Seit 20 Jahren sausen die roten Flitzer von ManThei Sushi durch Düsseldorf, um Freunde der japanischen Küche mit Köstlichkeiten aus dem Reich Nippon zu versorgen. Nomen est omen: denn das Schriftzeichen auf dem Logo heißt übersetzt „Sushi bringen“ –  übrigens echt japanisch, denn auch im Land der Mitte werden Sushi eher selten zu Hause zubereitet. Der Pionier der mobilen Gastronomie beliefert heute 20.000 Kunden im gesamten Stadtgebiet, auch C02-neutral mit Fahrrad und E-Bike.

Sein rundes Jubiläumsjahr hatte sich Gerd Röpke definitiv anders vorgestellt. Anfang Januar hatte er in sein Restaurant eingeladen, um mit Kunden und Freunden das erste Sushitaxi zu feiern, das vor 20 Jahren auf der Ackerstraße Fahrt aufnahm. Der Inhaber von ManThei hatte den Kopf voll mit Ideen und Aktionen – auch ein Single-
Sushi-Speeddating stand auf seiner Liste. Dann kam der Lockdown, eine etwas entspanntere Phase im Sommer, dann die verschärften Coronabestimmungen im Okober, dann der Lockdown im November.

Gerd Röpke empfängt uns an einem Sonntagvormittag im Okober in seinem Restaurant auf der Bachstraße 1 in Unterbilk, vis-à-vis der Kirche Alt St. Martin. Die Vorbereitungen in der Küche laufen schon auf Hochtouren. Das Team ist international bunt gemischt, die Mitarbeiter kommen aus Japan, Marokko, Albanien und dem Irak, die Stimmung ist gut. Küchenchef Mukti Parajuli aus Nepal, der in London bei japanischen Köchen sein Handwerk erlernte, rührt im riesigen Topf mit Nishiki-Reis, filetiert den zartrosa Lachs nach japanischer Art und rollt die ersten Sushi mit der Bambusmatte. Röpkes Tocher Lili (17) ist auch schon da. Sie frischt ihr Taschengeld auf, gezahlt wird Mindestlohn. Als sie auf die Welt kam, gab es ManThei Sushi schon und wenn sie Geburtstag feiert, gibt es Sushi und gebratene Nudeln, ihre Freundinnen fragen schon immer danach. Uns serviert sie an diesem Sonntagvormittag OMI Tee mit frischer Orange, Minze und in Honig eingelegtem Ingwer. 

Wie kommt jemand, der in Neuss das Licht der Welt erblickte und in Düsseldorf an der Fachhochschule sein Architekturstudium absolvierte, darauf, Baupläne gegen eine Sushiflotte einzutauschen? Gerd Röpke lacht: „Ich war ja gerade erst mit meinem Architekturstudium fertig und hatte die fixe Idee, das Japanische zu den Europäern zu bringen. Schließlich lebt in Düsseldorf die drittgrößte japanische Community in ganz Europa. Und wenn ich es nicht gemacht hätte, wäre sicher ein anderer auf die Idee gekommen.“

Bereits ein Jahr nach der Gründung erhielt ManThei den Preis der deutschen Verpackungsindustrie für die „beste Lebensmittelverpackung 2001“.  Mit seinem Restaurant ist er seitdem jedes Jahr in „Düsseldorf geht aus“ gerankt. Vor drei Jahren landete ManThei auf Platz zwei der japanischen Restaurants. 

Gesunde Häppchen

Sushi sind nicht gleich Sushi. Bei einer Blindverkostung in einer WDR-Reportage wurden Testessern Sushi aus dem Supermarkt und von ManThei vorgesetzt. Die ManThei Sushi gewannen das Rennen haushoch in puncto Qualität, Frische und Geschmack. „Ob Reis, Tee oder Sojasauce, unsere Produkte sind qualitativ hochwertig und nicht genmanipuliert, den Unterschied schmeckt man einfach“, bestätigt Röpke. Das Gemüse ist regional und die Freilandeier kommen vom linken Niederrhein, vom Bauernhof Gut Aue in Nettetal, wo die Hühner mit Weizen und Mais aus eigenem Anbau gefüttert werden und frisches Brunnenwasser trinken. Der Fisch und die Meeresfrüchte stammen aus zertifizierter nachhaltiger Fischerei. Als erstes Sushi-Restaurant in Deutschland nahm Röpke 2011 den vom Aussterben bedrohten Roten Thunfisch (Bluefin Tuna) von der Speisekarte.

Wer Sushi doch einmal selber machen möchte, kann das in einem Kurs lernen.
Lili Wieneck, Röpkes Tochter, die nächste ManThei-Generation

© Alexander Vejnovic, das-fotostudio-duesseldorf.de

Gerd Röpke wollte immer mehr als nur leckere Sushi machen. Seine Vision war, dass sich die beiden Kulturkreise auch kulinarisch annähern. Und so fing er an, ein ganz eigenes Fusion Cooking zu entwickeln mit Spargel-Sushi im Sommer und jecken Sushi in der Karnevalszeit. Die jecken Röllchen heißen „Himmel und Ähd Roll“ und „Halve Hahn Maki“, letzterer kommt wie sein rheinisches Original ohne Fleisch aus. „Aktuell sind wir dabei unsere vegetarische und vegane Speisekarte immer weiter auszubauen, weil die Nachfrage danach immer größer wird“, erklärt der Gastronom. Das fängt beim vegan gekelterten Sauvignan Blanc im Restaurant an und geht bei den veganen Sushi-Sets mit Gurke, Sesam-Spinat, Tofu, Paprika, Basilikum und Rucola weiter. 

Als die großen Cateringaufträge für Firmen und Messen während des Lockdowns ausblieben, nutzte Röpke zusammen mit seinem Küchenchef Mukti Parajuli die Zeit und kreiierte 11 Poke Bowls. Die bunten Schüsseln mit gewürfelten Zutaten kommen eigentlich aus Japan und heißen dort „Chirashi“. In Hawaii wurden sie zum Nationalgericht und erobern über diesen Umweg gerade die Herzen der Europäer. „Vor allem die Low Carb-Version mit Baby-Blattspinat statt Reis läuft sehr gut, weil viele ein paar Pfunde zuviel vom Homeoffice auf den Rippen haben“, schmunzelt Röpke.

Wie er mit der aktuellen Situation klarkommt? Auf Veränderungen hat sich der Gastronom in den 20 Jahren immer einstellen müssen. Als er anfing, war er der „Sushi-Platzhirsch“ der mobilen Gastronomie. Mittlerweile gibt es neun Mittbewerber und er ist gezwungen, auch über Lieferando auszuliefern. „Gegen die Übermacht dieses Lieferdienstes kommt keiner an, aber die Provision ist mit 13 Prozent mehr als happig“, findet Röpke und freut sich über jeden Kunden, der direkt bei ihm online oder telefonisch bestellt. Und sieht man von der Pandemie ab, die auch bei ihm zu personellen Umstrukturierungen und Sparmaßnahmen geführt hat, ist er einfach stolz auf das, was passiert ist in den letzten 20 Jahren und freut sich, wenn er seine roten Flitzer und Fahrräder durch Düsseldorf fahren sieht. Und sein Küchenchef Mukti Parajuli kann es kaum erwarten, wieder mehr Sushi-Kurse zu geben, übrigens die einzigen in Düsseldorf. „Mir macht es Spaß, mein Wissen weiterzugeben und die Leute finden es toll, die japanische Kochkunst zu erlernen.“

Susan Tuchel

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