
Welchen Stellenwert nimmt Kunst in Ihrem Leben ein?
Die Kunst ist die Perspektive, aus der ich die Welt und mich selbst betrachte. Insofern spielt sie eine sehr große Rolle in meinem Leben.

PRELUDE II, 170 x 140 cm, Acryl/Leinwand, Foto: Maximilian Kandora

Welche künstlerischen Vorbilder haben Sie am stärksten beeinflusst?
Das erste Kunstwerk, das mich nachhaltig beeindruckt hat, ist Giovanni Battista Tiepolos Deckengemälde in der Residenz in Würzburg, wo ich aufgewachsen bin. Wichtig für mich war auch die Begegnung mit den Werken folgender Künstlerinnen und Künstler (u. a.): Fred Thieler, Emilio Vedova, Bridget Riley, Barnett Newman, Marlene Dumas, Josef Albers, Anni Albers, Elsbeth Arlt, Etel Adnan, Arakawa, Jessica Stockholder, Allen Ruppersberg, Meret Oppenheim, Piranesi, Carmen-Gloria Morales, Irma Blank, Gae Aulenti, Lee Ufan, Louise Bourgeois, Sturtevant, Edward Ruscha, Laura Owens, Nil Yalter, Bern Porter, Vija Celmins, Shirin Neshat und Kiki Smith.

FLOWLAND I 2023, 198 x 168 cm, Acryl/Baumwolle, Foto: Maximilian Kandora

Welche anderen Berufe wären für Sie auch in Frage gekommen? Ornithologin.

Was brauchen Sie, um schöpferisch tätig zu sein?
Einen guten Raum, neutrales Licht und einen kühlen Kopf.

KONIN V 2022, 120 x 100 cm, Acryl/Leinwand, Foto: Maximilian Kandora

Woran arbeiten Sie gerade?
An kleinen Leinwänden, die ich ab dem 28.06. im Kunstpalast in der Ausstellung DIE GROSSE zeigen werde. Es geht dabei um die Farbe als Energiequelle im Verhältnis zu ihrer singulären Identität. Das Motiv der Landschaft spielt in meinen Bildern eine tragende Rolle.

FOG IX 2022 Eingang des Kunstpalastes statt, 170 x 140 cm, Acryl/Leinwand, Foto: Maximilian Kandora

Kunst und KI: Passt das für Sie zusammen?
Kunst und KI schließen sich meiner Ansicht nach nicht aus. Die KI wird sich sicherlich zu einem interessanten Werkzeug für Künstlerinnen und Künstler entwickeln. Dass KI mehr wäre als ein Tool, kann ich mir allerdings trotz aller Lernfähigkeit nicht vorstellen. Ich glaube, die künstlerische Intelligenz ist der künstlichen Intelligenz überlegen.

CLOUD I 2024, 71 x 60 cm, Acryl/Leinwand, Foto: Maximilian Kandora

Düsseldorf hat eine lebendige Kunstszene. Womit sind Sie zufrieden und wo wünschen Sie Veränderungen?
Wegen der lebendigen Kunstszene in Düsseldorf fühle ich mich hier zu Hause. Es gibt sehr viele Künstler, die nach ihrem Studium an der Kunstakademie hier geblieben sind und bleiben und viele, die von anderen Orten oder Ländern hierher gezogen sind. Die Szene ist international, was ich als große Bereicherung empfinde. Es ist toll, dass es immer wieder neue Off-Spaces gibt, deren Programm zum Teil auch durch das Kulturamt unterstützt wird. Das Kulturamt hilft den Künstlern auch bei der Ateliersuche und es gibt einige städtische Atelierhäuser. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass die Stadt ein offenes Ohr für Vorschläge und Ideen von Kulturakteuren hat. Zum Beispiel geht die Düsseldorfer Kunstkommission für Kunst im Öffentlichen Raum auf eine Initiative von Künstlerinnen und Künstlern zurück. Nach jahrelangen Gesprächen und geduldigem aufeinander Zugehen ist etwas sehr Schlüssiges entstanden, worum uns übrigens viele Kommunen beneiden. Ich selbst war gewähltes Mitglied in der Kunstkommission von 2021 bis 2024. Vor mehr als 26 Jahren habe ich mich zusammen mit anderen Künstlern für den Erhalt der Kunsthalle eingesetzt, die ihren Ort am Grabbeplatz verlieren sollte. Der Protest hat zu einem konstruktiven Ergebnis geführt und die Kunsthalle ist bis heute eines der wichtigsten Kulturinstitute in der Stadt. Ich hoffe, sie wird auch während der Renovierungsphase ab 2026 ihr hohes Niveau halten können. Schön wäre es, wenn es in den Jahren, in denen das Gebäude am Grabbeplatz nicht genutzt werden kann, einen Ort gäbe, an dem sich die ganze Szene trifft

WILDGREEN III 2022, 120 x 100 cm, Acryl/Leinwand, Foto: Maximilian Kandora
„DIE GROSSE“ 29.06.-03.08.2025
„DIE GROSSE“ ist wie der Ausstellungsleiter Emmanuel Mir einmal sagte, bereits eine „alte Dame“. Ins Leben gerufen wurde sie 1902 und ist heute die bedeutendste und älteste von Künstlerinnen und Künstlern organisierte Ausstellung im deutschsprachigen Raum. Fast 15.000 Besucher zählte die Ausstellung im letzten Jahr. 184 Künstlerinnen und Künstler werden mit ca. 350 Kunstwerken im Kunstpalast Düsseldorf, im NRW-Forum und im Ehrenhof vertreten sein. Gezeigt werden Werke der Malerei, Fotografie, Grafik, Bildhauerei, Installation und Videos sowie vier Skulpturen im Außenbereich. Begleitet wird die Ausstellung von Sonderführungen für Unternehmen, Vereine und private Events (https://www.diegrosse.de/fuehrungen/).
UNSER TIPP
„DAS KLEINE FORMAT“ bietet Kunst to go zu erschwinglichen Preisen. Und jeder Besucher kann sich an der Wahl des Publikumspreises beteiligen, der mit 1.500 Euro dotiert ist.
Die Eröffnungsfeier findet am 28.06.2025 vor dem Eingang des Kunstpalastes statt.