Wie Innovationen die Unternehmerlandschaft befruchten

Die Unternehmerlandschaft in Deutschland ist im Umbruch.
Traditionelle Geschäftsmodelle verändern sich in atemberaubendem
Tempo. Dabei spielt auch die Digitalisierung eine wichtige Rolle.

Wir befragten Uwe Baust, seit 2017 Mitglied des Vorstandes der
Stadtsparkasse Düsseldorf und Leiter des Firmenkundendezernates, zuden aktuellen Herausforderungen, denen sich Unternehmer aus der Region stellen müssen, und welche Antworten die Stadtsparkasse
Düsseldorf ihnen darauf bieten kann.

Uwe Baust, Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Düsseldorf.

© Alexander Vejnovic, das-fotostudio-duesseldorf.de

Herr Baust, Sie wurden vor drei Jahren in den Vorstand der Stadtsparkasse berufen. Welche Bilanz würden Sie nach dieser Zeit ziehen? Was konnten Sie bewegen? Wo sehen Sie Handlungsbedarf? Wo sehen Sie Potenziale?

Wir haben etwas geschafft, was extrem wichtig für die Region und die Stadtsparkasse Düsseldorf war, nämlich dass wir unser gesamtes Kreditgeschäft sowohl im Firmenkundenbereich als auch im gewerblichen Immobilienbereich schrittweise stetig wieder sehr stark ausbauen konnten. Das war deswegen so wichtig, weil die Stadtsparkasse Düsseldorf in den Jahren zuvor eher einen Konsolidierungskurs gefahren ist und wir uns damit wieder stärker hier in der Wirtschaft zurückgemeldet haben. In diesen drei Jahren sind wir im Durchschnitt mit zweistelligen Prozentsätzen im Neugeschäft gewachsen, also deutlich über dem Markt, und haben unsere Marktführerschaft in der Region damit wieder manifestiert. Auf unserer Agenda nach vorne steht für uns jetzt, dass wir unser Firmenkundengeschäft mit zwei weiteren Standbeinen stärken werden. Wir sind ja im stationären Geschäft sehr stark vertreten dank der hohen Präsenz unserer Betreuer. Zusätzlich werden wir einen signifikanten Ausbau unserer Online- und Telefonie-Aktivitäten auch für das Firmenkundengeschäft deutlich vorantreiben. Dieses Projekt nennen wir multimedialer Mittelstand.

Welche Rolle spielen Start-ups bei der Stadtsparkasse Düsseldorf, wie viele Start-ups fördern Sie bereits unabhängig von neoteq?

Start-ups haben für die Stadtsparkasse Düsseldorf und für unsere Wirtschaft eine enorme Wichtigkeit. Wir haben im letzten Jahr, unabhängig von neoteq, viele Start-ups auf ihrem Weg zum Erfolg begleitet. Zum einen sind die Start-ups die Wertschöpfer von morgen, d. h. die Unternehmen, die morgen neue Wirtschaftskraft, neues Sozialprodukt hier in diese Region bringen, und damit sind sie natürlich auch unsere Kunden von heute und von morgen. Aus diesem Grund sind sie als Kundengruppe für uns sehr wichtig. Die zweite volkswirtschaftliche Funktion der Start-ups ist, dass sie die etablierten Unternehmen in der Region extrem befruchten. Deshalb haben wir ja auch den Fondsansatz mit neoteq so gewählt. Dabei haben wir zwei Dinge gemacht, die so bisher noch nicht so stark verbreitet sind. Wir haben als öffentlich-rechtliche Bankengruppe in diesen Fonds investiert und damit zum ersten Mal ein externes Management beauftragt. Sonst kamen diese Manager eher aus unseren eigenen Reihen. Wir haben Investoren aus der Industrie, dem Mittelstand und der Wirtschaft mit hineingenommen, nicht nur um Kapital zu generieren, sondern um diese Unternehmen systematisch mit den Start-ups zu vernetzen. Darüber wird das Befruchten der etablierten Unternehmen institutionalisiert. Wir werden diese Start-ups, die hier in neoteq gefördert werden, auch mit unserer Kundschaft vernetzen, ihre Angebote über unsere Website vermarkten, diese in Veranstaltungen oder gezielt in Eins-zu-eins-Situationen mit unseren Firmenkunden zusammenbringen. Wir haben alleine in Düsseldorf über 10.000 Kunden im Firmenkundengeschäft, die wir mit diesen Start-ups verzahnen können. Die Firmenkunden der anderen Investoren kommen dann ja noch hinzu. 

