Fotos: Bernd Obermann

Auf dem Bürostuhl Fahrradfahren

Im Herzen von Düsseldorf-Eller, Gumbertstraße 144. Wo bis vor kurzem noch Geld über den Bank-Schalter ging, sind heute Bürodrehstühle in allen Farben, höhenverstellbare Schreibtische und Büromöbel zu sehen. Ich probiere gleich einen Fahrradstuhl mit Pedalen aus. „Das Deskbike ist eine Weiterentwicklung der Idee, dass man an seinem Arbeitsplatz auch körperlich aktiv sein kann“, erklärt Jürgen Hagendorn.

Wer ins Ladenlokal hereinschneit, darf probesitzen; manche suchen einen Drehstuhl fürs Home-Office. Für Freiberufler, Mittelständler und Konzerne werden komplette Arbeitsplätze und Büros geplant. Wichtig ist dem Team, jeden Stuhl individuell ergonomisch einzustellen. „Sonst bringt die beste Technik nichts“, betont Hagendorn. Dass stundenlanges Sitzen auf einem Fleck das neue Rauchen ist, hat sich in den Büroetagen herumgesprochen. Mit Wackelhockern, Sattelstühlen, Knie- und Balancestühlen oder so genannten Swoppern, der Weiterentwicklung des Medizinballs, kommt Schwung ins Office. „Solche Sitzmöglichkeiten sind perfekt für zwischendurch. Auf lange Sicht fehlt jedoch die Unterstützung für den Rücken“, erklärt der Experte.

Immer auf der Suche nach dem Besonderen für die Büroausstattung: Geschäftsführer Jürgen Hagendorn und die beiden Hagendorn-Mitarbeiterinnen Vanessa Schönewald-Brand und Silke Caspari (v.l.).

Arbeiten lässt sich auf jede Art: im Sitzen, im Stehen – dank höhenverstellbarer Tische – und für die besonders Bewegungsfreudigen sogar auf dem Laufband. Das haben die beiden Hagendorn-Mitarbeiterinnen Silke Caspari und Vanessa Schönewald-Brand auf der letzten ORGATEC entdeckt – kurz darauf fanden die Laufbänder ihren Weg ins Hagendorn-Sortiment, ebenso wie die natürlichen Mooswände. Im Showroom hängt inzwischen sogar eine besonders große Version davon, üppig bepflanzt und ein echter Blickfang. „Manche Unternehmen lassen die Mooswände für ihre Konferenzräume auch branden“, erzählt der Inhaber. Solche vertikalen Gärten verschönern nicht nur das Arbeitsumfeld, sondern spenden Sauerstoff, reduzieren Stress und fördern das seelische Wohlbefinden – vermutlich, weil unsere Vorfahren durch Wälder streiften statt auf Bürostühlen zu sitzen. Apropos Wände: Silke Caspari ist nicht nur geprüfte Arbeitsplatzexpertin, nebenbei ist sie Künstlerin. Einige ihrer großformatigen Acrylbilder hängen im Showroom und können so ausgerüstet werden, dass sie als Schallschutz dienen.

Co-Working im Schaufenster

Am Schaufenster befindet sich ein Tisch mit zwei Plätzen, per QR‑Code gelangt man ins WLAN. „Wir planen hier einen Coworking Space. Tee, Kaffee und Wasser sind hier ohnehin Standard“, so Hagendorn. Doch Kern seines Geschäfts ist ein „Rundum‑sorglos‑Paket“ aus individueller Beratung, 3D‑Planung, Lieferung und Einweisung. Dabei muss nicht gleich das gesamte Mobiliar erneuert werden. Unternehmen, die beispielsweise auf elektromotorische Tische umsteigen, können ihre vorhandenen Arbeitsflächen weiter nutzen, nur das Untergestell wird erneuert.

Jürgen Hagendorn ist ein Mann der Tat und in Eller bekannt wie ein bunter Hund. Seit den frühen 1990er Jahren ist er in der Büromöbelbranche tätig und zugleich Herz und Motor der Werbegemeinschaft IndividuEller. „Die erste Werbegemeinschaft, die als gemeinnütziger Verein anerkannt wurde“, erzählt der Vereins-Vorsitzende voller Stolz. Für die fast 200 Mitglieder, die aus Bürgerinnen und Bürgern, aber auch aus Geschäftsleuten aus Handel, Dienstleistung und Handwerk kommen, hat er stets ein offenes Ohr. Der Verein organisiert nicht nur Feste und Märkte, sondern hat 70.000 Euro in die beiden S-Bahn-Stationen investiert, um diese sauber und graffitifrei zu halten. Daraufhin holte man Künstler ins Boot, um die Unterführungen in bunte Streetart-Welten zu verwandeln – aus düsteren, unheimlichen Durchgängen entstanden Urwaldlandschaften.

Hagendorn und sein Team genießen es, mit ihren neuen Geschäftsräumen nun mittendrin in Eller zu ein. Seit drei Jahren zieht das dreiköpfige Team geschäftlich an einem Strang und engagiert sich für den Stadtteil. Im November wurde Hagendorns Schaufenster zu einem Ort des Erinnerns: mit Texten und Dokumenten, im Gedenken an die Pogromnacht 1938 – ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Mahn- und Gedenkstätte und Düsseldorfer Schulen.

In der Adventszeit startet die Aktion „Eller glüht“. Selbstredend, dass auch Hagendorn Glühwein serviert. Am 16. Dezember werden die Stehtische aufgebaut. Wer vorher vorbeikommt, geht auch nicht leer aus. Vor dem Eingang steht ein „speziELLER“ Bücherturm mit Lesestoff zum Mitnehmen, Bringen oder Tauschen. Und wer sich und seinem Rücken ein besseres neues Arbeitsjahr bescheren möchte, kann das natürlich auch tun.

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