Let´s talk about Sexism

Sexuelle Gewalt an Frauen und Mädchen ist weltweit die häufigste Menschenrechtsverletzung. Allein in Deutschland werden jedes Jahr 158.000 Frauen Opfer von sexueller Gewalt. In diesem Jahr gab es in Deutschland schon elf Femizide. Was die wenigsten wissen: Frauenhäuser sind in Deutschland keine staatlichen Einrichtungen. Die Einrichtungen werden von Vereinen oder Wohlfahrtsverbänden getragen. Der Staat fördert sie nur teilweise, den Rest müssen diese selbst erwirtschaften. Für gefährdete Frauen bedeutet das in der Realität: Sobald sie in Frauenhäusern Schutz suchen, müssen sie Miete zahlen – auch für ihre Kinder. Viele können sich daher den Rückzug aus einer gewalttätigen Umgebung nicht leisten. Sie sind aus finanziellen Gründen weiterhin hilflos der Gewalt ausgeliefert. Experten sind sich einig, dass der Staat in Teilen sexistisch agiert. Das muss sich dringend ändern.

Expertenforum in Düsseldorf

Grund genug, sich mit diesem Thema intensiv auseinanderzusetzen. Unter dem Titel „Let´s talk about Sesixm“ lud die Initiative „Chancengleichheit für Frauen“ (ICF) der IKB Deutsche Industriebank AG am 30. Januar zu einem Expertenforum ins katholische Maxhaus in Düsseldorf. Nicole Riggers, Gründerin der ICF und Dr. Peter Krawczack, Leiter des Maxhauses, hatten sechs Experten zu diesem Austausch eingeladen. Über 60 Interessierte kamen um die Panel-Diskussion zu verfolgen und anschließend mit den Speakern ins Gespräch zu kommen, darunter Christoph May, Gründer des Instituts für kritische Männlichkeitsforschung, Walid El Sheik, Pure X Event GmbH (bekannt als Sprecher der Altstadt-Wirte), Silvio Vallecoccia, Referent Landesintegrationsrat NRW, Suna Tanis, Leiterin des Frauenhauses Oberhausen sowie die Gründerinnen von female.vision; Annette von Wedel und Katja Anclam.

Die Experten der Podiumsdiskussion: v.l.: Walid El Sheikh, Dr. Peter Krawczack, Annette von Wedel, Sabine Weidner (ICF), Christina Smereczinski (ICF), Katja Anclam, Christoph May, Suna Tanis, Silvio Vallecoccia, Nicole Riggers (ICF)

Ergebnisse der Diskussion

ICF-Gründerin Nicole Riggers erläutert: „Im Rahmen der Diskussion wurde deutlich, dass Sexismus nicht bei körperlichen Berührungen beginnt, sondern bereits mit einer sexualisierten oder herabwürdigenden Sprache. Hinzu kommt, dass wir grundsätzlich kein Erkenntnisdefizit, sondern ein gravierendes Handlungsdefizit haben. Dafür entwickelt sich jedoch langsam ein Bewusstsein. So nehmen z. B. die Polizisten der Düsseldorfer Altstadtwache Männer, denen sexuelle Belästigung vorgeworfen bzw. nachgewiesen wurde, mittlerweile direkt mit auf die Wache und sprechen nicht nur, wie früher üblich, eine Anzeige aus. Das ist der richtige Schritt, denn das schreckt die Täter ab.“

Toxische Männlichkeit

Viele Männer seien der Auffassung, dass Feminismus nichts mit ihnen zu tun habe. Doch das sei ein Irrtum, so Nicole Riggers. Ganz klar sei, dass echte Männlichkeit mit Offenheit und Empathie verbunden werden sollte, um die destruktiven Glaubenssätze aufzubrechen. Sexisten haben eine fragile Männlichkeit, die äußerst destruktive Auswirkungen auf unsere Gesellschaft habe. Eine erfrischende Forderung in Bezug auf die ungeliebte Frauenquote war, ein Männerlimit einzuführen, denn toxische Männlichkeit entstehe dort, wo Männer ausschließlich unter sich blieben.

Es lohnt sich, den Finger in die Wunde zu legen und das Thema sichtbar zu machen. Die Scham zu überwinden und darüber zu sprechen, ist der erste Schritt, um ins Handeln zu kommen.

Nicole Riggers

ICF Gründerin

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