Ehrlichkeit statt Abschlussquote

Der frischgebackenen Versicherungsmaklerin geht es nicht ums schnelle Geschäft. Kerstin Schütze leitete zuvor fünf Jahre das Kundendienstbüro eines großen Versicherungskonzerns. „Das Unternehmen ist jedoch auf Privatkunden beschränkt“, erzählt sie. Und wenn die Versicherungsexpertin wusste, dass ein Produkt nicht so ganz passte, ließ sie das ihre Kunden auch wissen. Hinzu kam, dass sie gewerbliche Kunden in ihrem alten Job nicht betreuen konnte – ein Punkt, der jedoch in den Beratungsgesprächen immer wieder nachgefragt wurde.

Also gründete sie ihr eigenes Maklerbüro. Seitdem kann sie unabhängig beraten, Produkte verschiedener Gesellschaften vergleichen und individuell auf die Lebenssituationen ihrer Kundinnen und Kunden eingehen. „Jetzt ist nicht von Belang, ob ich zehn Bausparverträge abschließe oder keinen. Ich biete nur an, wohinter ich auch stehe.“

„Ich biete nur an, wohinter ich auch stehe.“
Kerstin Schütze, Versicherungsmaklerin

Quereinstieg mit Konsequenz

Ihr Weg in die Selbstständigkeit verlief alles andere als geradlinig. Nach einem Studium der Haushalts- und Ernährungswissenschaften und Stationen in der Gastronomie stieß sie zufällig auf die Möglichkeit, in die Versicherungsbranche einzusteigen. „Viele sagen, ich denke immer in Lösungen. Im Angestelltenverhältnis war das schwierig umzusetzen.“

Am 1. April startete sie mit ihrem neuen Business und es läuft gut an: Die Zahl der Verträge ist schon jetzt dreistellig. Ihr Kundenstamm wächst, Empfehlungen ziehen ihre Kreise. Wie sieht sie die Menschen, die zu ihr kommen und sich beraten lassen? Schütze unterteilt sie in drei Kundentypen: die Traditionsbewussten, die Versicherungen oft schon über Generationen die Treue halten, die Geiz-ist-geil-Wechsler – und jene, die einem Berater treu bleiben. Auf Letztere setzt Schütze. Aber auch bei den Traditionsbewussten konnte sie schon punkten, zum Beispiel bei Eltern, die für Kinder eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. „Ist der Nachwuchs zwischen 10 und 16 Jahren alt, sind die Beiträge erschwinglich und spätere Gesundheitsüberprüfungen entfallen.“

Im Beratungsgespräch nimmt sie sich viel Zeit, klärt Unterschiede zwischen alten und neuen Policen, weist auf Lücken hin. Besonders Selbstständige und Coaches seien oft nicht ausreichend abgesichert. „Viele denken, eine Betriebshaftpflicht reicht. Doch wenn durch eine falsche Beratung ein echter Vermögensschaden entsteht, kann das existenzbedrohend werden.“

Dass ihr Büro an der Königsallee liegt, war eher Zufall als Strategie. Aber vielleicht auch ein Signal: Versicherung kann Seriosität und Stil haben – wenn man sie ehrlich betreibt.

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