Am 20. Juli 1944 verübte Graf Stauffenberg mit Hilfe zahlreicher Mitverschwörer das Attentat auf Hitler. Dieses schlug fehl, Stauffenberg und zahlreiche seiner Kameraden wurden noch am selben Abend hingerichtet. In den folgenden Wochen nutzte das Regime den Anschlag, um verdächtige Offiziere, potentielle oder frühere Gegner zu inhaftieren oder zu ermorden. Widerstand gegen das NS-Regime gab es auch in Düsseldorf.

v.l. Claus Schenk Graf von Stauffenberg  und Oberst i.G. Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim Foto: Dauerausstellung „Deutsche Militärgeschichte 1867 bis heute“ in der Abt. Militärarchiv Freiburg i. Breisgau

Zerstörte Lagerbaracke nach dem Anschlag, Juli 1944, Bild: Von Bundesarchiv, Bild 146-1972-025-12 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5482662

Der militärische Widerstand war sicherlich das ausdruckstärkste Zeugnis gegen den Nationalsozialismus. Zahlreiche Attentate vor und nach Kriegsbeginn durch Wehrmachtsoffiziere sind bekannt. Sie scheiterten alle. Formen des organisierten politischen Widerstands gab es nach 1933. Ehemalige politische Gegner und Gewerkschafter blieben auch nach 1933 im Widerspruch zum Regime, entwickelten eine vielfältige „Resistenz“ gegen das NS-Regime, um sich dem totalitären Herrschaftsanspruch des Nationalsozialismus zu entziehen. Diesen Gruppen ging es nicht primär darum, das Regime politisch zu stürzen. Eine soziale Großgruppe, die auf Selbstbewahrung und Resistenz ausgerichtet war, war die katholische Kirche.

Die katholische Kirche im Nationalsozialismus
Nach den Daten der Volkszählung vom 16. Juni 1933 waren von 65,2 Millionen Deutschen 21,2 Millionen römisch-katholisch – also nicht einmal ein knappes Drittel. Kennzeichnend für den Katholizismus in Deutschland war ein weitverzweigtes Vereins- und Verbandswesen, das nahezu alle Bereiche des Kirchenvolkes umfasste. Anfang der 1930er Jahre gab es über 200 katholische Organisationen mit einer in die Millionen gehenden Mitgliederzahl. Die Bindung vieler Katholiken zu ihrer Kirche hatte sich mit der zunehmenden Säkularisierung seit Mitte des 19. Jahrhunderts zwar gelockert, aber noch in den 1930er Jahren zählten fast zwei Drittel aller Katholiken zum Kreis der praktizierenden Gläubigen, für die der Besuch der Sonntagsmesse zur Norm zählte, die Kirche war da in der Tat eine Volkskirche. Der Einfluss der Priester auf die Gläubigen in Fragen der Moral und Glaubenslehre hatte eine tiefere Reichweite und Wirkung als heute – bis hin zu Themen gesellschaftlicher und politischer Fragen.

Nach den Wahlerfolgen der NSDAP ab 1930 nahmen deutsche Bischöfe Stellung zur NS-Ideologie. Die Kommentare in Presseartikeln und Hirtenbriefen enthielten deutliche Mahnungen. Nach dem 30. Januar 1933 standen die Bischöfe vor einer neuen Situation: Ein legal ernannter Reichskanzler besaß Anspruch auf staatsbürgerlichen Gehorsam. Die Regierungserklärung Hitlers am 23. März 1933 entkräftete wesentliche Besorgnisse des Episkopats, sodass die Kirche von früheren allgemeinen Warnungen und Verboten abrückte. Das Reichskonkordat vom 20. Juli 1933 sicherte den Bestand der Bekenntnisschulen und gab Garantien für den Fortbestand katholischer Organisationen. Die Ereignisse bis zum Sommer 1933 lassen den Schluss zu, dass die katholische Volksminderheit weder den Aufstieg der NSDAP noch deren „Machtergreifung“ im Januar 1933 verursacht oder begünstigt hat. Sie hat allerdings die Machtbefestigung auch nicht erschwert. Als soziale Großgruppe blieben Katholiken mit Anspruch auf Autonomie intakt. Die Kirche war daher im Stande, der nationalsozialistischen Herrschaft Normen und Verhaltensweisen entgegenzusetzen, die das Regime als Widerstand deutete. Die Berichte der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) geben hiervon beredtes Zeugnis. Die Nichtanpassung an das Regime hatte für Geistliche und Laien einen hohen Preis: Jeder dritte Priester wurde Opfer von Verhören, inhaftiert in Gefängnissen oder Konzentrationslagern oder ermordet. Viele Gläubige starben, weil sie dem Regime ablehnend gegenüberstanden. Ihre Zahl ist bis heute unbekannt geblieben. Drei Düsseldorfer im Widerstand

