Fotos: Finedent
Implantate: eingesetzt fürs Leben?
Zahnlücken gab es schon immer und der Wunsch, diese zu ersetzen, geht weit zurück in die Geschichte. Die ersten festsitzenden Brückenelemente aus Gold wurden von den Etruskern zwischen 1000 und 400 v. Chr. entwickelt. Bis zur heutigen Brückentechnik vergingen fast 3.000 Jahre in der Medizingeschichte. Vor rund 30 Jahren entstand mit der dentalen Implantologie eine völlig neue Anwendungs- und Behandlungsform für Zahnersatz, die heute mit über 1,3 Millionen Implantaten sämtliche Rekorde in der Prothetik bricht. Wir sprachen mit Dr. Robert Berdik von der Zahnarztpraxis Finedent in Düsseldorf.
Warum verlieren Erwachsene trotz aller Vorsorge immer noch ihre Zähne?
Dr. Robert Berdik: Die Hauptursache für den Zahnverlust im Erwachsenenalter sind die beiden Volkskrankheiten Parodontitis und Karies, wobei das Parodontitis-Risiko ab ca. 40 Jahren die häufigste Ursache von Zahnverlust darstellt. Hinzu kommen noch Krankheiten und Unfälle.
Die Versorgung mit Brücken ist in Deutschland rückläufig, weil bei Einzelzahnlücken und fehlenden Backenzähnen immer häufiger Implantate gesetzt werden. Was hat diesen Siegeszug ausgelöst? Denn kostengünstig sind Implantate nicht und von der Kasse bezahlt werden sie auch nicht.
Dr. Robert Berdik: Implantate sind in vielen Fällen die beste Lösung – nicht nur für einzelne Zahnlücken, sondern auch bei größerem Zahnverlust. Im Unterschied zu klassischen Brücken müssen dabei keine gesunden Nachbarzähne beschliffen werden. Für die Patientinnen und Patienten bedeutet das: weniger Verlust von gesunder Zahnsubstanz und oft auch mehr Stabilität beim Kauen. Die Kostenfrage lässt sich nicht pauschal beantworten. Einzelne Implantate beginnen bei einer Zuzahlung von 1.000 Euro, durchaus vergleichbar mit einer Zahnkrone. Gesetzliche Kassen übernehmen meist nur einen Zuschuss für den Zahnersatz, nicht für das Implantat selbst. Für viele Patientinnen und Patienten ist das trotzdem eine lohnende Investition, weil ein gutes Implantat im Idealfall Jahrzehnte hält.

Experte für dentale Implantologie: Dr. Robert Berdik von der Zahnarztpraxis Fine Dent
Und die Brücke?
Dr. Robert Berdik: Gute Brücken halten auch viele Jahre und sie haben durchaus Vorteile wie eine kürzere Behandlungsdauer und eine Brücke kommt kann ich ohne einen chirurgischen Eingriff befestigen. Bei einigen Patientinnen und Patienten kann eine Brücke oder Prothese die bessere Lösung sein – etwa wenn die Knochensubstanz nicht ausreicht oder andere gesundheitliche Faktoren gegen eine Implantation sprechen. Deshalb legen wir großen Wert auf eine transparente Beratung: Welche Optionen gibt es? Was ist medizinisch sinnvoll? Und wie steht es um Aufwand, Kosten und Erfolgsaussichten? Gerade bei Implantaten sollten Patientinnen und Patienten keine Schnellentscheidungen treffen.
Implantate versprechen Stabilität, Ästhetik und Lebensqualität – und treffen damit einen Zeitgeist, der auf Funktion und Selbstbewusstsein setzt. Wie sind Ihre Erfahrungen?
Dr. Robert Berdik: Zahnimplantate sind künstliche Zahnwurzeln, die mit einem chirurgischen Eingriff in den Kieferknochen eingebracht werden. Für viele Patientinnen und Patienten sind Implantate auch keine Frage von Luxus, sondern der Funktionalität. Mit Implantaten lässt sich gerade im Seitenzahnbereich die volle Kaufunktion wiederherstellen. Und auch die psychologische Komponente spielt eine Rolle: Feste Zähne steigern das Selbstwertgefühl.
Aus welchem Material sind die Implantate?
Dr. Robert Berdik: Implantate bestehen in der Regel aus Titan oder aus Keramik. Beide Materialien sind biokompatibel, werden also vom Körper in der Regel gut angenommen. Titan ist seit Jahrzehnten erprobt und gilt als „Goldstandard“, weil es sich zuverlässig mit dem Knochen verbindet. Für Menschen mit metallfreier Versorgung oder hohem ästhetischem Anspruch bietet sich Zirkonoxid, also ein keramisches Material, als Alternative an, das im Frontzahnbereich auch ästhetische Vorteile mit sich bringt.
Die Pflege von Brücken ist nicht immer einfach, vor allem nicht, wenn das Zahnfleisch im Laufe der Jahre zurückgeht. Dringen Bakterien ein, können diese die beschliffenen eigenen Zähne unter der Brücke angreifen …
Dr. Robert Berdik: Eine gute Mundhygiene ist in jedem Fall wichtig. Aber auch wenn ein Implantat kein echter Zahn ist, ist es nicht wartungsfrei. Auch hier können sich bakterielle Beläge ansammeln, die Entzündungen auslösen. Eine sogenannte Periimplantitis – eine Entzündung des Gewebes rund um das Implantat – kann langfristig sogar zum Verlust des Implantats führen. Auch bestimmte Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes oder Parodontitis müssen berücksichtigt werden. Deshalb empfehlen wir neben der täglichen Zahnpflege auch regelmäßige professionelle Zahnreinigungen. Und ich rate jedem, der ein Implantat trägt, mindestens zweimal im Jahr zur Kontrolle zum Zahnarzt zu gehen.

Für Dr. Robert Berdik, Inhaber der Zahnarztpraxis Finedent in Düsseldorf, sind Zahnimplantate eine Investition in die Lebensqualität
Implantate sind nicht nur eine Alternative für Brücken, sondern auch für Prothesen. Wie funktioniert das?
Dr. Robert Berdik: Wir sprechen dabei von einem „All-on-4“-Prinzip. Dabei werden mit nur vier Implantaten ganze Zahnbögen fest verankert. Diese Methode eignet sich vor allem für zahnlose Kiefer oder Patientinnen und Patienten, die mit herausnehmbaren Prothesen nicht zurechtkommen. Zahnimplantate sind kein Allheilmittel – aber in vielen Fällen eine medizinisch sinnvolle und langfristig tragfähige Lösung.