Gibt es konkrete Beispiele für Start-ups, die die Stadtsparkasse Düsseldorf fördert?

Ein Beispiel ist ein Unternehmen, das die Abrechnungen von Reisekosten digitalisiert. Wenn sie bisher als Geschäftsreisender mit einer Taxiquittung wieder in ihr Unternehmen zurückkehrten, wurde diese auf ein Blatt Papier geklebt, für das Rechnungswesen abgetippt usw. und irgendwann entstand daraus eine Rückerstattung. Heute brauchen sie ihre Taxirechnung nur noch mit dem Handy zu fotografieren und in ihr Office zu schicken. Das Office ist vernetzt mit ihrem Kalender, es weiß, welche Geschäftsreise damit verknüpft ist, es löst sofort eine Erstattung aus und transportiert den Vorgang automatisch in die Buchhaltung. Da passiert überhaupt nichts mehr auf Papier. Danach nehmen sie den Taxibeleg und werfen ihn in den Papierkorb. Diesen Anbieter präsentieren wir auch auf unserer Homepage im Rahmen so genannter „Beyond Banking Angebote“, mit denen wir auch unsere Wertschöpfungskette verlängern.

Wie bewerten Sie die Innovationskraft der Metropolregion Rheinland?

Wir haben einen extrem breiten Mittelstand quer durch alle Branchen, ca. ein Viertel produzierendes Gewerbe, Dienstleistungen, Pharma, Werbeagenturen und und und. Wir haben eine extreme Bandbreite an verschiedenen Industrien hier in dieser Region. Dazu haben wir hier nach Frankfurt und mit München die größte Community an Banken, Anwälten und Wirtschaftsprüfern, ebenfalls ein außergewöhnliches Netzwerk. Hinzu kommen die unzähligen ausländischen Unternehmen. Die meisten ausländischen Direktinvestitionen in Europa mit London und Paris sind in und um Düsseldorf ansässig. Damit haben wir hier eine gewaltige Wirtschafts- und Innovationskraft. 

Wie ist es um die Digitalisierung des Mittelstandes bestellt?

Wir stellen immer wieder fest, dass im Bereich der Innovation und Digitalisierung die kleinen und mittleren Unternehmen, die so genannten KMUs, doch noch sehr zögerlich die gigantischen Wirtschaftspotenziale wirklich durchgängig nutzen. 

Bietet die Stadtsparkasse Düsseldorf Fördermöglichkeiten oder Angebote für Unternehmen, um die Digitalisierung zu pushen?

Im Rahmen unserer Mittelstandsoffensive 20/21 bieten wir eine ganze Fülle an Lösungen. Wir haben exklusiv einen Digitalisierungscheck für alle Kunden und Nicht-Kunden in dieser Region entwickelt. So etwas bietet keine andere Bank in Deutschland. In einem intensiven strategischen Gespräch prüfen wir entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Kunden, ganz gleich ob er Dienstleister oder Produzent ist, alle möglichen Ansatzpunkte für die Digitalisierung. Dabei hinterfragen wir auch das gesamte Geschäftsmodell: Ist es durch Digitalisierung bedroht oder stecken in der Digitalisierung neue Chancen? Darüber hinaus bieten wir eine Workshop-Reihe über ein Jahr, bei der die Kunden sich z. B mit Cyber-Crime-Experten austauschen können. Was da an Schäden angerichtet wird, ist ein Billionenthema weltweit und ein Milliardenthema in Deutschland. Und jeder Mittelständler, der sich im Rahmen der Digitalisierung öffnet, macht sich natürlich auch angreifbar. Wir zeigen den Kunden, was sie tun können, um nicht Opfer von Cyber Crimes zu werden. Zusätzlich bieten wir z. B. einen Workshop an zu „Design Thinking“, einer agilen Arbeitsmethode. Die Kunden lernen in einem agilen, modernen Format neue Ideen für sich zu entwickeln. Um Investitionen in Digitalisierung zu tätigen, haben wir ein Sonderkreditprogramm mit attraktiven Konditionen aufgelegt, bei dem der Kunde innerhalb von weniger als einer Woche einen Kredit beantragen und erhalten kann.  