Erich Klausener 1933, Foto:  Von Bundesarchiv, Bild 102-14315 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5415518

Erich Klausener: 1885 in Düsseldorf geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und nach dem Ende des Ersten Weltkrieges hatte Klausener in Landkreisen, preußischen Ministerien und schließlich ab Februar 1933 im Reichverkehrsministerium leitende Funktionen inne. Als Leiter der Katholischen Aktion ab 1928 in Berlin war er eine bekannte Persönlichkeit, die mit Reden und kritischen Stellungnahmen gegenüber dem Nationalsozialismus weit über die Reichshauptstadt Berlin bekannt war. Den Röhm-Putsch Ende Juni 1934 nahmen SS-Schergen zum Anlass, Klausener an seinem Arbeitsplatz zu ermorden.

Bild: Benedikt Schmittmann, ca. 1905

Benedikt Schmittmann: 1872 in Düsseldorf geboren, Studium der Rechtswissenschaften in Freiburg, Leipzig und Bonn. Seit 1919 Professor für Sozialwissenschaften an der Universität Köln; er galt als wichtiger Lehrer der katholischen Soziallehre. Nach der Machtergreifung 1933 wurde ihm die Lehrerlaubnis entzogen; er lebte anschließend zurückgezogen in seinem Haus in Düsseldorf-Flehe. Am 1. September 1939 wurde Schmittmann verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert. Wenige Tage später starb Schmittmann an den Folgen der Misshandlungen durch SS-Männer.

Leo Statz: 1898 in Köln geboren. Die Familie zog nach Düsseldorf, als Leo noch im Vorschulalter war; Offizier im Ersten Weltkrieg, anschließend als Unternehmer tätig; großes Engagement im Düsseldorfer Schützen- und Karnevalsbrauchtum. Statz wurde im September 1943 denunziert und von der Gestapo verhaftet. Vom Volksgerichtshof wurde er wegen „Zersetzungspropaganda“ zum Tode verurteilt und am 1. November 1943 hingerichtet.

Was ist heute in Düsseldorf von diesen Männern noch bekannt?
Die Erinnerung an Leo Statz ist der Leo-Statz-Platz. Hier wurde am 1. November 1963 ihm und Erich Klausener zu Ehren ein Mahnmal errichtet. Ein Berufskolleg in Düsseldorf trägt seinen Namen. Die Funken Artillerie Rot-Weiß verleiht jährlich die Leo-Statz-Plakette für Verdienste um den Düsseldorfer Karneval. An Erich Klausener wird an seinem Geburtsort in Düsseldorf-Unterbilk am Hause Kronprinzenstraße 43 erinnert. Eine Straße in Düsseldorf-Stockum trägt seinen Namen. In vielen anderen Städten ist Klausener als Namensgeber von öffentlichen Gebäuden oder Straßen bekannt. Auch an Benedikt Schmittmann wird in Düsseldorf und Köln auf verschiedene Weise gedacht. In beiden Städten tragen Straßen seinen Namen. Ein Studentenwohnheim und eine Stiftung in Köln sind nach ihm benannt. Die Stadt Köln ehrt ihn mit einer Figur an ihrem Rathausturm und in den Kirchen St. Ursula und St. Severin. Die katholische Kirche hat Klausener, Schmittmann und Statz 1999 als Glaubenszeugen in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen.

Stolperstein von Benedikt Schmittmann

Beitragsbild: Stauffenberg, links, mit Hitler (Mitte) und Wilhelm Keitel, rechts, bei einem gescheiterten Attentat in Rastenburg am 15. Juli 1944
Bundesarchiv, Bild 146-1984-079-02 / CC-BY-SA 3.0

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