Wenn Unternehmen fusionieren, stehen oft Ängste
der Mitarbeiter und das Wort Restrukturierung im
Raum. Bei der Fusion der Provinzial Rheinland mit der Provinzial Nordwest zur Provinzial Holding AG wächst
gerade zusammen, was zusammengehört. 

Wenn Unternehmen fusionieren, stehen oft Ängste der Mitarbeiter und das Wort Restrukturierung im Raum. Bei der Fusion der Provinzial Rheinland mit der Provinzial Nordwest zur Provinzial Holding AG wächst gerade zusammen, was zusammengehört. 

Formaljuristisch ist die Fusion zwischen der Provinzial Rheinland und der Provinzial Nordwest am 1. September vollzogen worden. Warum wollten Sie fusionieren? Die Provinzial Rheinland zählte doch schon zu den führenden
deutschen Versicherungsunternehmen. 

Die Überlegung im Hinblick auf unsere künftige Stellung am Markt war ganz einfach: Größe schützt. Auf der einen Seite werden die Regulatorien des Gesetzgebers immer stärker, seitdem 1994 die Liberalisierung des Versicherungsmarktes erfolgte und es zur Abschaffung von Monopol- und Pflichtversicherungen kam, auf der andere Seite haben wir den Niedrigzins. Und wir merken die Demografiekurve bei unseren Mitarbeitern und bei unseren Kunden und müssen uns Gedanken machen über jüngere Zielgruppen. Durch die Fusion haben wir jetzt eine ganz andere Marktposition. Wir gehören zu den Top-10 Versicherern und verfügen über ein Beitragsvolumen von über sechs Milliarden Euro. 

Wie nehmen die 6.000 Mitarbeiter die Zusammenlegung auf?

Die sind ziemlich entspannt, weil sich an ihrem Arbeitsalltag erst einmal nichts ändert und auch zukünftig nichts Gravierendes passieren wird. Keiner muss umziehen, niemandem wird betriebsbedingt gekündigt und es wird keine finanziellen Einbußen geben. Im Gegenzug setzen wir auf die Flexibilität unserer Mitarbeiter. Da kann es auch schon einmal sein, dass ein Sachbearbeiter z. B. intern von der Kfz- zur Hausratversicherung wechseln muss. Unser Hauptaugenmerk liegt in der Holding darauf, Doppelstrukturen zu vermeiden, insbesondere was die IT, die Organisation sowie den Einkauf betrifft. Ein einheitliches Softwaresystem ist die wohl größte Veränderung, aber auch die Kommunikationsstrukturen werden wir zusammenführen. Das spart Geld, viel Geld. Wir werden durch die Fusion langfristig 100 Millionen Euro Kosten einsparen. Was übrigens anders ist als bei Fusionen in anderen Branchen: Die beiden Versicherungskonzerne kommen sich nicht in die Quere, weil sie keine Konkurrenten sind. Wir hier in Düsseldorf sind weiterhin als öffentlicher Versicherer für die Regierungsbezirke Düsseldorf, Köln und in den ehemaligen Regierungsbezirken Trier und Koblenz sowie in Lippe tätig. Die Provinzial Nordwest hat ihre Kunden in Westfalen, in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. Zur Holding gehört auch die Hamburger Feuerkasse, die 1676 gegründet wurde und die übrigens die älteste Versicherung der Welt ist. 

Warum war eine Feuerkasse die erste Versicherung? 

Brände haben auch in der frühen Neuzeit noch ganze Städte oder Stadtteile vernichtet. Das lag an den Baustoffen, der Enge der Straßen und weil die Menschen mit Feuer kochten und heizten. Sich gegen Feuerschäden bei einem öffentlich-rechtlichen Versicherer zu versichern, war in vielen Bundesländern bis ins 20. Jahrhundert gesetzlich vorgeschrieben. Die Rheinische Provinzial Feuersozietät in Koblenz wurde im Jahr 1836 unter dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. gegründet. Im Jahr 1875, also vor 145 Jahren, zog die Provinzial Rheinland dann nach Düsseldorf in den Stadtteil Friedrichstadt. 

Patric Fedlmeier, stellvertretender Vorsitzender der Provinzial Holding AG

© Alexander Vejnovic, das-fotostudio-duesseldorf.de

Patric Fedlmeier

Patric Fedlmeier ist Pfälzer, was man noch immer hört, geboren in Speyer. Das Seepferdchen war der Anfang einer Schwimmerkarriere. Als Wildwasserkanute war er in Österreich und Frankreich unterwegs, im Winter spielte er Basketball. Vor 20 Jahren kam er nach Düsseldorf, ist seit 2003 für die Provinzial tätig. Am 25. September dieses Jahres heiratete er Angela Feldhaus, die in Golzheim die Villa Wichtel leitet und 2019 die gemeinnützige UG Roundabout Kids gründete. In die Flitterwochen ging es dahin, wo die niedrigsten Inzidenzzahlen waren, nach Griechenland. 

