Foto: Melanie Zanin

Welches sind Ihre Lieblingsecken oder bevorzugten Viertel und wo gehen Sie lieber nicht hin?

Meine neue Lieblingsecke ist, es mag überraschend klingen, das neue Kulturquartier rund um den Worringer Platz. Vom KAP1 (Zentralbibliothek, FFT) über das Central (den neuen Spielort von Jungem Schauspiel und Stadt:Kollektiv) mit seiner spektakulären Brücke über die Worringer Straße, am Busbahnhof vorbei (den vergessen wir mal; nicht aber das große Kunstwerk von Katharina Sieverding entlang des alten Postgebäudes) zum Worringer Platz mit dem KreativRaumD, dem Freibad, WP8, mit Robertos Eiscafé und einigen guten Restaurants drumherum (probieren Sie das MAZAR aus, sehr gute afghanische Küche und sehr nette Leute!), bis hin zum tanzhaus NRW – ich kenne keine deutsche Großstadt, in der ein solch ungewöhnliches und attraktives Kulturangebot auf einem Kilometer existiert.  Keine fein geleckte Gegend, eher rau. Das macht den Charme aus. Es ist in keiner Weise elitär. Es lädt ein zur Auseinandersetzung mit seiner Geschichte und seinen Geschichten. Dennis Cibulla vom WP8 kann hunderte Geschichten rund um den „Worri“ erzählen.

Wo gehe ich lieber nicht hin? In die Altstadt am Wochenende.

Was sollte man als Bürger oder Besucher der Stadt nicht verpassen?

  1. Das eben beschriebene „alternative“ Kulturquartier vom Hauptbahnhof bis zum tanzhaus NRW. Hier ist die Dynamik einer sich verändernden Gesellschaft zu spüren und zu gestalten.
  2. Rund um den wunderbaren Hofgarten gibt es eine tolle, „die“ Kulturmeile Düsseldorfs: mit Schauspielhaus und Theatermuseum, mit Kunstpalast und K21 am Grabbeplatz uvm. Und – noch! – mit der Oper. Das Verrückte ist: Wenn die Oper am Wehrhahn gebaut wird (warum nicht?!), verbindet sie elegant die beiden so unterschiedlichen Kulturquartiere. Auch eine schöne Pointe.
  3. Heimspiele von Fortuna Düsseldorf – auch wenn es schwer fällt.
  4. Die Immermannstraße mit ihren sensationellen asiatischen Restaurants.

Was vermissen Sie am meisten, wenn Sie unterwegs sind?

Wenn ich reise, fällt mir immer wieder auf: Alle anderen deutschen Städte sind mir entweder zu groß oder zu klein. Düsseldorf ist genau richtig. Irgendwo zwischen Weltstadt und Dorf.

Was würden Sie als Oberbürgermeister als erstes ändern?

  1. Die Beleuchtung vom Hauptbahnhof über den Busbahnhof bis zu den Unterführungen Erkrather und Kölner Straße: mehr Licht, mehr Farbe, mehr Freundlichkeit, mehr Schönheit! Beleuchtung muss nichts Fantasieloses sein. Es kann aus Angsträumen Orte machen, in denen man sich gern aufhält. Wir arbeiten daran.
  2. Gute und menschenwürdige Lösungen für die Obdachlosen, die Drogenabhängigen, die Alkoholiker finden, die rund um den Bahnhof und um den Worringer Platz leben und versuchen zu überleben. Die Menschlichkeit einer Gesellschaft zeigt sich in der Frage, wie sie mit den Schwächsten umgeht.
  3. Ich bin Fahrradfahrer; ich habe mein Auto vor 30 Jahren abgeschafft; das finde ich auch ökologisch ziemlich vorbildhaft. Aber fast täglich komme ich in lebensgefährliche Situationen mit rücksichtslosen Autofahrern. Die Stadt ist (immer noch) für Autofahrer gebaut; die Vision der 50er Jahre hieß: „Autogerechte Stadt“. Das heißt: alle anderen sind gefährdet. Es ist Zeit für eine neue Erzählung, die ÖPNV, Fahrradverkehr und Fußgänger mindestens gleichberechtigt anerkennt und daraus kluge Politik macht.

Düsseldorf ist für Sie …

Düsseldorf ist eine grandiose Kulturstadt, vielfältig und weltoffen; Düsseldorf ist eine Businessstadt mit einem schnellen Rhythmus. Eine Stadt, die jeden freundlich begrüßt; es dauert eine Weile, bis sie einen umarmt und sagt: Du gehörst dazu.

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