Foto: Reiner Kaltenbach

1. Welchen Stellenwert nimmt Kunst in Ihrem Leben ein?

Kunst bedeutet für mich das Eintauchen in den Grenzbereich zwischen Intuition und Form – das Unkonkrete spüren, das Malen mit dem Bauch. Sie ist Lebenshaltung und Ausdruck zugleich.

Tausendfüßler & Hydranten, Acryl auf Leinwand mit LEDBeleuchtung, 90 x 110 cm, 2023, Foto: Wolfgang Wimhöfer

2. Welche künstlerischen Vorbilder haben Sie am stärksten beeinflusst?

Joseph Beuys mit seinem erweiterten Kunstbegriff der Sozialen Plastik, Kurt Link mit seiner gestischen Bildhauerei und César Manrique, der Umweltschutz und Kunst auf visionäre Weise verbunden hat.

Hafenbrücke & Hydranten,Acryl auf Leinwand mitLED-Beleuchtung, 90 x 110 cm, 2023, Foto: Wolfgang Wimhöfer

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Pandoras Hydrant

Als „Pandoras Hydrant“ werden die Hydranten nun Teil eines partizipativen Kunstprozesses im Sinne von „Community-Reflexion & -Produktion“. Vom 12. bis 14. September nehmen sie am Tag des offenen Denkmals und den Kunstpunkten teil. Das Publikum ist eingeladen, unter dem Motto „Hydranten – wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ selbst Teil des kreativen Austauschs zu werden.

https://artwim.de/

3. Welche anderen Berufe wären für Sie auch in Frage gekommen?

Keiner. Der künstlerische Weg war für mich immer selbstverständlich.

Chaos & Ordnung 02, Acryl auf Leinwand mit LED-Beleuchtung, 75 x 100 cm, 2020/22, Foto/Beitragsbild: Reiner Kaltenbach

4. Was brauchen Sie, um schöpferisch tätig zu sein?

Einen fließenden kreativen Zustand, in dem ich eins werde mit Pinsel, Farbe und Leinwand – frei von äußeren Einflüssen, ganz im Moment.

5. Woran arbeiten Sie gerade?

An der Serie „Pandoras Hydrant“, in der historische Hydranten eine Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling durchlaufen. Eine transparente Leinwand, rückseitig mit LEDs beleuchtet, und eine Brücke als verbindendes Element spielen dabei eine zentrale Rolle.

6. Kunst und KI: Passt das für Sie zusammen?

Ja – KI ersetzt mir die mühsame Google-Recherche und liefert in Sekundenschnelle relevante Informationen. Auch erste Bildskizzen lassen sich damit visualisieren und fließen inspirierend in den weiteren künstlerischen Prozess ein.

7. Düsseldorf hat eine lebendige Kunstszene. Womit sind Sie zufrieden, wo wünschen Sie sich Veränderungen?

Das breite Angebot an Ausstellungen und Events ist großartig – aber auch fordernd. Wer alles wahrnimmt, riskiert, den eigenen Weg zu verlieren. Ich wünsche mir mehr sichtbare Kunst im Hafen, etwa durch die Umnutzung leerstehender Büroflächen als Ateliers und Ausstellungsräume. Schon im 18. Jahrhundert wurde die Kunstakademie am damaligen Sicherheitshafen gegründet – ein frühes Zeugnis der Verbindung von Kunst, Bildung und urbanem Raum, das heute wiederbelebt werden sollte.

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Wolfgang Wimhöfer

Der gebürtige Lippstädter kam 1952 nach Düsseldorf und absolvierte in den 1960er Jahren eine Ausbildung zum Chemielaboranten bei den Farbenfabriken Bayer in Leverkusen. Schon damals galt sein Interesse weniger der Herstellung von Farben als ihrer Wirkung und Anwendung. Unter dem Einfluss der Pop-Art begann er ein intensives Selbststudium der Malerei. Geprägt wurde sein künstlerischer Werdegang durch die lebendige Kunstszene der Düsseldorfer Altstadt, in der Künstlerkneipen und die Nähe zur Kunstakademie Raum für kreative Begegnungen boten.

In den 1980er Jahren führte ihn die Auseinandersetzung mit dem erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys – insbesondere dessen Konzept der Sozialen Plastik – zur Gründung und Leitung der Künstlergruppen „Von Kunst zu Kunst“ und „Kunst im Hafen e.V.“. Ziel war es, den historischen Zollhof 3 im Düsseldorfer Hafen als Ort für Kunst zu erhalten. Als die Stadt andere Wege ging, richtete Wimhöfer seinen Blick auf die unbeachteten, historischen Hafenhydranten – Relikte industrieller Infrastruktur, die ihn an den Wasserturm seiner Heimatstadt erinnerten.

Mit politischem Engagement und künstlerischer Vision erreichte er, dass 18 dieser Hydranten unter Denkmalschutz gestellt wurden. Heute sind 14 von ihnen erhalten und werden unter anderem vom Heimatverein „Düsseldorfer Jonges e.V.“ gepflegt – bis hin zur Anlage eines Denkmalpfads. In seinen Werken löst Wimhöfer die Schwere des Gusseisens mit einer eigens entwickelten transparenten Maltechnik auf und führt die Hydranten visuell zurück zu ihrer ursprünglichen Gestaltungsintention.

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