Kleine Gärtner – große Ernte

„Wir müssen Kinder von Anfang an mit der Natur in Verbindung bringen – nicht abstrakt, sondern mit allen Sinnen. Dazu gehört auch das Säen, Riechen, Fühlen und Probieren“, sagt Angela Fedlmeier. Die Gründerin der KinderUmweltAkademie und Sustainability Managerin hat mit Glüxpänz in zwei Düsseldorfer Kitas gerade das Pilotprojekt „Kleine Gärtner – große Ernte“ gestartet. Und das Pilotprojekt kam an: Petersilie wurde gepflanzt, Minze erschmeckt und Kresse entdeckt.

Nicht nur das Projekt ist neu, sondern auch die Glüxpänz. Kinder heißen auf Düsseldorfer Platt „Pänz“, aber was bedeutet Glüx? „Das x steht für das Malnehmen. Kinder und Glück sollen sich multiplizieren“, erklärt die Unternehmerin ihre Wortschöpfung, die die KinderUmweltAkademie auch mit einer eigenen Website ablöst.

Fotos: Glüxpänz, Beitragsbild: Angela Fedlmeier (rechts) von Glüxpänz mit der Kinderbuchautorin Alina Gries 

„Wir brauchen in Deutschland dringend mehr Investitionen in frühkindliche Bildung und eine stärkere Verankerung von Kinderrechten.“ Angela Fedlmeier, Gründerin von Glüxpänz

Ein Tag ohne Kinder ist für Angela Fedlmeier ein verlorener Tag. Seit über 20 Jahren engagiert sie sich für den Nachwuchs, gründete Kindertagespflegen in Bochum, Bottrop und Düsseldorf, initiierte Umwelt- und Leseprojekte, rief eine Kinderorganisation ins Leben, setzt sich für das Fundraising der Kinderstiftung It´s for Kids ein. Im Jahr 2023 hob sie die KinderUmweltAkademie in Düsseldorf aus der Taufe, noch im selben Jahr startete sie mit Unterstützung der Landeshauptstadt Düsseldorf das Gemeinschaftsprojekt Powerplay. Zusammen mit dem gemeinnützigen Verein „Klasse in Sport“ und der VIACTIV-Krankenkasse geht das Projekt in diesem Sommer in die dritte Runde mit weiteren 20 Kitas in Düsseldorf und erstmalig mit sechs Kitas in Münster. Wissenschaftlich begleitet wird Powerplay von Professor Mathias Bellinghausen von der HAM – Hochschule für angewandtes Management in Köln und seinem Team.

Das Projekt ist Teil eines größeren Plans, der mehr ist als eine Bildungsmaßnahme: Es ist ein gesellschaftlicher Impuls. „Die Zukunft unserer Kinder ist eng verknüpft mit der Frage, wie wir mit unserer Umwelt, mit Diversität und miteinander umgehen“, so Fedlmeier. In ihrer Vision wächst Bildung nicht linear, sondern wie ein lebendiges Ökosystem – vielfältig, vernetzt, sinnlich erfahrbar.

Pflanzen, partizipieren, Potential entfalten

 „Kleine Gärtner – große Ernte“ richtet sich an Vier- bis Sechsjährige – aber auch an deren Eltern und Erzieher. Vier Termine pro Einrichtung, bei denen gesät, gepflegt, geerntet wird – ergänzt durch sinnliche Impulse, pädagogische Begleitung und individuelle Pflanztagebücher. Darin werden Beobachtungen, Ergebnisse, Bilder und Geschichten dokumentiert, sodass ein eigenes kleines Buch für jede Kita entsteht – als bleibende Erinnerung und Lernmaterial für die Einrichtung. Erde, Samen, Pflanzgefäße, Gartengerät etc. werden den Kitas zur Verfügung gestellt. Aber auch an ein nachhaltiges Highlight für zu Hause ist gedacht: Jedes Kind erhält einen Pflanzkoffer mit Blumensaatgut für das heimische Insektenparadies.

Das Projekt ist mehr als ein Ausflug in den Blumen- und Kräutergarten der Natur. Es ist Teil eines gesellschaftlichen Wandels, den Fedlmeier aktiv mitgestaltet. „Wenn wir über die Lebenszufriedenheit von Kindern sprechen, kommen wir an der Umwelt nicht vorbei – und auch nicht an der Frage, wie Kinder beteiligt werden.“

 Glüxpänz – von Düsseldorf bis Münster

Was mit kleinen Pflanzkoffern und Pflanztagebüchern beginnt, entwickelt sich gerade zu einem großangelegten Bildungsprogramm für nachhaltige Entwicklung, Demokratie und Inklusion. Im Sommer kommen Standorte in Kaarst, Bottrop und Münster dazu. Und das mit einem stetig wachsenden Team von ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen, die neue Formate umsetzen: von Anti-Bias-Workshops über Demokratieförderung bis hin zu Medienprojekten.

Fedlmeiers Arbeit trifft damit genau den Kern dessen, was UNICEF, Mediziner und viele Verbände fordern: Mehr präventive Angebote, eine ganzheitliche Gesundheitsförderung und vor allem mehr Beteiligung der Kinder an Entscheidungsprozessen. Glüxpänz schafft Räume für Mitgestaltung – und das auf allen Ebenen. „Wir geben keine Inhalte vor, wir geben Impulse und Raum. Der Rest entsteht im Miteinander“, so Fedlmeier. Gerade benachteiligte Stadtteile profitieren: „Dort, wo soziale Teilhabe erschwert ist, müssen wir mit konkreten Angeboten Präsenz zeigen – in Kitas, in Familien, in den Quartieren.“

Auch bei der Förderung der Eltern setzt die Akademie an: Mit niedrigschwelliger Begleitung, Beratungsangeboten und Informationsmaterialien werden Familien gestärkt. Dabei sieht sich das Team um Fedlmeier nicht als Belehrungsinstanz, sondern als Partner im Alltag. „Wir verstehen uns als Ressourcengeber – wir bringen Samen, nicht nur im wörtlichen Sinne.“ „Kinder sind keine Zielgruppe – sie sind die Zukunft“, fasst sie zusammen. Und genau deshalb ist es so wichtig, dass sie ihre Welt von klein auf aktiv mitgestalten dürfen. Mit Händen voller Erde, Köpfen voller Ideen – und Herzen voller Glü(x)ck.

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Buchtipp

Im August/September 2025 wird im Eigenverlag „Glüxpänz, wir pflanzen einen Kräutergarten“ erscheinen, das Angela Fedlmeier zusammen mit der Kinderbauchautorin Alina Gries schreibt. Preis: 19,90 Euro.  

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