Welche Herausforderungen haben Sie seit Corona zu bewältigen? Wie begegnen Sie diesen?

Auf der Kundenseite haben wir bereits Mitte März zu Beginn der Pandemie in weniger als einer Woche einen digitalen Eingangskanal für alle Hilfskredite entwickelt, welche die KfW oder NRW Bank angeboten haben. Hier konnten die Kunden mit einem sehr reduzierten Informationsanspruch bestimmte Daten digital eingeben und haben innerhalb von 48 Stunden eine Kreditentscheidung bekommen. Zusätzlich gab es ein Angebot der Stadtsparkasse Düsseldorf, davon die Hälfte auf eigenes Risiko vorzufinanzieren, bis das Geld fließt. Die Förderbanken brauchen ja wiederum ein paar Wochen, bis sie auszahlen. So ist knapp eine halbe Milliarde an Hilfskrediten, sonstigen Krediten und Stundungen in fast 1.000 Kreditfällen zustande gekommen. Dazu haben unsere Firmenkundenbetreuer ab Mitte März jeden Kunden persönlich angerufen. Wir haben in der heißen Phase aktiv 4.300 Telefonate geführt, täglich, wochentags, samstags und sonntags. Wir haben nachgefragt, wie es bei den Kunden aussieht, ob sie betroffen sind und sie auf unsere Hilfs- und Zuschussprogramme hingewiesen. Das hat auch dazu geführt, dass wir deutschlandweit eines der stärksten Bankhäuser waren, was die Bereitstellung von Hilfskrediten betrifft. 

Nach innen haben wir einen Krisenstab gegründet, der alle Bereiche abgebildet hat und zunächst täglich, später wöchentlich getagt hat. Wir haben sehr stringent und sehr schnell insbesondere das Thema mobiles Arbeiten bzw. von zu Hause arbeiten ermöglicht. Dazu haben wir eine Dienstvereinbarung mit dem Personalrat abgeschlossen. 

Besonders krisengebeutelt sind regionale Händler und Gastronomen, gab es spezielle Angebote der Stadtsparkasse Düsseldorf für diese Gruppe?

Wir haben in Abstimmung mit Giuseppe Saitta, Vorsitzender DEHOGA Nordrhein, zwei virtuelle Workshops speziell für Mitglieder der DEHOGA durchgeführt, in denen wir ihnen detailliert erklärt haben, welche Fördermöglichkeiten es für sie gibt, ihre Fragen live beantwortet haben und wo wir eben auch auf unsere entsprechenden Informations- und Kreditangebote hingewiesen haben. 

Was sind Ihre Ziele für 2021?

Bis Ende 2021 ein stark ausgebautes Multikanal-Angebot im Firmenkundengeschäft online und über Telefonie bei unverändertem stationärem  Betreuungsangebot für unsere Firmenkunden bieten zu können. Es geht nicht darum zu sagen, lieber Firmenkunde, du hast jetzt keinen persönlichen Ansprechpartner mehr vor Ort, sondern wir wollen unseren Kunden diese Kanäle additional stärker zu Verfügung stellen.

Herr Baust, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Alexandra von Hirschfeld

Hier gehts zum ZOO:M E-Magazin

Pin It on Pinterest