Fotos: Anne Orthen
VDA-Präsidentin Hildegard Müller beim Ständehaus Treff
Als Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) und Lobbyistin kann man einfach nicht gegen Autos sein. Hildegard Müller fährt selbst hybrid und gerne Auto, ihre 19-jährige Tochter sehr gerne und auch schnell, aber in Flensburg sei sie noch ein unbeschriebenes Blatt. Auf was die VDA-Präsidentin beim Auto nicht verzichten wolle, hakte RP-Chefredakteur Moritz Döbler beim Ständehaus Treff im K21 nach. „Aktuell auf die Sitzheizung“, antwortete Müller und hatte damit die Lacher von 400 Gästen aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Sport auf ihrer Seite.
Mit Düsseldorf verbindet die in Rheine geborene Hildegard Müller viel: Hier absolvierte sie bei der Dresdner Bank eine Ausbildung zur Bankkauffrau, studierte Betriebswirtschaftslehre an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Dann ging sie in die Politik – mit großem Erfolg. 2005 zog sie als CDU-Abgeordnete des Wahlkreises Düsseldorf I in den Bundestag ein und wurde von Angela Merkel als Staatsministerin in die Bundesregierung berufen.
Schon damals ging es um Themen wie Bürokratieabbau und die Gesundheitsreform. „Ich habe kleine Schräubchen drehen können“, bilanziert Müller. Stimmt, denn genau diese Themen lassen bis heute die Wogen hochschlagen – ebenso wie das aktuell propagierte Aus für den Verbrenner. „20 Prozent der Menschen wollen ein E-Auto“, sagt Müller. Was eben im Umkehrschluss heißt, 80 Prozent nicht. Für Müller ein Signal für mehr Ladesäulen und eine bessere Ladeinfrastruktur. Laden statt tanken, das gelte es in den Köpfen zu verankern. Aber auf jedem Fall dem Auto die Treue halten. Selbst unter dem Weihnachtsbaum könne die VDA-Präsidentin es sich vorstellen.
Am 10. Dezember will die EU-Kommission ein Gesetzespaket, das so genannte Automotive Omnibus-Paket, für die Automobil- und Mobilitätsbranche vorlegen. Vom Verbrenner-Aus wird dort nicht die Rede sein und auch Müller betont: „Der Verbrenner muss Teil der Lösung sein.“ Nur halt mit grünen Kraftstoffen und einer besseren Technologie.
Zwischen Sorge und Schritttempo
Die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger sind ihr bekannt und dass diese vor allem eins fordern: eine sichere Rente und Arbeit. Von einer Beschäftigungssicherung, wie sie Vizekanzler Lars Klingbeil fordere, könne jedoch nicht die Rede sein. Bis 2035 werden 190.000 Arbeitsplätze wegfallen. Wie wettbewerbsfähig wird der Wirtschaftsstandort Deutschland dann noch sein? Zumindest für die Automobilbranche sieht es nicht rosig aus. Schon jetzt werden 30 Prozent der Autos in China produziert. „Aktuell haben wir 130 Hersteller in China“, sagt Müller und die liefern sich aktuell einen ruinösen Preiswettkampf. Und Merkels Leitsatz „Wir müssen soviel besser sein als wir teurer sind“ – der stimmt nach Meinung der VDA-Präsidentin nicht mehr.
Dennoch – und das erstaunt dann doch ein wenig – ist Müller mit der Bundesregierung nicht unzufrieden. Oder zumindest ist eine Minderheitsregierung für sie keine Option. Weder die AfD, noch das BSW oder die Linksparteien hätten Lösungen für die wirtschaftlichen Probleme in der Hinterhand. Selber mitmischen in der Politik möchte die Managerin, die den reinen Frauentisch der Stadtwerke explizit begrüßte, nicht mehr. Mitgestalten könne sie schließlich auch ohne Mandat. 2008 legte sie ihr Amt nieder und stieg als Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft ein. 2016 wechselte sie zum Vorstand der RWE, 2019 zum Verband der Automobilindustrie.
Düsseldorf ist jedoch immer ihre Heimat geblieben. „Düsseldorf hat sich phantastisch entwickelt“, betonte sie und wenn sie nicht beim Karneval dabei sein könne, bekomme sie Phantomschmerzen. Und im Bundeskanzleramt habe sie auch schon mal für Stimmung und 50 Liter Altbier gesorgt. Die Stimmung im K21 war auch ohne Altbier gut, was nicht zuletzt auch an dem hervorragenden Menü mit Weinbegleitung von GCS Catering lag mit klassischer Gänsekeule – à point versteht sich.
