Fotos: Britta Radike

Fünf Jahre „Power for People in Lebanon“

Kaum ein Land hat in den vergangenen Jahren eine so dramatische Abwärtsspirale erlebt wie der Libanon. Nach Angaben der Weltbank ist die Wirtschaftsleistung des Landes seit 2019 um rund 40 Prozent eingebrochen – eine der schwersten Krisen weltweit. Mehr als 70 Prozent der Bevölkerung leben inzwischen in Armut. Die Landeswährung hat fast ihren gesamten Wert verloren. Hinzu kommen eine instabile Stromversorgung, massive Umweltprobleme und eine nahezu kollabierte Wasserversorgung. Laut UNICEF sind über vier Millionen Menschen akut gefährdet, keinen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser zu haben. Auch die Abwasserinfrastruktur gilt als marode, Flüsse und Grundwasser sind vielerorts stark verschmutzt.

In dieser Lage gründete sich 2020 in Düsseldorf der Verein „Power for People in Lebanon“ (PPLEB), um dort zu helfen, wo staatliche Strukturen versagen. Die Initiative entstand aus einem Gespräch zwischen dem Düsseldorfer Abdul-Rahman Adib, langjähriger Messechef der boot-Düsseldorf, und seinen beiden Kindern. „Wir wollten nicht länger zusehen, sondern etwas tun, das direkt bei den Menschen ankommt“, sagt Adib. Gemeinsam mit engagierten Mitstreitern aus mehreren europäischen Ländern baute er den Verein auf – mit klarem Fokus auf praktischer Hilfe.

Solarlicht für über 15.000 Menschen

Mit dem Projekt „Lights in the Dark“ hat PPLEB seit 2021 mehr als 3.000 Solarlampensysteme an Familien im Norden des Libanon verteilt. Jedes Set besteht aus einem 10-Watt-Solarpanel, einer Batterie und drei LED-Leuchten – genug, um eine Wohnung mehrere Stunden pro Nacht zu beleuchten und Mobiltelefone zu laden. Insgesamt profitieren inzwischen rund 15.000 Menschen davon.

„Licht ist die Grundlage jedes Lebens“, sagt Mahmoud Chatah, Mitgründer und seit diesem Jahr neuer Vorstandsvorsitzender von PPLEB. „Es ermöglicht Gespräche, Lernen, Lesen – und schenkt Sicherheit.“

Geschichten, die bleiben

„Viele Familien leben völlig ohne Strom“, erklärt  Chatah. „Mit unseren Geräten können die Kinder abends wieder lernen – und Eltern ihre Mobiltelefone aufladen. Das verändert ihr Leben unmittelbar.“ Wie sehr, zeigen die Geschichten, die Adib von seinen Reisen in den Libanon mitbringt. Eine ältere Frau erzählte ihm, dass sie bislang täglich zu einem Gemüsehändler gegangen war, um dort ihr Handy aufzuladen. Aus Angst, es könnte gestohlen oder missbraucht werden, blieb sie jedes Mal über eine Stunde neben dem Ladekabel stehen. „Mit dem Solarsystem hat sie zum ersten Mal wieder das Gefühl, selbstbestimmt zu sein“, sagt Adib. „Sie sagte wörtlich: Ihr habt uns unsere Würde zurückgegeben.“

Ein anderes Mal besuchte das Team eine Familie mit einem Neugeborenen. „Die Eltern erzählten uns, dass sie nachts kaum schlafen konnten, weil sie Angst hatten, dem Baby könne etwas passieren und sie hätten kein Licht, um nach ihm zu sehen“, erinnert sich Adib. „Seit sie das kleine Solarsystem haben, brennt wieder Licht – und sie können ruhiger schlafen.“

PPLEB arbeitet mit lokalen Partnerorganisationen wie Sanabel Nour und der Orthodox Welfare Association for Prisoners zusammen. 2022 und 2023 reisten Mahmoud Chatah und Abdul-Rahman Adib auf eigene Kosten in den Libanon, um die Verteilungen persönlich zu begleiten und die Familien zu besuchen. „Wir wollen wissen, wer hinter jedem Projekt steht“, betont Chatah. „Nur so bleibt Hilfe transparent und glaubwürdig.“ Als Fotografin reiste Britta Radike mit, die die Arbeit des Vereins mit der Kamera sichtbar macht.

Der Verein zählt derzeit elf Mitglieder, die die gesamte Arbeit ehrenamtlich organisieren. Über 90 Prozent der Mittel fließen direkt in Projekte – ein außergewöhnlich hoher Anteil für eine so kleine Organisation. „Wir sind kein großer Apparat, aber wir wissen genau, wofür jeder Euro eingesetzt wird“, sagt Chatah. „Unsere Stärke ist Nähe – zu den Menschen, zu den Projekten, zu den Ergebnissen.“

Engagement, das weitergeht

Auch 2026 will „Power for People in Lebanon“ das Projekt „Lights in the Dark fortsetzen. Dank einer Förderung der W. P. Schmitz-Stiftung konnten weitere 1.300 Solarlampen bestellt werden. Der Transport erfolgt per Container – die Auslieferung ist für Anfang 2026 geplant.

Britta Radike – eine Frau mit der Kamera im Krisengebiet

Die Fotografin Britta Radike gehört zu den wenigen deutschen Fotojournalistinnen, die aus Krisenregionen berichten. 2023 und 2025 begleitete sie PPLEB bei den Hilfsaktionen in Tripoli. Ihre Bilder zeigen das Leben der Menschen jenseits der Schlagzeilen – eindringlich, respektvoll und mit großer Nähe.

Für ihre Reportage „Living in Lebanon – Tripoli 05 wurde sie 2025 mit dem International Color Award ausgezeichnet. Die Jury lobte „außergewöhnliche Empathie und visuelle Klarheit“ und würdigte die Arbeit als „zeitgenössische Farbfotografie in ihrer besten Form“. Die Fotos entstanden während der Projektreisen von PPLEB und dokumentieren den Alltag der Familien, die von der Hilfe profitieren.

Der libanesische Botschafter in Deutschland, Dr. Mustapha Adib, hat bereits Unterstützung für eine geplante Ausstellung zugesagt, die Britta Radike gemeinsam mit dem Verein vorbereitet.

Jetzt spenden!

Wer das Engagement von Power for People in Lebanon“ unterstützen möchte, kann mit einer Spende dazu beitragen, weitere Familien im Libanon mit sauberem Wasser, Licht und Bildungschancen zu versorgen.

Spendenkonto:
Sparkasse KölnBonn
Kontoinhaber: Power for People in Lebanon e.V.
IBAN: DE96 3705 0198 1936 0967 65
BIC: COLSDE33XXX

Spenden Sie online oder über den Spenden-Shop direkt ein Solarsystem.

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