auch schon Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen komplett ohne kaufmännischen Hintergrund eingestellt, z. B. eine Flugbegleiterin, die aber natürlich über entsprechende Service- und Kundenerfahrung verfügt.

Gibt es eine Altersbegrenzung? 

Ute Wendlandt: Nein, wir haben keine Altersgrenze.

Warum wurde das Quereinsteiger-Programm gestartet?

Ute Wendlandt: Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und den vielen Vakanzen ist das jetzt einfach eine neue Strategie – und wir sind auch nicht die erste Sparkasse, die das macht. Letztendlich hört man das gerade überall. In vielen Branchen werden mittlerweile Branchenfremde eingestellt, einfach weil man die Vakanzen auffangen muss. 

Michael Esser: Der Arbeitsmarkt ist gerade ziemlich leergefegt und man findet kaum noch qualifizierte Berater. Auch andere Sparkassen haben auf diese Situation mit Quereinsteiger-Programmen reagiert. Wir haben uns mit ihnen ausgetauscht, bevor wir damit an den Markt gegangen sind.

Sie sind gebürtige Griechin, kommen viele Griechen zu Ihnen?

Stefania Tananaki: Tatsächlich wollen die meisten Griechen unbedingt zu mir kommen. Das Bankensystem in Griechenland ist ganz anders. Daher brauchen die Menschen, die von dort nach Deutschland ausgewandert sind, Unterstützung. Dabei geht es nicht nur um die Sprache, sondern auch um den kulturellen Hintergrund und die Mentalität. Sie wollen vielleicht anders investieren. In Gold zum Beispiel. Und haben bestimmte Sitten und Rituale, die ich besser nachvollziehen kann. Das ist nicht nur bei Griechen so, sondern auch bei Menschen aus anderen Ländern. Und dann ist es natürlich gut, wenn sie jemanden haben, der sie versteht. Bei Italienern zum Beispiel bedeutet eine Hochzeit eine Investition von Minimum 50.000 Euro. Das wissen viele Deutsche einfach nicht.

 „Alle sind froh, dass helfende Hände da sind. Auch wenn natürlich am Anfang viel erklärt werden muss.“

Ute Wendlandt, Leiterin des Personalmanagements

Verändert das auch intern etwas, wenn plötzlich Mitarbeiter aus anderen Branchen ins Team kommen?

Michael Esser: Es befruchtet auf jeden Fall das Betriebsklima und erdet die Menschen auch ein Stück weit. Da kommen plötzlich Menschen aus anderen Branchen, die vorher Schichtarbeit gemacht haben, samstags arbeiten mussten oder selbständig waren und nicht am Monatsende pünktlich das Gehalt auf dem Konto hatten. Da merken die Mitarbeiter, die vorher schon da waren, welche Vorteile sie haben. In diesen Momenten wird einem bewusst, wie selbstverständlich wir viele Annehmlichkeiten unseres Jobs hinnehmen.

Wenn man wie Frau Tananaki die verkürzte Ausbildung durchlaufen hat, welche Entwicklungsmöglichkeiten stehen einem dann noch offen?

Michael Esser: Im Grunde alle. Der Einführungslehrgang ersetzt quasi die Ausbildung. Am Ende hat Frau Tananaki einen Abschluss als Sparkassenkaufmann. Das ist der Unterschied zu unseren Auszubildenden, die nach ihrem Abschluss Bankkaufmann bzw. Bankkauffrau sind.

Ute Wendlandt: Die Prüfung zum Bankkaufmann wird vor der IHK abgelegt, die Prüfung zum Sparkassenkaufmann vor der Sparkassen-Akademie. Das ist der einzige Unterschied. Inhaltlich ist das weitgehend identisch, eben nur auf zwölf Monate komprimiert. 

Weitere Infos zum Quereinstieg bei der Stadtsparkasse Düsseldorf finden Sie hier.
sskduesseldorf.de

Alexandra von Hirschfeld

Pin It on Pinterest