Die erste Klimaanlage der Welt kam aus Düsseldorf
Zur großen Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf entwickelte der damals 41-jährige Firmenchef Abraham Freundlich im Jahr 1902 einen völlig neuartigen Luftkühlapparat, der die Ausstellungsräume des Düsseldorfer Kunstausstellungs-gebäudes kühlte. Damit war er der in Amerika auf dem Markt gekommenen Air-Condition um satte neun Jahre voraus.
Gegründet hatte Abraham Freundlich seine Maschinenfabrik 1888 in Düsseldorf. Zunächst entwickelte der 27-Jährige Kühlmaschinen für das Brauereiwesen – keine schlechte Geschäftsidee in der Bierstadt Düsseldorf. In wenigen Jahren wurde er zu einem Pionier, der sich gerade entwickelnden Kältetechnik. Seinen stehenden schnelltourigen Kompressor mit dem griffigen Namen „Polarblitz“ exportierte die Firma „A. Freundlich“ fast in die gesamte Welt. Verkaufskataloge wurden in deutscher, italienischer, englischer, französischer und russischer Sprache gedruckt. Auch im Zarenschloss bei Jalta lief ein „Polarblitz“. Dieser wurde als Sonderanfertigung mit versilberten Handrädern in Düsseldorf produziert.

Foto: (c) Transport mit Zirkuselefanten, 1917 (Stadtarchiv Düsseldorf), Beitragsbild: Plakat der Sonderausstellung
Zirkuselefanten lieferten aus
Als während des Ersten Weltkrieges keine Transport-Pferde zur Verfügung standen und sich die Stadtverwaltung alle Ochsen gesichert hatte, kam Abraham Freundlich einmal mehr sein kreatives Talent zu Gute. Er überredete den Besitzer des Zirkus Hagenbeck, der gerade in Düsseldorf weilte, der Firma zwei Zirkuselefanten auszuleihen. So wurde der Transport von der Suitbertusstraße zum Güterbahnhof direkt eine vielbeachtete Werbefahrt für die Firma.
Die Ausstellung in der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf erzählt die Geschichte des innovativen Firmengründers Abraham Freundlich anschaulich in ihren Räumen. Und sie klärt auch auf, warum heute niemand mehr in Düsseldorf mit seinem Namen etwas verbindet. Einmal mehr waren es die Nationalsozialisten, die Existenzen vernichteten und seinen Erfolg vergessen ließen. Jüdische Pioniere wie Abraham Freundlich wurden als Juden verfolgt und aus Düsseldorf vertrieben.
Werbeanzeige aus den 1920er Jahren (Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf)

Neben der Geschichte von Abraham Freundlich erzählt die von mir in der Mahn -und Gedenkstätte kuratierte Sonderausstellung auch die Lebenswege von Albert Schöndorff (1870-1942) und Ludwig Loewy (1887-1942). Beide bereicherten Düsseldorf mit ihrem unternehmerischen Mut, ihrer Innovationskraft und waren im In- und Ausland überaus erfolgreich. Für viele Kaufhäuser der Leonhard Tietz AG hatte Schöndorff den exklusiven Ladenbau in Düsseldorf fertigen lassen. Und als „Düsseldorf Connection“ hatten „Gebr. Schöndorff“ und „A. Freundlich“ maßgeblichen Anteil am großen Erfolg des modernsten Warenhauses Europas. Das 1929 eröffnete Karstadt-Warenhaus am Hermannplatz in Berlin hatte eine moderne Ausstattung und eine neuartige Kühltechnik und ermöglichte erstmalig Lebensmitteletagen. Eine absolute Neuheit für die Kundschaft.
Doch in den Jahren ab 1933 wurden „jüdische Firmen arisiert“ und ihre Erfolge quasi umetikettiert. Ihre Firmen gingen mit neuer Legende in die Düsseldorfer Wirtschaftsgeschichte ein. Aus der Firma „A. Freundlich“ wurde „Rheinkälte“. Aus dem Unternehmen von Albert Schöndorff, der Waggonfabrik Gebr. Schöndorff, wurde DUEWAG („Düsseldorfer Waggonfabrik“).
Und auch Ludwig Loewy, der jüdische Firmenchef der Düsseldorfer Firma Schloemann, musste 1936 das Land fluchtartig verlassen. Denn als die Geheime Staatspolizei erfuhr, dass er eine Auswanderung nach Großbritannien in Erwägung zog, war das Erschrecken groß. Nazideutschland wollte unbedingt verhindern, dass der geniale Ingenieur Großbritannien beim Aufbau einer modernen schlagkräftigen Luftwaffe half. Ein Haftbefehl wurde eilig auf den Weg gebracht. Doch Ludwig Loewy wurde in Düsseldorf durch Freunde gewarnt und konnte Deutschland rechtzeitig verlassen. In London gründete er 1936 seine eigene Firma „Loewy Engineering Company“ und war in kürzester Zeit sehr erfolgreich. Er und sein Bruder Erwin Loewy ermöglichten mit ihren Firmen und ihrem Know-how im Bereich massiver Hydraulischer Pressen maßgeblich die Ertüchtigung der britischen und amerikanischen Luftwaffe. So trugen die Brüder zum erfolgreichen Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland bei.
Zusätzlich zur Sonderausstellung „INNOVATIV, ERFOLGREICH, JÜDISCH. Düsseldorfer Visionäre: Freundlich, Schöndorff, Loewy“ ist ein reich bebilderter Ausstellungskatalog in deutsch/englischer Sprache erschienen, der zum Preis von 18 Euro in der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf oder im Buchhandel erworben werden kann.
Auf einen Blick:
Die Ausstellung „INNOVATIV, ERFOLGREICH, JÜDISCH. Düsseldorfer Visionäre:
Freundlich, Schöndorff, Loewy“ läuft noch bis 29.9.2025.
Di – Fr 11-17 Uhr, Sa 13-17 Uhr, So 11-17 Uhr
Mühlenstraße 29, 40213 Düsseldorf
Der Eintritt ist frei.