Mit der Provinzial verbindet man heute eher Hausrat-, Lebens- oder Kfz Versicherungen …

Ja, das sind heute auch die wesentlichen Versicherungssparten, in denen wir tätig sind. Wir sind die regionalen Schaden- und Unfall- sowie Lebensversicherer für die Menschen vor Ort. Eben der Schutzengel, der immer da und immer nah ist. Und weil wir unseren Kunden so viele Dienstleistungen wie möglich aus einer Hand anbieten möchten, erschließen wir auch neue Geschäftsfelder. Seit 2010 können unsere Kunden z. B. von der proefa GmbH vergünstigt Strom und Gas beziehen. Wir nennen das Konzept „Mein Zuhause und ich“. Damit möchten wir der Ansprechpartner für die ganze Immobilie werden und bei allen Fragestellungen und Problemen helfen, die rund um eine Immobilie auftauchen können. Wir vermitteln auch Dienstleistungen wie z. B. Gärtner oder Handwerker, aber auch Makler. 

Wie schafft man es vom Azubi zum Vorstandsvorsitzenden? 

Ich habe einen eher ungewöhnlichen Lebenslauf und gehöre sicher mit zu den Letzten, die es ohne Studium in den Vorstand geschafft haben. Ich habe Versicherungskaufmann bei der Inter Krankenversicherung gelernt. Mein beruflicher Traum war, bis zum Direktor aufzusteigen. 2008, einen Tag nach Altweiber, wurde ich in die Vorstandsetage gerufen. Ich war damals Personalchef und völlig überrumpelt, als man mich fragte, ob ich in den Vorstand möchte. Ich bin jetzt seit 12 Jahren Vorstandsmitglied. Damals war ich mit 41 Jahren der Jüngste, das ändert sich gerade. Aber wenn ich bis 66 bleiben sollte, wären das 25 Jahre Vorstandstätigkeit. Das ist nicht wenig. Studiert habe ich 2014 an der TH Köln, Betriebswirtschaft. Das wollte ich für mich machen, weil ich gerne lerne. Bei dem berufsbegleitenden Studium haben mich auch Azubis der Provinzial gesehen und sich nicht wenig über ihren Chef gewundert.

Der Schutzengel mit den Flügeln ist das Markenzeichen der Provinzial, kann er mehr als aufpassen und versichern?

Der Engel vielleicht nicht, aber unsere Mitarbeiter und die Provinzial schon. Seit 2011 verzichten viele Mitarbeiter bei ihrer monatlichen Gehaltsabrechnung auf die Auszahlung der Cent-Beträge, runden also ab, das nennen wir unseren Schutzengel-Taler. Auf diese Weise kommen jedes Jahr mehrere Tausend Euro zusammen. Im Intranet wird dann abgestimmt, welcher Hilfsorganisation das Geld zugutekommt. Und statt der Weihnachtspost heißt es bei uns seit Jahren „Spende statt Porto“. Auch da kommt immer ein fünfstelliger Betrag zusammen, den wir dann an kleinere, nicht so bekannte Hilfsorganisationen spenden. 

Susan Tuchel 

Provinzial Rheinland engagiert sich in Düsseldorf

In seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender hat Fedlmeier das soziale  Engagement des Düsseldorfer Versicherers vorangetrieben. Obwohl die  Gemeinwohlorientierung als öffentlicher Versicherer und Teil der Sparkassen-Finanzgruppe zum Selbstverständnis gehört, wird viel darüber hinaus getan. So vergibt sie jedes Jahr den Rheinischen Provinzial Preis an Einrichtungen, die sich bei der Integration oder Inklusion engagieren. In diesem Jahr ging er an die Toni Kroos Stiftung. Auch im Bereich Umweltschutz ist die Provinzial Vorreiter und seit zehn Jahren in der bundesweiten Initiative Klimaschutz-Unternehmen vertreten. In Wersten unterstützt der öffentlich-rechtliche Versicherer als „guter Nachbar“ Aktionen für Kinder, Jugendliche und Senioren. Fedlmeier ist es wichtig, bei all diesen Aktionen die Mitarbeiter mit einzubeziehen und sie bei ihrem Engagement zu unterstützen. Und zur Weihnachtszeit erstrahlt jedes Jahr ein großer geschmückter Weihnachtsbaum auf dem Werstener Deckel bis weit über die A 46 – auch eine Spendenaktion der Provinzial.

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