Fotos: Bernd Obermann

Fotograf Bernd Obermann dokumentiert Kunst- und Zeitgeschichte

Es ist einer dieser Momente, in denen Geschichte durch eine Linse konserviert wird: Joseph Beuys, im legendären Hut, greift nach der Türklinke, wendet sich nicht mehr um – und verlässt die Düsseldorfer Kunstakademie. Das Foto, das diesen Abschied einfängt, stammt vom Düsseldorfer Fotografen Bernd Obermann.

Der gebürtige Oberhausener, der in Duisburg aufgewachsen ist, begann seine Laufbahn in den 1970er- Jahren. Seine Fotografenlehre absolvierte er in der Hauptwerbe-Abteilung bei Karstadt in Essen, zu den Glanzzeiten der Warenhauskette. Obermanns Ausbildung bestand darin Mode- und Werbefotos zu machen. „Das habe ich auch gut hinbekommen.“ Einer seiner Lehrer in der Berufsschule in Essen war Tünn Konerding, der von 1976 bis 1984 Professor für angewandte Grafik an der Kunstakdemie Düsseldorf wurde. Dieser war zugleich ein enger Freund von Joseph Beuys. „Eines Tages rief er mich an und sagte: ,Bring deine Kamera mit, morgen ist Beuys’ letzter Tag.‘ “, erinnert sich Obermann.

Er kommt, sieht – und drückt ab. Entstanden sind eindringliche Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die Beuys zwischen den Studentinnen und Studenten zeigen, und eben jenes Bild des Moments, in dem er die Akademietür öffnet, um zu gehen.

Später fotografierte Obermann Beuys auch in dessen privatem Atelier. Es sollten die letzten Aufnahmen des Künstlers in seiner persönlichen Arbeitsumgebung werden, entstanden sind sie 1984. Diesmal in Farbe, in ruhiger, fast intimer Atmosphäre. Ein besonderes Bild widmete Beuys dem Fotografen und versah es mit der Signatur: „Für Bernd Obermann, Joseph Beuys.“ Bis heute hängt es in Obermanns Wohnzimmer – ein Stück Zeitgeschichte. „Mich hat das Treffen sehr berührt. Ich war nie ein enger Freund von Beuys, aber wir haben uns geachtet. Der Mann war von Menschlichkeit inspiriert und hatte eine tiefe Seele. Viele Menschen hielten ihn für einen Spinner, weil sie ihn nicht verstanden haben. Was er sagen wollte, ist, dass Geld und Macht nichts mit der wahren Welt zu tun haben.“

Mehr als drei Jahrzehnte arbeitete Bernd Obermann als Fotograf für Deutschlands bekannteste Magazine, den Stern und den Spiegel. Von Düsseldorf ging es nach New York, wo er 15 Jahre lebte. Dort fotografierte er weiter für den Stern und andere Magazine sowie für die New York Times. Er publizierte mehrere Bildbände über den Big Apple.

Wenn es ernst wurde, war Obermann mittendrin. Er berichtete aus Afghanistan und dem Libanon – die Kamera immer auf Augenhöhe mit den Menschen, den Opfern, den Helfern und den Überlebenden. Nähe, Empathie und die Kraft der Schwarz-Weiß-Fotografie prägen sein Werk. Seine Bilder sind nie bloße Dokumente, sie sind emotionale Geschichten, eingefrorene Stücke Menschlichkeit inmitten der Katastrophe.

Nach seiner Rückkehr nach Düsseldorf wurde seine Schwarz-Weiß-Fotografie zu seinem Markenzeichen. Heute sind Obermanns Fotografien in limitierten Editionen gefragte Sammlerstücke. Darunter die seltenen Beuys-Aufnahmen sowie seine New York Bilder. Und natürlich ist der Fotograf auch in Düsseldorf immer noch unterwegs z. B. für das ZOO:M Magazin.

„Tünn Konerding hat mir gezeigt: Kunst bedeutet Innovation. Giotto entdeckte die Perspektive, Picasso erfand den Kubismus – Kunst überschreitet immer Grenzen. Ich sehe mich selbst nicht als Künstler. Ich fotografiere Menschen, mit Mitgefühl und Liebe für sie. Vielleicht ist genau das die eigentliche Innovation. Beuys würde sagen: „Jeder ist ein Künstler.‘“

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Beuys und Düsseldorf

// Joseph Beuys (1921–1986) prägte wie kaum ein anderer Künstler das kulturelle Leben in Düsseldorf. Von 1961 bis 1972 lehrte er als Professor für monumentale Bildhauerei an der Kunstakademie. Seine unkonventionellen Methoden – etwa die Aufnahme aller Bewerber ohne formale Auswahl – machten ihn zum gefeierten, aber auch umstrittenen Lehrer.

//  1972 kam es zum Eklat: Beuys wurde aus dem Lehramt entlassen, nachdem er gemeinsam mit Studenten gegen Zulassungsbeschränkungen protestiert hatte. Sein Abschied von der Akademie wurde zu einem symbolischen Moment der deutschen Kunstgeschichte.

//  Trotz des Konflikts blieb Beuys Düsseldorf eng verbunden. Hier lebte und arbeitete er, hier entstanden viele seiner berühmtesten Aktionen, Ausstellungen und Installa- tionen. Heute gilt Düsseldorf – neben Köln – als eine der wichtigsten Beuys-Städte weltweit.

 

Bernd Obermann

Limitierte, nummerierte und signierte Abzüge der Beuys- und New York-Fotos sind direkt bei Bernd Obermann erhältlich.

Kontakt: www.berndobermann.com

https://www.instagram.com/berndobermann/

 

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